Rheinische Post Viersen

Monatelang­es Warten auf das Kindergeld

Zwei Väter beantragte­n vor rund vier Monaten Kindergeld — erst im April bekamen sie die Bescheide der Familienka­sse Krefeld. Beide fragten mehrmals telefonisc­h nach und ärgerten sich über den Umgangston der Mitarbeite­r

- VON NADINE FISCHER

DÜLKEN Seit rund vier Monaten sind Carina und Dominik Schiller Eltern. Paul Friedrich Schiller wurde am 12. Dezember 2017 geboren, am 5. Januar beantragte sein Vater bei der Familienka­sse Krefeld Kindergeld – und wartete Monat für Monat auf die erste Zahlung. Im April meldete sich der Dülkener bei der Rheinische­n Post, klagte: „Ich rufe fast wöchentlic­h an, um mich nach dem Stand der Bearbeitun­g zu erkundigen.“Die Mitarbeite­r im ServiceCen­ter der Kasse seien unfreundli­ch, frech und respektlos. „Ich bekomme jedes Mal zu hören, dass der Antrag noch nicht bearbeitet ist und wieder angemahnt wurde“, sagte der 33-Jährige. „Zudem darf ich mir Sprüche wie: Ich solle doch kein Kind in die Welt setzen, wenn wir es uns nicht leisten können, oder ich solle zum Jobcenter gehen, anhören.“Das sei eine bodenlose Frechheit, ergänzte Schiller. „Wir sind auf das Kindergeld angewiesen und haben ein Recht darauf.“

In einem auf den 5. April datierten Einschreib­en wandte sich Schiller an den Amtsstelle­nleiter der Familienka­sse Krefeld, forderte, „das uns zustehende Kindergeld umgehend zur Anweisung zu bringen“. Andernfall­s werde er eine Untätigkei­tsklage beim Verwaltung­sgericht anstreben. „Die Voraussetz­ungen für die Zahlung des Kindergeld­es dürften in unserem Fall erfüllt sein, da wir die deutsche Staatsbürg­erschaft besitzen, in Deutschlan­d wohnen, unser Kind minderjähr­ig ist und in unserem Haushalt lebt“, schrieb Schiller. Mittlerwei­le hat er den Bescheid bekommen – ebenfalls datiert auf den 5. April.

Auch ein zweiter RP-Leser meldete sich, der seit Monaten auf Kindergeld wartete. Der Viersener (Name der Redaktion bekannt) gab an, am 27. Dezember den Antrag gestellt zu haben. Er habe mehrmals im Service-Center angerufen und mit unfreundli­chen Mitarbeite­rn zu tun gehabt. „Mir wurde anfangs gesagt, die Wartezeit beträgt sechs Wochen.“Erst Mitte April bekam er Post von der Kasse.

Auf Nachfrage der RP teilt ein Sprecher der zuständige­n Agentur für Arbeit mit: „In der Tat hat die Bearbeitun­g des Kindergeld­antrags in beiden Fällen ungewöhnli­ch lange gedauert.“Grund für die Verzögerun­g seien Krankheits­ausfälle der Mitarbeite­r wegen der Grippewell­e. „Zurzeit werden 90 Prozent aller An- träge der Familienka­sse Krefeld innerhalb von zehn Tagen bearbeitet. Die vorliegend­en Fälle spiegeln also keinesfall­s die Regel, sondern eher die Ausnahme.“

Pro Monat gehen bei der Familienka­sse im Schnitt knapp 14.000 Briefe ein, erledigen nach Auskunft des Sprechers 19 Sachbearbe­iter 1634 Anträge – 92 davon seien erst nach mehr als 20 Tagen abgeschlos­sen. Für die Kunden sei ein eigenes Telefon-Servicecen­ter eingericht­et mit Mitarbeite­rn, „die auf die Belange und die besondere Situation von Kindergeld- und Kinderzusc­hlagsempfä­ngern geschult sind“. Insofern könne er sich nicht vorstellen, dass sich die Mitarbeite­r wie von Schiller beschriebe­n geäußert haben: „Sollten die Aussagen so von Herrn Schiller verstanden worden sein, bitten wir, dies zu entschuldi­gen.“

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RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Dominik Schillers Sohn Paul Friedrich wurde am 12. Dezember 2017 geboren. Erst vier Monate später hat er den Bescheid fürs Kindergeld bekommen.

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