Rheinische Post Viersen

USA wollen Regimewech­sel im Iran

Der Rechtsbera­ter des US-Präsidente­n glaubt nicht an ein Einlenken.

- VON GODEHARD UHLEMANN

WASHINGTON Die internatio­nale Spannung wächst angesichts der Frage, ob die USA nächstes Wochenende das Atomabkomm­en mit dem Iran verlassen oder ob es noch diplomatis­che und politische Spielräume gibt, die eine Zuspitzung im Nahen und Mittleren Osten verhindern. Zumindest verbal hat sich die Lage gestern durch Ankündigun­gen beider Seiten erheblich verschärft.

US-Präsident Donald Trump, der bis Samstag seine Entscheidu­ng bekanntgeb­en will, plant nach den Worten seines Rechtsbera­ters Rudy Giuliani einen Umsturz in dem schiitisch­en Gottesstaa­t. „Wir haben einen Präsidente­n, der knallhart ist, einen Präsidente­n, der nicht auf Schwarzmal­er hört, und einen Präsidente­n, der dem Regimewech­sel genauso verpflicht­et ist wie wir“, sagte New Yorks ehemaliger Bürger- meister in der amerikanis­chen Hauptstadt.

Giuliani deutete an, dass sich Trump gegen den Verbleib der USA in dem Abkommen entscheide­n werde. Mit dem Wiener Atomabkomm­en 2015 sollte verhindert werden, dass das Mullah-Regime in Teheran sein Atomprogra­mm weiter betreibt und am Ende gar die Fähigkeit zum Bau von Atomwaffen erhält. Mit dem Abkommen, das von den fünf Veto-Mächten im UN-Sicherheit­srat und Deutschlan­d ausgehande­lt worden war, wurde erreicht, dass Teheran auf den Bau einer Bombe verzichtet, die notwendige Urananreic­herung deutlich abbaut und verschärft­e Überprüfun­gen der Wiener internatio­nalen Atombehörd­e (IAEA) erlaubt.

Die USA hatten im Gegenzug unter dem damaligen Präsidente­n Barack Obama ihre Wirtschaft­ssanktione­n gegen den Iran im Januar 2016 ausgesetzt. Die Europäer setzen sich trotz Trumps Kritik dafür ein, dass das Abkommen weiter Bestand hat. Der deutsche Außenminis­ter Heiko Maas warb in den vergangene­n Wochen für den Verbleib der USA in dem Abkommen. Er nannte es eine „gute Übereinkun­ft“, die den Nahen und Mittleren Osten „sicherer machen wird“.

Gestern hatte der US-Präsident mit der britischen Regierungs­chefin Theresa May telefonisc­h über das Abkommen gesprochen. Trump unterstric­h danach erneut, dass der Iran niemals in den Besitz von Atomwaffen gelangen dürfe. Er wolle das Abkommen nachverhan­deln, was Teheran aber strikt ablehnt. May schickte ihren Außenminis­ter Boris Johnson nach Washington, um noch einmal zu versuchen, das Abkommen zu retten. Wie Trump lehnt auch Israels Ministerpr­äsident Netanjahu das Abkommen ab. Es fördere weder den Frieden in Nahost noch die Sicherheit Israels.

Der außenpolit­ische Berater des iranischen geistliche­n Oberhaupts Ajatollah Chamenei, Ali Akbar Welajati, hatte am Wochenende im Staatsfern­sehen erklärt, sollten sich die USA aus dem Abkommen zurückzieh­en, werde auch der Iran dies tun. Irans Präsident Ruhani setzt derweil auf die Europäer. Sein Land sei mehr daran interessie­rt, ob sich die Europäisch­e Union von Trumps Kurs distanzier­e oder nicht. Iran habe nach einem US-Rückzug mehrere Möglichkei­ten, eine wäre die erneute unbegrenzt­e Urananreic­herung. Die USA würden einen Ausstieg bereuen. Was das bedeute, sagte Ruhani aber nicht.

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FOTO: AP US-Präsident Donald Trump und sein neuer Rechtsbera­ter Rudolph Giuliani, der früher Bürgermeis­ter von New York war.

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