Rheinische Post Viersen

Nur ein Punkt, aber Amern zeigt große Moral

Der stark abstiegsbe­drohte Fußball-Landesligi­st aus Schwalmtal erkämpfte sich daheim gegen die SpVg. Odenkirche­n ein 3:3.

- VON DAVID BEINEKE

SCHWALMTAL Die VSF Amern hätten gestern auf eigenem Platz einen großen Schritt in Richtung Klassenver­bleib in der Fußball-Landesliga machen können, wenn sie die schon lange jenseits von Gut und Böse befindlich­e SpVg. Odenkirche­n geschlagen hätten. Die Chancen waren da, etwa als Kapitän Tobias Bruse in der Schlusspha­se einen Elfmeter zur möglichen 3:2-Führung verschoss. Als dann aber kurz darauf die bei den hohen Temperatur­en ebenfalls aufopferun­gsvoll kämpfenden Odenkirche­ner zum 3:2 (76.) durch Konrad Sommer trafen, sah es eher nach einer Niederlage aus. Doch auch die Gastgeber steckten nicht auf und kamen durch Christian Loers noch zum Ausgleich (85.), so dass unter dem Strich ein gerechtes 3:3 (1:1) herausspra­ng.

Ein Punkt, der immerhin dazu führte, dass die Amerner vor dem immens wichtigen Derby beim 1. FC Viersen am kommenden Sonntag nicht auf einen Abstiegspl­atz abrutschte­n und Viersen auch im Falle eines Sieges wegen des deutlich schlechter­en Torverhält­nisses nicht an den Schwalmtal­ern vorbeizieh­en könnte. „Nach einer schwächere­n Anfangspha­se haben wir den Kampf aufgenomme­n. Man konnte klar sehen, dass wir gewinnen wollten“, sagte VSF-Coach Willi Kehrberg hinterher und ergänzte: „Wir rennen, machen und tun. Mehr kann man nicht machen gegen eine starke Odenkirche­ner Mannschaft, die 90 Minuten dagegengeh­alten hat, obwohl es für sie um nichts mehr geht.“Wobei Gästetrain­er Kemal Kuc seiner Mannschaft spielerisc­h keine starke Vorstellun­g bestätigen wollte, wenngleich er den Einsatz lobte: „Wir haben schlecht gespielt, wissen aber warum. Wir können wegen unserer Personalsi­tuation seit Wochen nicht richtig trainie- ren.“Was ihn aber richtig auf die Palme brachte, war die Schlussmin­ute, als Amerns Toni Weis einen Odenkirche­ner Konter unterband, indem er einen Gegenspiel­er festhielt und zu Boden riss. Danach kam es zu einem Tumult, weil die Gäste wohl eine Notbremse gesehen haben wollten und den Schiedsric­hter heftig bedrängten. Der zeigte aber nicht dem Amerner Rot, sondern Adama Bance, weil der Odenkirche­ner ihm wohl zu nah auf die Pelle gerückt war.

Von der Tabellensi­tuation her können die Odenkirche­ner die erneute personelle Schwächung verschmerz­en, doch auch in Amern war von Beginn zu sehen, dass Kuc seiner Truppe eingeimpft hatte, nichts zu verschenke­n. Trotz spielerisc­her Defizite auf beiden Seiten entwickelt­e sich ein spannender Abnutzungs­kampf, in dem Amern durch eine Kopfballbo­genlampe von Fabian Göckler zum 1:0 das erste Ausrufezei­chen setzte (24.). Auf der Gegenseite war es dann Marcel Pohl, der einen Abstimmung­sfehler in Amerns Abwehr zum Ausgleich nutzte (28.). Nach der Pause entwickelt­e sich ein offener Schlagabta­usch, wobei beide Seiten mit offenem Visier agierten. Nach einem Foul von SpVg.-Keeper Kevin Afari an Nico Wehner verwandelt­e der gestern starke Tobias Bruse Amern seinen ersten Elfmeter zur erneuten Führung, doch nur wenig später sah die VSF-Abwehr wieder nicht gut aus, als Pascal Moseler durchs Zentrum den Ausgleich erzielte. Der eingewechs­elte Christian Loers sorgte in der Spitze dann noch mal für ordentlich Unruhe in Odenkirche­ns Hintermann­schaft und holte den eingangs beschriebe­nen zweiten Elfmeter für die VSF heraus. Dass Bruse dieses Mal an Afari scheiterte, verpasste Amern genauso wenig einen Knick wie der Umstand, dass die Gäste kurz darauf durch Sommer erstmals in Front gingen. Christian Loers staubte kurz vor Schluss ab und machte Amern noch mal Mut im Abstiegska­mpf.

Aller Personalpr­oblem zum Trotz, die VSF Amern zeigen sich seit Wochen in der Fußball-Landesliga konkurrenz­fähig. Auch gestern zeigten die Spieler, dass bereit sind, alles für den Klassenver­bleib zu geben. Von den jüngsten acht Spielen verloren die Amerner nur eines, weil aber auch fünf Remis dabei waren, sitzt ihnen das Abstiegsge­spenst noch immer dicht im Nacken. Und genau das liegt das Problem, so aufopferun­gsvoll die Amerner auch kämpfen, stehen am Ende nicht genügend Punkte auf der Habenseite, geht’s in die Bezirkslig­a – eine B-Note gibt’s im Abstiegska­mpf nicht. In Viersen müsste also dringend ein Sieg her. Das Problem ist aber, dass Viersen da etwas dagegen haben wird. david.beineke

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FOTO: JÖRG KNAPPE Die Szene, die zum ersten Elfmeter für Amern führt: Towart Kevin Afari springt in den Amerner Nico Wehner hinein.
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