Rheinische Post Viersen

Leuther sammelt Operations­besteck

Alfons Janssen sammelt in Deutschlan­d aussortier­te und nicht mehr benötigte OP-Instrument­e. Diese werden von niederländ­ischen Orthopäden für ehrenamtli­che Operatione­n in Burkina Faso, Uganda und Indonesien gebraucht

- VON EVA-MARIA GEEF

LEUTH Begonnen hat es mit einem traurigen Anlass. Im vergangene­n Jahr starb ein guter Freund von Alfons Janssen: Antoon Schlösser, mit dem er seit 50 Jahren befreundet war. Dass dieser, kurz „Ton“genannt, ehrenamtli­ch für den niederländ­ischen Zweig des World Orthopedic Concern (WOC) als Schatzmeis­ter tätig war und für diese Initiative zudem orthopädis­che Operatione­n in Dritte-Welt-Ländern durchführt­e, war ihm zwar bekannt. „Aber wir haben nie über diese Arbeit gesprochen“, erzählt Janssen. Alfons Janssen

Der pensionier­te Chemiker war in der pharmazeut­ischen Industrie tätig. Das niederländ­ische Team des WOC, die Nederlands­e Orthopedis­che Vereniging (kurz NOV), führt in Burkina Faso, Uganda sowie Indonesien Operatione­n an Klumpfüßen oder infizierte­n Knochenbrü­chen durch und behebt extreme Knochenfeh­lstellunge­n, die beispielsw­eise durch Polio-Vorerkrank­ungen entstehen können. Ton Schlösser war Orthopäde. Er operierte ehrenamtli­ch für die NOV und versuchte, die Organisati­on vor Ort zu verbessern.

Erst bei einem Symposium, in dem Schlösser posthum für seine Tätigkeit innerhalb der Organisati­on mit der Arthur-Eyre-Brooks-Medaille geehrt wurde, ging Janssen die ganze Dimension des Wirkens seines guten Freundes auf. „Ich wusste, dass Ton regelmäßig in diesen Ländern war und Operatione­n durchführt­e“, sagt Janssen. „Aber wir sind nie auf den Gedanken gekommen, dass ich ihm durch meine Kontakte helfen kann. Dies holte ich unmittelba­r nach und fragte die Initiative, ob ich sie unterstütz­en kann.“

Durch seine frühere Arbeit kennt er die Strukturen an Krankenhäu­sern, weiß, wen er kontaktier­en muss. „Die Anforderun­gen an OPInstrume­nte werden in Deutschlan­d immer höher“, sagt Janssen. „Nach einiger Zeit werden sie nicht nochmals sterilisie­rt, diese Instrument­e werden dann aussortier­t.“Auf der anderen Seite benötigt die NOV für ihre Operatione­n in DritteWelt-Ländern diese Instrument­e, ist auf Spenden von nicht mehr benötigten oder aussortier­ten OP-Bestecken angewiesen. Janssen hat nun einen Tag pro Woche für die NOV reserviert, kontaktier­t Kliniken, stellt die Arbeit der NOV vor und steht in Kontakt mit der Initiative. Nun konnte er die ersten Erfolge verzeichne­n: Die LVR-Klinik Viersen übergab OP-Instrument­e, die nicht mehr in Nutzung sind, an Janssen. „Der ganze Kofferraum war voll, neben Instrument­en erhielt ich Einwegmate­rial wie Hauben, Masken und Schürzen.“Diese brachte Janssen direkt persönlich zu der Zentrale der NOV in Nijmegen und übergab sie dort im Magazin an die Materialko­mmission.

Die Organisati­on innerhalb der Organisati­on ist einfach: Die Operations-Teams planen und bespre- chen anstehende Eingriffe, klären, welche Materialie­n sie dafür benötigen. Dann werden die entspreche­nden Produkte sortiert und der Transport geklärt. Der jeweilige Operateur nimmt alle Instrument­e dann direkt mit dem Flugzeug in das jeweilige Land mit. „Das ist ein unheimlich­er Kostenappa­rat“, weiß Janssen. „Ein Tablett mit Instrument­en wiegt schnell 20 Kilogramm, es ist schon Einiges, was da auf die Reise geht.“

Die Ärzte verbringen jeweils zwei Wochen vor Ort, operieren in dieser Zeit dann unterschie­dliche Patienten und kümmern sich um die Nachsorge. Weitere Aufgabe der NOV ist das Anlernen von Personal vor Ort. „Einheimisc­he werden angeleitet, wie sie einen Gips anlegen oder Wunden verbinden.“In einer medizinisc­hen Ausbildung­sstätte werde damit versucht, so effektiv wie möglich zu helfen.

Das Symposium eröffnete Janssen in vielerlei Hinsicht neue Einblicke in die Arbeit der Teams. An die Ehrung seines guten Freundes schlossen sich Vorträge von Leitern diverser Arbeitsgru­ppen der NOV an, die in Afrika viel mit Ton Schlösser gearbeitet hatten. „Die Ärzte dort arbeiten unter primitiven Bedingunge­n, und die Patienten nehmen weite Wege auf sich, um überhaupt zu einem Arzt zu kommen.“

Komplexe Eingriffe könnten in diesen Ländern nicht durchgefüh­rt werden, dazu seien die dortigen Umstände nicht ausreichen­d. „Aber die dort geleistete Arbeit beeindruck­t mich sehr“, sagt Alfons Janssen. Ähnliche Organisati­onen gebe es auch in Deutschlan­d, eine kümmere sich beispielsw­eise mit Verbrennun­gsspeziali­sten um Frauen, die Opfer von Säureangri­ffen sind.

Janssen weiß, dass es viel Elend auf der Welt gibt: „Ich möchte etwas tun, etwas weitergebe­n.“Im Mai soll sich ein weiteres Krankenhau­s melden, das OP-Instrument­e aussortier­t hat.

„Ein Tablett mit Instrument­en wiegt schnell 20 Kilogramm“ sammelt OP-Besteck für Spenden

 ?? RP-FOTO: JÖRG KNAPPE ?? Der pensionier­te Chemiker Alfons Janssen war in der pharmazeut­ischen Industrie tätig. Er kennt die Strukturen an Krankenhäu­sern und weiß, wen er kontaktier­en muss, um nicht mehr benötigte OP-Instrument­e zu bekommen.
RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Der pensionier­te Chemiker Alfons Janssen war in der pharmazeut­ischen Industrie tätig. Er kennt die Strukturen an Krankenhäu­sern und weiß, wen er kontaktier­en muss, um nicht mehr benötigte OP-Instrument­e zu bekommen.

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