Zwei in Einem: Das duale Studium
Absolventen eines ausbildungsintegrierenden dualen Studiums haben bereits nach vier Jahren ein Ausbildungszeugnis und den Bachelor in der Tasche. Mit viel Praxiserfahrung sind ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt sehr gut.
Ausbildung oder Studium – diese Entscheidung muss man beim dualen Studium nicht treffen. Man macht einfach beides. „An der Hochschule Niederrhein haben wir 1982 das Krefelder Modell ins Leben gerufen“, erklärt Christian Sonntag, Leiter des Referats Hochschulkommunikation. Dabei absolvieren die Studierenden zeitgleich zum Bachelorstudium eine Ausbildung in einem von der IHK anerkannten Ausbildungsberuf. Wie läuft das duale Studium zeitlich ab? Nach vier Semestern ist die Ausbildung erfolgreich beendet, dann wird in Vollzeit oder Teilzeit weiter studiert. In der Regel haben die Studierenden nach acht Semestern zwei Abschlüsse in der Tasche: den Bachelor und das Ausbildungszeugnis. „So spart man gegenüber einem normalen Studium plus Ausbildung ein ganzes Jahr“, zeigt Christian Sonntag die Vorteile auf. Wie bekomme ich einen Studienplatz? Zugangsvoraussetzung ist fast immer die Allgemeine Hochschulreife oder die Fachhochschulreife. An der Hochschule Niederrhein gehört auch ein Ausbildungsvertrag zur Bewerbung. „In der Regel gibt es dann keine weitere Zulassungsbeschränkung“, sagt Christian Sonntag. Wie werde ich den hohen Anforderungen gerecht? Über den hohen Anspruch im dualen Studium sollten sich Interessenten jedoch im Vorfeld klar sein. „Die gefragten Fähigkeiten sind zwar für jeden Studiengang unterschiedlich. Was sie verbindet, ist die Doppelbelastung“, betont Christian Sonntag. Die dual Studierenden haben die ganze Woche über ein volles Programm zu absolvieren. Sie müssen besonders gut organisiert sein, denn sie haben mehrere Lernorte und Ansprechpartner unter einen Hut zu bringen: den Ausbildungsbetrieb, die Hochschule und das Berufskolleg. „Daher müssen die dual Studierenden leis- tungsstark und belastbar sein“, sagt Norbert Woehlke, stellvertretender Geschäftsführer Berufsbildung und Prüfungen an der Industrie- und Handelskammer zu Düsseldorf. „Zusätzlich zur IHK-Zwischenund Abschlussprüfung gilt es noch, Klausuren und Semesterarbeiten der Hochschule konzentriert zu meistern.“ Wie finde ich einen Ausbildungsbetrieb? Die Modelle des dualen Studiums richten sich zumeist an Abiturienten. „Wenn das Studium ausbildungsbegleitend absolviert wird – also in den Abendstunden oder am Wochenende – bemüht sich der Azubi in der Regel selbst um den Studienplatz“, erklärt Norbert Woehlke. „Oft wird er von seinem Unternehmen dabei organisatorisch und auch monetär unterstützt.“Die IHKLehrstellenbörse ermöglicht die gezielte Recherche nach dualen Studiengängen. „Einfach unter der Rubrik ,Beruf’ das Stichwort ,duales Studium’ eingeben“, rät Norbert Woehlke. Interessenten sollten sich jedoch frühzeitig bewerben. „Die dualen Studienplätze sind limitiert und werden oftmals früh vergeben - meist schon am Jahresende für das Folgejahr.“ Welche Alternativen gibt es zur Kombination Studium und Ausbildung? Eine Alternative zum ausbildungsintegrierenden dualen Studium ist das praxisintegrierende Studium. Die Modelle sind vergleichbar, jedoch absolvieren die Studenten in den Praxisphasen keine Berufsausbildung. Sie werden beispielsweise als Praktikant oder Mitarbeiter eingestellt und nicht als Azubi. Es entfällt die Doppelbelastung, da die Studierenden nicht zur Berufsschule gehen. Wie kommen Absolventen eines dualen Studiums auf dem Arbeitsmarkt an? Absolventen eines dualen Studiums haben bereits in jungen Jahren viel Praxisluft geschnuppert. „Sie haben Belastbarkeit bewiesen und kennen bereits ein Unternehmen sehr gut – nämlich das, in dem sie die Ausbildung gemacht haben“, zeigt Christian Sonntag von der Hochschule Niederrhein die Vorteile auf. Ein Unternehmen, das ein Kombistudium anbietet, erreicht besonders ambitionierte Bewerber. Es kann sie systematisch entwickeln und längerfristig an sich binden. „Das klappt auch sehr häufig und viele Absolventen werden nach Studienabschluss direkt übernommen“, betont Sonntag. Für beide – Studierende und Unternehmen – ist das duale Studium eine echte Win-Win-Situation. In welchen Fachbereichen gibt es duale Studiengänge? Grundsätzlich ist ein duales Studium für jeden Beruf möglich. „Für die Recherche der vorhandenen Angebote in der Region gibt es gute Datenbanken im Internet, wie ,Dual stu- dieren im Rheinland’ oder AusbildungPlus“, erklärt Norbert Woehlke von der IHK. Bereits die Liste der Dualen Studiengänge an der Hochschule Niederrhein ist lang und reicht von Angeboten in den Fachbereichen Elektrotechnik und Informatik über Maschinenbau und Wirtschaftswissenschaften hin zum Gesundheitswesen. Daraus ergibt sich eine Vielzahl an Berufen, wie Elektroniker, Industriemechaniker oder Chemikant.
Duale Studiengänge werden an staatlichen Hochschulen und an Privatschulen angeboten. Wer sich für eine Fachrichtung interessiert, sollte die Angebote vergleichen. Einige Hochschulen erheben lediglich einen Semesterbeitrag, an privaten Einrichtungen sind oft hohe Monatsbeiträge fällig. Auch die Leistungen unterscheiden sich: Einige Institutionen organisieren den Ausbildungsplatz bei Partnerunternehmen, während andere einen bereits unterzeichneten Ausbildungsvertrag fordern.