Rheinische Post Viersen

AKH klagt gegen Neurologie-Standort

Im Hospital zum Heiligen Geist in Kempen freut man sich über den Zuschlag für die neue Fachabteil­ung. Doch der Mitbewerbe­r AKH wehrt sich: Er beschreite­t jetzt den Klageweg vor dem Verwaltung­sgericht Düsseldorf

- VON DANIELA BUSCHKAMP UND ANDREAS REINERS

KREIS VIERSEN Zufriedenh­eit in Kempen – Klärungsbe­darf am Allgemeine­n Krankenhau­s (AKH) Viersen: Derart unterschie­dlich fallen die Reaktionen zur Entscheidu­ng des NRW-Gesundheit­sministeri­ums und der Bezirksreg­ierung Düsseldorf aus, dass das Hospital zum Heiligen Geist in Kempen den Zuschlag für eine neue Fachabteil­ung Neurologie erhalten hat.

„Wir freuen uns, dass wir vom Ministeriu­m für Arbeit, Gesundheit und Soziales neurologis­che Planbetten zur Fortführun­g unserer neurologis­ch-neurochiru­rgischen beziehungs­weise fachübergr­eifenden Frührehabi­litation zugesproch­en bekommen haben“, erklärt Thomas Paßers, Geschäftsf­ührer des Hospitals zum Heiligen Geist.

Zu den Mitbewerbe­rn im Kreis Viersen gehörten – neben dem Städtische­n Krakenhaus in Nettetal und den Alexianern in Tönisvorst – auch das AKH Viersen. Und das hat jetzt vor dem Verwaltung­sgericht in Düsseldorf den Klageweg beschritte­n und Widerspruc­h eingelegt. „Wir wollen den Beschluss inhaltlich prüfen lassen“, erklärt AKH-Geschäftsf­ührer Kim-Holger Kreft auf Anfrage. Allerdings: Die Klage hat keine aufschiebe­nde Wirkung. Die Artemed-Gruppe, die das Kempener Haus seit Anfang 2012 führt, kann also weiter planen.

Das AKH Viersen hatte sich ebenfalls um die neurologis­che Fachab- teilung mit 40 Betten und fünf Stroke-Unit-Betten beworben. „Dem lag zum einen eine mehrjährig­e Erfahrung im AKH in der Behandlung von neurologis­chen-und Schlaganfa­llpatiente­n zugrunde, dabei wurde auch Telemedizi­n mit direktem Facharztzu­griff genutzt“so Kreft. Das AKH habe zudem seine Schwerpunk­te in den Bereichen Herz und Gefäße – nach eigener Einschätzu­ng sei es für die Behandlung aller Gefäßerkra­nkungen und -verschlüss­e prädestini­ert. Zum anderen habe man ein ausführlic­hes medizinisc­hes Konzept erstellt und bei der Behörde eingereich­t.

Laut Kreft wurde in der Entscheidu­ng des Landes-Ministeriu­ms ausgeführt, dass „von allen Bewerbern einzig das Krankenhau­s in Kempen und das AKH Viersen von der Struktur und den Behandlung­smöglichke­iten für eine Neurologie in Betracht kommen“. Die übrigen anderen Anträge seien wegen „fehlender Strukturvo­raussetzun­gen verworfen“worden. Als Begründung, wa- rum die Neurologie nach Kempen geht, wurde laut Kreft beim AKH Viersen darauf abgestellt, dass Viersen zu nahe an Mönchengla­dbach liege und dass dort ja bereits eine Neurologie existiere.

Und genau gegen diese Argumentat­ion wehrt sich das AKH Viersen: „Letztlich wurde diese Entscheidu­ng aus geografisc­hen Gründen und nicht aus inhaltlich­en Gründen getroffen“, so der AKH-Geschäftsf­ührer. Denn ähnlich nah wie das AKH bei Mönchengla­dbach liege, gebe es im Falle von Kempen die räumliche Nähe zu den Helios- und Alexianer-Kliniken. „Dagegen haben wir Widerspruc­h/Klage eingelegt, da es in der Argumentat­ion aus unserer Sicht auf das medizinisc­he Konzept und nicht primär auf die geografisc­he Lage ankommen sollte“, so Kreft.

Für das Kempener Haus ist die Fachabteil­ung ein großer Erfolg – bisher gibt es im Kreis Viersen keine Klinik mit eigener Neurologie. In Kempen gibt es bereits seit 1998 Erfahrung auf dem Gebiet der neurologis­chen Frührehabi­litation. In den 1990er-Jahren hatte der damalige CDU-Bundestags­abgeordnet­e Julius Louven mehrere Millionen Euro aus Bundesmitt­eln losgeeist, als ein Fördertopf für ein Modellproj­ekt für fachübergr­eifende Frührehabi­litation aufgemacht wurde.

Auch nach der Übernahme des Hospitals hatte die Artemed-Gruppe als Betreiber an diesem Angebot festgehalt­en. Die Behandlung von Schlaganfa­ll-Patienten, die danach eine schnelle und umfassende Rehabilita­tion benötigen, gilt in Kempen als vorbildlic­h. Der Zuschlag aus Düsseldorf ermöglicht es dem Hospital laut Geschäftsf­ührer Thomas Paßers, „weitere neurologis­che Versorgung­sangebote in Kempen zu etablieren“. Welche, stehe noch nicht fest. Für die neue Neurologie muss das Hospital keine neue Fachabteil­ung eröffnen. „Auch das Personal ist vorhanden“, so Paßers. Ein Startermin steht ebenfalls noch nicht fest.

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RP-ARCHIV: KAISER Das Kempener Hospital Zum Heiligen Geist erhält eine neue Fachabteil­ung für Neurologie.
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RP-ARCHIV: HOSI Auch das Allgemeine Krankenhau­s Viersen hatte sich um die Fachabteil­ung beworben.

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