Nur ein Punkt, aber Amern zeigt große Moral
Der stark abstiegsbedrohte Fußball-Landesligist aus Schwalmtal erkämpfte sich daheim gegen die SpVg. Odenkirchen ein 3:3.
SCHWALMTAL Die VSF Amern hätten gestern auf eigenem Platz einen großen Schritt in Richtung Klassenverbleib in der Fußball-Landesliga machen können, wenn sie die schon lange jenseits von Gut und Böse befindliche SpVg. Odenkirchen geschlagen hätten. Die Chancen waren da, etwa als Kapitän Tobias Bruse in der Schlussphase einen Elfmeter zur möglichen 3:2-Führung verschoss. Als dann aber kurz darauf die bei den hohen Temperaturen ebenfalls aufopferungsvoll kämpfenden Odenkirchener zum 3:2 (76.) durch Konrad Sommer trafen, sah es eher nach einer Niederlage aus. Doch auch die Gastgeber steckten nicht auf und kamen durch Christian Loers noch zum Ausgleich (85.), so dass unter dem Strich ein gerechtes 3:3 (1:1) heraussprang.
Ein Punkt, der immerhin dazu führte, dass die Amerner vor dem immens wichtigen Derby beim 1. FC Viersen am kommenden Sonntag nicht auf einen Abstiegsplatz abrutschten und Viersen auch im Falle eines Sieges wegen des deutlich schlechteren Torverhältnisses nicht an den Schwalmtalern vorbeiziehen könnte. „Nach einer schwächeren Anfangsphase haben wir den Kampf aufgenommen. Man konnte klar sehen, dass wir gewinnen wollten“, sagte VSF-Coach Willi Kehrberg hinterher und ergänzte: „Wir rennen, machen und tun. Mehr kann man nicht machen gegen eine starke Odenkirchener Mannschaft, die 90 Minuten dagegengehalten hat, obwohl es für sie um nichts mehr geht.“Wobei Gästetrainer Kemal Kuc seiner Mannschaft spielerisch keine starke Vorstellung bestätigen wollte, wenngleich er den Einsatz lobte: „Wir haben schlecht gespielt, wissen aber warum. Wir können wegen unserer Personalsituation seit Wochen nicht richtig trainie- ren.“Was ihn aber richtig auf die Palme brachte, war die Schlussminute, als Amerns Toni Weis einen Odenkirchener Konter unterband, indem er einen Gegenspieler festhielt und zu Boden riss. Danach kam es zu einem Tumult, weil die Gäste wohl eine Notbremse gesehen haben wollten und den Schiedsrichter heftig bedrängten. Der zeigte aber nicht dem Amerner Rot, sondern Adama Bance, weil der Odenkirchener ihm wohl zu nah auf die Pelle gerückt war.
Von der Tabellensituation her können die Odenkirchener die erneute personelle Schwächung verschmerzen, doch auch in Amern war von Beginn zu sehen, dass Kuc seiner Truppe eingeimpft hatte, nichts zu verschenken. Trotz spielerischer Defizite auf beiden Seiten entwickelte sich ein spannender Abnutzungskampf, in dem Amern durch eine Kopfballbogenlampe von Fabian Göckler zum 1:0 das erste Ausrufezeichen setzte (24.). Auf der Gegenseite war es dann Marcel Pohl, der einen Abstimmungsfehler in Amerns Abwehr zum Ausgleich nutzte (28.). Nach der Pause entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, wobei beide Seiten mit offenem Visier agierten. Nach einem Foul von SpVg.-Keeper Kevin Afari an Nico Wehner verwandelte der gestern starke Tobias Bruse Amern seinen ersten Elfmeter zur erneuten Führung, doch nur wenig später sah die VSF-Abwehr wieder nicht gut aus, als Pascal Moseler durchs Zentrum den Ausgleich erzielte. Der eingewechselte Christian Loers sorgte in der Spitze dann noch mal für ordentlich Unruhe in Odenkirchens Hintermannschaft und holte den eingangs beschriebenen zweiten Elfmeter für die VSF heraus. Dass Bruse dieses Mal an Afari scheiterte, verpasste Amern genauso wenig einen Knick wie der Umstand, dass die Gäste kurz darauf durch Sommer erstmals in Front gingen. Christian Loers staubte kurz vor Schluss ab und machte Amern noch mal Mut im Abstiegskampf.
Aller Personalproblem zum Trotz, die VSF Amern zeigen sich seit Wochen in der Fußball-Landesliga konkurrenzfähig. Auch gestern zeigten die Spieler, dass bereit sind, alles für den Klassenverbleib zu geben. Von den jüngsten acht Spielen verloren die Amerner nur eines, weil aber auch fünf Remis dabei waren, sitzt ihnen das Abstiegsgespenst noch immer dicht im Nacken. Und genau das liegt das Problem, so aufopferungsvoll die Amerner auch kämpfen, stehen am Ende nicht genügend Punkte auf der Habenseite, geht’s in die Bezirksliga – eine B-Note gibt’s im Abstiegskampf nicht. In Viersen müsste also dringend ein Sieg her. Das Problem ist aber, dass Viersen da etwas dagegen haben wird. david.beineke
@rheinische-post.de