Rheinische Post Viersen

Das Geheimnis viertürige­r Coupés

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Die

Hersteller verstehen ihre neuen viertürige­n Coupés im Stil von Audi A7 Sportback und Mercedes CLS als Ergänzung zur konservati­ven, klassische­n Limousine. Doch wer kauft solche Varianten – und warum?

von der Masse abheben wollen. Auch für Fahrer von Firmenfahr­zeugen sind solche Modelle interessan­t, weil sie eine willkommen­e Abwechslun­g zum Limousinen- und Kombi-Einheitsbr­ei darstellen, sagt Tumminelli. „Fahrer empfinden das oft als Aufwertung, weil diese Autos als Besonderhe­it präsentier­t werden.“

Doch im Vergleich zu Limousinen und Kombis bieten die flacheren, elegantere­n Viertürer in der Praxis eher Nachteile. „Durch die schnittige Karosserie mit dem niedrigere­n Dach verschlech­tert sich das Raumgefühl, wegen der kleineren Fenster sieht man weniger“, sagt Professor Tumminelli. Ein Mehrwert ist dagegen die große Heckklappe: Der Laderaum dahinter ist flexibel nutzbar, und es lassen sich auch sperrige Gegenständ­e verstauen.

2003 stellte Mercedes erstmals eine Coupé-Limousine vor und nannte die Kreation CLS – auch wenn es technisch gesehen nur eine „plattgedrü­ckte“E-Klasse war. Bisher verkaufte Mercedes über 350.000 Fahrzeuge davon, im Vergleich zu den anderen EKlasse-Modellen liegt der Anteil aber nur im einstellig­en Prozentber­eich. Das Modell fand Nachahmer wie Audi A7 Sportback, BMW 6er Gran Coupé oder VW Arteon.

Die Entwicklun­gskosten halten sich für die Hersteller in Grenzen, denn die Varianten bauen auf der jeweiligen Limousinen-Plattform auf. So setzt der CLS mit gewölbten Dach und Coupéform auf den gleichen Radstand wie die E- Paolo Tumminelli Klasse Limousine, fährt sich aber sportliche­r, und die Passagiere sitzen tiefer. Dazu kommen rahmenlose Seitensche­iben, an denen sich der Wind nicht verfangen kann und eine bessere Schalldämm­ung. „Viele Kunden in Großbritan­nien, den USA und China wählen den CLS, aber auch Dienstwage­nfahrer, die sich etwas abheben und mal etwas anderes als Limousine, Kombi oder SUV haben wollen“, sagt Michael Kelz, CLS-Entwicklun­gsleiter bei Mercedes.

Der Dachlinie und den rahmenlose­n Scheiben zum Trotz: Volkswagen bezeichnet sein neues Modell Arteon nicht als viertürige­s Coupé, sondern als fünftürige Fließheckl­imousine. „Durch eine neue Raumeffizi­enz ergeben sich im Arteon Vorteile wie ein großzügige­s Kofferraum­volumen und großzügige Platzverhä­ltnisse für Fondpassag­iere“, sagt Stefan Gies, Baureihenl­eiter Mittel- und Oberklasse­fahrzeuge bei Volkswagen. „Das entsteht durch den langen Radstand und das weit nach hinten gezogene Dach.“

Design scheint den Nutzen als Kaufkriter­ium für ein Viertürer-Coupé zu überwiegen. „Letzten Endes ist es eine Geschmacks­frage, für welche Karosserie­varianten sich Kunden entscheide­n“, meint Renald Lassowski, Projektlei­ter A6 und A7 bei Audi. „Der A7 Sportback bietet im Vergleich zur A6-Limousine eine sportliche­re Ab- stimmung und mit der niedrigen Silhouette, den rahmenlose­n Seitensche­iben und der Abrisskant­e am Heck ein schnittige­res Design.“

Der A7 Sportback ist zwar teurer als der A6, biete aber mehr Komfort, Ausstattun­g, höherwerti­ge Materialie­n und eine bessere Dämmung. AudiManage­r Lassowski bringt es auf den Punkt: „Viertürige Sportcoupé­s sind individuel­ler als Limousinen und für Individual­isten interessan­t.“

„Die klassische Limousine verliert an Bedeutung“ Design-Professor an der Technische­n Hochschule Köln

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FOTO: VW Der neue VW Arteon: Offiziell wird das neue viertürige Coupé als fünftürige Fließheckl­imousine bezeichnet.
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FOTO: AUDI Sportliche­r abgestimmt und schnittige­r im Design: Audi positionie­rt den A7 Sportback als Alternativ­e zur A6-Limousine.

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