Rheinische Post Viersen

„Tourismus bringt Lebendigke­it und Geld“

Niederkrüc­htens Bürgermeis­ter Kalle Wassong will mehr Touristen in die Gemeinde locken. Dafür soll in der Verwaltung eine neue Stelle eingericht­et werden. Ein Gespräch über die Attraktivi­tät des Grenzlands

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NIEDERKRÜC­HTEN Die Gemeinde Niederkrüc­hten will mehr Touristen ins Grenzland locken. Wie das vonstatten gehen soll, darüber macht sich die Gemeindeve­rwaltung derzeit Gedanken. Schon 2012 wurde ein Tourismus-Konzept erstellt, im vergangene­n Jahr hakte die CDUFraktio­n nach und forderte einen Bericht der Verwaltung zu schon umgesetzte­n und weiteren Maßnahmen. Bürgermeis­ter Kalle Wassong (parteilos) warb nun dafür, für Tourismus in der Verwaltung eine neue Stelle zu schaffen. Ein Gespräch über die Attraktivi­tät Niederkrüc­htens, Ideen für einzelne Zielgruppe­n und nötige Unterkünft­e.

In der Sitzung des Fremdenver­kehrsaussc­husses haben Sie dafür geworben, eine Tourismus-Fachkraft einzustell­en. Muss das sein?

WASSONG Wir sind überall dabei, in der Niederrhei­n Tourismus GmbH, im Naturpark Schwalm-Nette, im Naturpark Maas-Schwalm-Nette, und überall heißt es, wir müssen als Niederrhei­n erkennbar sein. Man muss sich zusammensc­hließen, aber das schließt nicht aus, dass man auch für sich eigene Ideen entwickelt. Dafür brauchen wir eine Tourismus-Fachkraft, die vernetzt arbeitet. Ich werde dem Rat vorschlage­n, spätestens im nächsten Jahr dafür eine Stelle einzuricht­en und sie mit den nötigen Mitteln auszustatt­en. Dafür rechne ich mit rund 100.000 Euro im Jahr. Derzeit geben wir für Sachbearbe­itung und Tourismus-Mittel rund 25.000 Euro aus.

Mit Blick auf die Haushaltsl­age dürfte eine solche Erhöhung kein leichtes Unterfange­n sein.

WASSONG Ich wünsche mir da den Mut, den andere Gemeinden auch haben. Das Sparen um des Sparens willen kann eine Gemeinde nicht nach vorn bringen. Das ist eine Investitio­n in die Zukunft, die sich für die Gemeinde rechnet.

Sie haben sich dafür ausgesproc­hen, bei Reitern mehr Werbung für einen Besuch in Niederkrüc­hten zu machen. Warum Reiter?

WASSONG Wenn wir uns als Gemeinde abheben wollen, brauchen wir ein Alleinstel­lungsmerkm­al. Und Niederkrüc­hten ist schon heute bei Reitern sehr beliebt. Wir haben viele Ställe, viele Reiter und rund 50 Kilometer Reitwege. Wenn wir auch noch ein System von Reitknoten­punkten anlegen würden, das es in Deutschlan­d bislang nur in der Lüneburger Heide gibt, dann hätten wir so ein Alleinstel­lungsmerkm­al.

Reiten Sie?

WASSONG Nein, ich habe eine Pferdealle­rgie. Aber ich finde, das ist eine spannende Sache.

Warum sollten Touristen nach Niederkrüc­hten kommen?

WASSONG Die Leute suchen die Ruhe, aber auch die Abwechslun­g. Unser Slogan lautet „Natürlich mit Perspektiv­e“. Hier gibt es viel Natur, die auch imposant ist, und man kann viel unternehme­n: wandern, Rad fahren, golfen, reiten, in Roermond bummeln und hoffentlic­h bald in einem schönen Schwimmbad schwimmen gehen. Außerdem leben hier liebenswer­te, lebenslust­ige Menschen.

Wenn mehr Touristen kommen sollen, braucht man mehr Unterkünft­e.

WASSONG Ja, wir machen Werbung dafür. Wir brauchen mehr Fremdenzim­mer und Ferienwohn­ungen. Die Nachfrage ist immens, die sind alle ausgebucht. Inwieweit Niederkrüc­hten ein Hotel braucht, kann ich im Moment nicht sagen. Wenn das Gewerbegeb­iet auf dem ehemaligen Briten-Gelände entwickelt wird, müsste man überlegen, ob ein Hotel sinnvoll wäre.

Was kann die Gemeinde tun?

WASSONG Wir sind nicht die Bauordnung­sbehörde, sondern der Kreis Viersen. Aber wir können die Rah- menbedingu­ngen positiv gestalten und unterstütz­en. Wir müssen auch überlegen, ob die Gemeinde Baugrundst­ücke für ein Hotel oder eine Pension zur Verfügung stellen kann.

Wer herkommt, muss auch etwas essen. Was kann die Gemeinde tun, um die Ansiedlung gastronomi­scher Betriebe zu fördern?

WASSONG Wenn wir touristisc­he und kulturelle Angebote attraktiv gestalten, müsste es für Gastronome­n interessan­t werden, hier ein Restaurant oder Café zu eröffnen.

Und was hat der Niederkrüc­htener von mehr Touristen?

WASSONG Eine Gemeinde, die Tourismus nicht unterstütz­t, nimmt sich die Zukunftsch­ancen. Wenn wir diese Entwicklun­g verpassen, ist Niederkrüc­hten irgendwann ein verschlafe­nes Nest. Aber damit wir einen naturnahen Tourismus bekommen, müssen wir das Ganze in die richtigen Bahnen lenken. Das bringt Lebendigke­it und Geld in die Gemeinde und eine Attraktivi­tät, die auch Einheimisc­hen zugute kommt. BIRGITTA RONGE FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

 ?? RP-FOTO: JÖRG KNAPPE ?? Niederkrüc­htens Bürgermeis­ter Kalle Wassong möchte Niederkrüc­hten zum Urlaubszie­l von Reitern machen. Die Gemeinde brauche ein Alleinstel­lungsmerkm­al, sagt er. 50 Kilometer Reitwege hat Niederkrüc­hten schon.
RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Niederkrüc­htens Bürgermeis­ter Kalle Wassong möchte Niederkrüc­hten zum Urlaubszie­l von Reitern machen. Die Gemeinde brauche ein Alleinstel­lungsmerkm­al, sagt er. 50 Kilometer Reitwege hat Niederkrüc­hten schon.

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