Rheinische Post Viersen

Kaum im Amt, schon zur Nato

Der neue US-Außenminis­ter bekennt sich zur Allianz, macht aber auch Druck.

- VON MARKUS GRABITZ

BRÜSSEL Bereits wenige Stunden nach seiner Vereidigun­g ist der neue US-Außenminis­ter Mike Pompeo nach Brüssel zum Treffen der NatoAußenm­inister gereist. Sein deutscher Kollege Heiko Maas, ebenfalls ein Novize in der Runde, würdigte es als „gutes Zeichen und Statement“, dass der ehemalige Offizier und CIA-Chef „gleich als erste Amtshandlu­ng“zur Nato gekommen ist.

Einerseits legte Pompeo gleich ein Bekenntnis zur Nato ab. „Die Arbeit, die heute hier gemacht wird, ist von unschätzba­rem Wert“, sagte er. Die Arbeit der Allianz bedeute den USA viel. Das sind andere Töne als die Bemerkung, die Nato sei „obsolet“, wie Donald Trump noch als Kandidat gesagt hatte.

Anderersei­ts schlug Pompeo mit seiner zweiten Bemerkung in die gleiche Kerbe wie Trump: Die NatoBündni­sstaaten sollen mehr für die Verteidigu­ng ausgeben. Gerade Deutschlan­d hatte Trump bei seinem Besuch bei der Nato im vergangene­n Sommer im Blick, als er in Brüssel beim Festakt zur Übergabe des neuen Nato-Gebäudes polterte: „Viele dieser Länder schulden uns über die Jahre riesige Summen Geld.“Die USA pochen darauf, dass die Beschlüsse des Nato-Gipfels von Wales umgesetzt werden. Dabei einigten sich alle Verbündete­n darauf, bis 2024 die nationalen Verteidigu­ngsausgabe­n auf zwei Prozent der jeweiligen Wirtschaft­sleistung anzuheben. Deutschlan­d ist weit von dem Zwei-Prozent-Kriterium entfernt und hat bislang lediglich eine Erhöhung der Verteidigu­ngsausgabe­n auf 1,25 Prozent für das Jahr 2021 in Aussicht gestellt.

Das zentrale Thema des Treffens war ein anderes: das Verhältnis zu Russland. Nach dem Giftanschl­ag auf den russischen Doppelagen­ten Sergej Skripal in England hatten zahlreiche Nato-Länder russische Diplomaten ausgewiese­n. Hinzu kommen die Luftschläg­e, die die USA gemeinsam mit Frankreich und Großbritan­nien gegen Syrien unternomme­n haben, nachdem der mutmaßlich­e Giftgasang­riff von Syriens Machthaber Baschar al Assad auf die Zivilbevöl­kerung in Syrien bekannt geworden war. Assad wird von Moskau gestützt.

Die Minister analysiert­en bei ihrem Treffen das Verhalten Russlands und erörterten, wie das Bündnis damit umzugehen hat. Nato-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g warf Russland „gefährlich­es Verhalten“vor. Außenminis­ter Maas hob die Einigkeit im Bündnis hervor: „Nach Skripal und den Militärsch­lägen gab es eine gemeinsame Sprache der westlichen Partner.“Maas betonte aber auch, wie wichtig Deutschlan­d der Dialog mit Russland sei: „Ohne Russland gibt es keine Lösung bei vielen Problemen.“Es gibt Überlegung­en, noch vor dem Nato-Gipfel im Juli einen Nato-Russland-Rat abzuhalten. Allerdings heißt es, dass derzeit von Moskau nur schwache Signale an die Nato gesendet werden. So sei etwa immer noch kein neuer Nato-Botschafte­r bestellt.

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FOTO: AP Nato-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g, Bundesauße­nminister Heiko Maas und sein neuer US-Kollege Mike Pompeo (v.l.) in Brüssel.

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