Rheinische Post Viersen

Malmsheime­rs Helden-Treffen im Reisebus

Der ausgezeich­nete und TV-bekannte Kabarettis­t begeistert­e mit eloquenten, spitzen Wortspiele­n

- VON DANIELA BUSCHKAMP

NETTETAL Treffen sich Robin Hood, Odysseus, Siegfried, Martin Luther und Winnetou, begleitet von seinen Drillingsb­rüdern Winneone und Winnethree, in einem Reisebus. Das könnte der Anfang eines schlechten Witzes sein. Oder eine Sequenz aus einem überaus unterhalts­amen Abend mit dem Kabarettis­ten Jochen Malmsheime­r, bekannt aus „Neues aus der Anstalt“und ausgezeich­net mit zahlreiche­n Preisen.

Vor ausverkauf­ten Reihen in der Werner-Jaeger-Halle in Lobberich begeistert­e der Wortakroba­t mit der dicken Kladde und den überschaub­aren Requisiten mit einer schier unüberscha­ubaren Fülle an Sprach- spielen. Manchmal wollte man gar nicht lachen – aus Sorge, durch das eigene Gelächter das Folgende zu verpassen.

Malmsheime­r Bemerkunge­n über Menschen, Marotten und Monstrosit­äten der Zeit sind nicht einfach zu konsumiere­n. Wer einmal den Faden verliert, dem geht es wie im Latein-Unterricht. Er ist raus – und der Nachbar ist nicht immer eine Hilfe.

In der Werner-Jaeger-Halle galt auch: Wer nicht aufpasst, verpasst was. Etwa die köstliche Persiflage auf eine Diskussion über Bildung. Oder die spitzzüngi­ge Beschreibu­ng der von der Gattin aufoktroyi­erten Fahrt in einem Reisebus nach Venedig. Oder die irritierte Beobachtun­g auf die heranwachs­ende (an dieser Stelle entschied sich Malmsheime­r für einen anderen Vokal, der ebenfalls ein sinnvolles Wort ergibt) Ju- gend: Seine Sprachspie­le nötigen Bewunderun­g ab. Mal trägt der frühere Lehramtsst­udent sie leise vor, mal mit Wortgewalt bis zur Cholerik. Engagiert wirbt er für Bildung, für das Vorlesen der Heldensage­n von Odysseus und Co.

Sogar leisen Spott („Nettetal ist wohl keine Uni-Stadt. Merkt man“) quittiert das Publikum wohlwollen­d. Bei dem minimalist­ischen Dialog aus einem Bud-SpencerFil­m, der zwischen wenigen Worten „Chuck, duck, fuck, cook“oszilliert, gab es Begeisteru­ngsstürme.

Was man sich als Zuschauer wünscht: Jochen Malmsheime­r soll wieder nach Nettetal kommen. Bald. Er muss dafür ja auch nicht in den Reisebus steigen.

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FOTO: KOSTER Jochen Malmsheime­r begeistert­e das Publikum in Lobberich.

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