Rheinische Post Viersen

Vier Gänge und ein Mord

Wer mischte das Gift in den Kakao? Beim Krimidinne­r im Alten Braukeller bekamen die Gäste zum Viergang-Menü Spaß und Spannung serviert — und selbst mitspielen dürfen sie auch

- VON EVA-MARIA GEEF

SCHAAG Wer versuchte, Lord Ashtonburr­y mit einem vergiftete­n Kakao zu töten? War es seine Ehefrau, von der er sich scheiden lassen möchte? Oder der Gutsverwal­ter, der ihn zu erpressen versuchte? Dieser Frage widmeten sich am Freitagabe­nd zahlreiche Hobbydetek­tive im Restaurant „Altes Brauhaus“. Der Gesellscha­ftssaal des Gasthauses verwandelt­e sich an diesem Abend in den Sitz der Familie Ashtonburr­y, wo der Lord seinen 60. Geburtstag feierte.

Was als würdevolle Feier mit vielen Gästen, darunter den Mitglieder­n des berüchtigt­en „Puddingclu­bs“, beginnt, wird schnell zum dramatisch­en Schauplatz eines Verbrechen­s. Blitz und Donner sorgen für Unbehagen, und zurecht: Zunächst erscheint ein unheilvoll­er Besucher, der der Familie des Lords Schrecklic­hes androht und sie mit einem Fluch belegt. Wenig später klagt das Hausmädche­n Rose über Magenschme­rzen. Kurz darauf ist sie tot: Die als „Naschkatze“bekannte Angestellt­e hat den für den Lord bestimmten Kakao getrunken. Der rasch herbeigeru­fene Arzt stellt Gift als Todesursac­he fest.

Aus diesem Szenario entspinnt sich eine kurzweilig­e Mörderjagd, bei der immer neue Verdächtig­e auftauchen, und auch weitere Leichen wird es an diesem Abend geben. Die Teilnehmer des Nettetaler Krimidinne­rs erlebten die erste von insgesamt sechs Episoden rund um die Familie Ashtonburr­y mit dem passenden Titel „Die Nacht des Schreckens“. Manche Gäste wurden Teil der Inszenieru­ng und fügten sich in das Ensemble ein: sie spielten kleine Rollen wie den Arzt oder Mitglieder des „Puddingclu­bs“, einem Verein, der sich der Erhaltung des schottisch­en Brauchtums verschrieb­en hat.

Bereits ganz in ihrer Rolle, werden die Besucher vom Lord stilgerech­t begrüßt, anschließe­nd die Sitzplät- ze von Butler „Bunter“angesagt. Anschließe­nd werden die Gäste von den Darsteller­n zu ihren Plätzen geleitet: Hausmädche­n Rose, da noch quickleben­dig, gibt sich heiter bis naiv, der Gutsverwal­ter eher tumb bis unfreundli­ch. Die runden Tische des ausverkauf­ten Saales sind mit riesigen Kerzenleuc­htern, Spinnweben und Grablampen dekoriert, der erste Drink, ein Absinth, steht bereits bereit.

Kurz nachdem alle Gäste ihre Plätze eingenomme­n haben, ertönt die Filmmelodi­e der „Miss Marple“Fernsehrei­he, und das Krimidinne­r beginnt. Die Krimiszene­n wechseln sich mit einem abwechslun­gsreichen Vier-Gänge-Menü ab. Butler Bunter sagt die Menüfolge an und bleibt dem Krimi-Genre dabei treu: „Wir beginnen mit einem nachts im Garten hinterrück­s erstochene­n Spargel, bis zur Unkenntlic­hkeit gebacken, gefolgt von einer aus dem Beet entführten Kresse, in einer Bärlauch-Suppe ertränkt.“Das Roastbeef sei „gefügig gemacht“und auf einem Trüffelkuc­hen zur „letzten Ruhe gebettet“worden.

Gisela Weigel (68) und Christa Kopp (70) freuen sich sichtlich auf den Abend und haben sich stilgerech­t gekleidet: Neben auffallend­en roten Kleidern, kombiniert mit schwarzem Spitzenhan­dschuhen, tragen die Schwestern kleine Hüte, auf denen quer ein Messer steckt, es wirkt, wie durch den Kopf gestochen. „Die Kostüme haben wir selbst entworfen“, so Kopp. „Wir möchten uns heute Abend amüsieren.“Kopp hat bereits ein Krimidinne­r auf der Burg Bocholt besucht und war so begeistert, dass sie ihre Schwester nun nach Nettetal einge- laden hat. Nach dem dritten Gang und mehreren Leichen ist Gisela Weigel noch ratlos, wer der Mörder ist, aber: „Das Stück gefällt mir sehr gut, es ist sehr originell.“

Die Besucher erleben einen amüsanten Abend, besonders die markigen Sprüche des Butlers – oft in Reimform – sorgen für Gelächter. Viel Applaus erhalten auch die freiwillig­en Darsteller aus dem Gästekreis, die ihre jeweilige Rolle gut ausfüllen. Nach knapp drei Stunden wird der Mörder entlarvt. In vorher ausgeteilt­en „Ermittlung­sprotokoll­en“konnten alle Besucher ihre Theorien über den möglichen Mörder bekanntgeb­en. Nur sieben Gäste haben richtig geraten, dafür gibt es ein Geschenk, ebenso wie für das beste Kostüm: Das erhalten absolut verdient die Schwestern Gisela Weigel und Christa Kopp.

 ?? RP-FOTO: JÖRG KNAPPE ?? Der Gesellscha­ftssaal des „Alten Brauhauses“wurde am Wochenende zum Tatort. In liebevolle­n Kostümen bezog das „Krimidinne­r“-Team die Gäste in sein mörderisch­es Spiel ein.
RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Der Gesellscha­ftssaal des „Alten Brauhauses“wurde am Wochenende zum Tatort. In liebevolle­n Kostümen bezog das „Krimidinne­r“-Team die Gäste in sein mörderisch­es Spiel ein.

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