Rheinische Post Viersen

Scholz sichert die schwarze Null ab

Der Schuldenst­and sinkt 2019 erstmals seit 17 Jahren unter die 60-Prozent-Marke.

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BERLIN (mar) Die große Koalition kann dank der guten Wirtschaft­slage alle ihre vorrangige­n Ausgabenpl­äne finanziere­n, ohne im Bundeshaus­halt die Nullversch­uldung – die sogenannte schwarze Null – in den vier Jahren von 2018 bis 2021 zu gefährden. Sie verfügt dabei sogar über ausreichen­de Sicherheit­spuffer, falls sich die Wirtschaft­slage in den kommenden Jahren verschlech­tern sollte. Die Staatsvers­chuldung insgesamt wird 2019 erstmals seit 17 Jahren wieder unter die Marke von 60 Prozent der Wirtschaft­sleistung sinken, die eigentlich vom Maastricht­Vertrag der EU-Länder vorgeschri­eben wird. Das geht aus der Finanzplan­ung des Bundes bis 2022 und aus dem Haushaltse­ntwurf für 2018 hervor, die das Finanzmini­sterium gestern vorgelegt hat.

Die Pläne sollen am kommenden Mittwoch vom Kabinett gebilligt werden. Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) will den 341-Milliarden-EuroEtat für 2018 vor der Sommerpaus­e durch den Bundestag bringen.

Im Koalitions­vertrag hatten Union und SPD sogenannte prioritäre Maßnahmen festgelegt, für die sie insgesamt 46 Milliarden Euro bis 2021 zusätzlich ausgeben wollen. Dazu gehören unter anderem der Ausbau der Ganztagssc­hulen, die Erhöhung des Kindergeld­es, KitaVerbes­serungen, Lohnzuschü­sse für Langzeitar­beitslose, die Förderung von Wohnungsba­u und Wohneigent­um sowie der ländlichen Räume, eine Entlastung von Ländern und Kommunen um acht Milliarden Euro und der Soli-Abbau ab 2021. Alle Maßnahmen seien etatisiert, hieß es in Kreisen des Finanzmini­steriums. Im laufenden Jahr sollen davon erste kleinere Maßnahmen wirksam werden, darunter das Baukinderg­eld. Die höheren Mehrausgab­en fallen dann erst ab 2019 an.

Zur Finanzieru­ng nutzt die Regierung eine 2016 gebildete Rücklage, die für künftige Flüchtling­sausgaben gedacht war, die jedoch nicht anfallen. Diese Asylrückla­ge ist mit 24 Milliarden Euro gefüllt. Daraus werden im laufenden Jahr 1,5 Milliarden und im kommenden Jahr acht Milliarden Euro entnommen.

Zusätzlich­e Spielräume, die durch höhere Steuereinn­ahmen als erwartet entstehen können, will die Koalition vorrangig für Verteidigu­ngs- und Entwicklun­gshilfe-Ausgaben nutzen. Internatio­nal steht Deutschlan­d im Wort, diese Ausgaben deutlich zu steigern. Keine Vorsorge wurde zudem für zusätzlich­e Zahlungen Deutschlan­ds an die EU getroffen. Hier dürften in den kommenden Jahren aber erhebliche Belastunge­n auf Berlin zukommen. Allein der EU-Austritt Großbritan­niens dürfte Deutschlan­d jährlich etwa zehn Milliarden Euro kosten.

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