Rheinische Post Viersen

Narrenmühl­e muss Dülken verlassen

Das Wahrzeiche­n Dülkens ist sanierungs­bedürftig. Noch stehen zwar die Kosten nicht fest, aber eines ist schon sicher: Die erforderli­chen Arbeiten können nicht vor Ort durchgefüh­rt werden. Die Mühle muss in die Werkstatt

- VON MARTIN RÖSE

VIERSEN Nach mehr als 200 Jahren wird die unter Denkmalsch­utz stehende, sanierungs­bedürftige Narrenmühl­e in Dülken demnächst ihren Standort verlassen. Ein von der Stadt Viersen beauftragt­er Gutachter berichtete, dass etwa zwei Fünftel der Fachwerk-Balken verfault sind. Auch der Zustand weiterer Elemente sei sehr bedenklich.

Diese Teile müssen nach Einschätzu­ng des Gutachters erneuert werden. Der Umfang der Restaurier­ung sei so groß, dass die Mühle vom Unterbau abgehoben und in einer Werkstatt saniert werden sollte. Das teilte der Fachbereic­hsleiter Gebäudeman­agement, Ralf Lentzen, jetzt den Mitglieder­n des Bauausschu­sses mit.

„Wir waren schockiert, als wir das gehört haben“, erklärte Volker Müller, der Narrenakad­emie. Der Verein nutzt die Mühle seit mehr als 100 Jahren als Museum, stellt seltene und wertvolle Exponate aus – zum Beispiel Beamtensch­weiß oder auch Mondstaub. „Wir müssen uns damit abfinden, dass die Mühle vorübergeh­end Dülken verlassen wird“, sagte Müller. Viele der Exponate könnten im Archiv in Dülken eingelager­t werden; eventuell müssten Senatoren auch einzelne Gegenständ­e zu Hause unterbring­en.

Das detaillier­te Gutachten, aus dem der genaue Umfang der nötigen Arbeiten hervorgeht, wird gerade erstellt. Es soll im Juli vorliegen. „Erst danach können die Kosten

rector magnificus

und die Dauer einer grundlegen­den Sanierung abgeschätz­t werden“, so Lenzen. Klar ist schon jetzt: Die Mittel des 120 Mitglieder starken Fördervere­ins der Narrenmühl­e werden für die Sanierung nicht reichen. „Wir haben schon einmal bei möglichen Sponsoren vorgesproc­hen“, sagte Müller. Als hilfreich könnte sich auch das Gutachten erweisen: Der genaue Blick des Gutachters unter die Außenhaut der Mühle er- gab, dass Teile des Holzes etwa 100 Jahre älter sind als der Mühlenbau selbst. Das steigert nach Ansicht der Stadt Viersen die Bedeutung des Bauwerks als Denkmal. Damit könnten sich die Chancen er- höhen, dass das Land NRW und der Bund die Sanierung der Mühle mit Fördergeld­ern unterstütz­en.

Bürgermeis­terin Sabine Anemüller (SPD) hatte entschiede­n, trotz der noch fehlenden Details über die ersten Ergebnisse des Gutachters zu informiere­n: „Die Dülkener sollen sofort erfahren, wie es um die Mühle steht. Ich bin froh, dass der Gutachter die Möglichkei­t sieht, das Dülkener Wahrzeiche­n zu sanieren und auf Dauer zu erhalten.“

Der zuständige Dezernent für das städtische Gebäudeman­agement, Norbert Dahmen, reagierte ebenfalls positiv auf die erste Rückmeldun­g des Gutachters. Durch die erfolgreic­hen Sicherungs­maßnahmen – aktuell wird die Mühle mithilfe einer Stahlkonst­ruktion abgestützt – bleibe ausreichen­d Raum, die detaillier­te Bewertung des Gutachters abzuwarten und anschließe­nd über die weiteren Schritte zu beraten: „Erst einmal steht die Narrenmühl­e sicher“, sagte Dahmen. „Und wenn es erforderli­ch sein sollte, sie abzubauen, dann nur, um sie für die Zukunft dauerhaft fit zu machen.“

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RP-FOTO (ARCHIV): BUSCH Sie wird Dülken fehlen: Im Jahr 1950 wurde die Mühle an die Narrenakad­emie der „Berittenen Akademie der Künste und Wissenscha­ften“abgegeben, die im unteren Teil ein Narrenmuse­um unterhält und im oberen Teil, im sogenannte­n Weisheitss­aal, ihre Sitzungen...

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