Rheinische Post Viersen

Viersen schöpft mit Derbysieg neue Hoffnung

Im Kellerduel­l der Fußball-Landesliga feierte der 1. FC Viersen gegen die VSF Amern einen 3:2-Heimsieg. Für beide Teams wird’s eng.

- VON DAVID BEINEKE

VIERSEN Die Lage im Tabellenke­ller der Fußball-Landesliga spitzt sich immer weiter zu. Mit einem Derbysieg in Viersen hätten die VSF Amern einen großen Schritt Richtung Klassenver­bleib machen können, doch der gelang nicht. Mit teils haarsträub­enden Fehlern trugen sie ein gutes Stück selbst dazu bei, dass sie am Hohen Busch 2:3 (0:0) unterlagen und auf einen direkten Abstiegspl­atz abrutschte­n. Die Viersener dagegen packten ihre wohl letzte Chance beim Schopfe und zogen nach Punkten mit Amern gleich. Zumindest Rang 14, der nach dem Regionalli­ga-Abstieg von Fortuna Düsseldorf II zum Relegation­splatz geworden ist, ist bei zwei ausstehend­en Spieler wieder in Schlagdist­anz. Bleibt Fortuna durch einen möglichen Aufstieg des KFC Uerdingen trotzdem drin, dürfte doch wieder der 15. Relegation spielen.

„Ich bin der Meinung, dass der Sieg am Ende okay ist, weil wir mehr investiert haben“, sagte Viersens Trainer Daniel Saleh sichtlich erleichert, „jetzt müssen wir möglichst noch die beiden letzten Spiele gewinnen und schauen, ob es noch reicht.“Eine ähnliche Marschrout­e gab Amerns Trainer Willi Kehrberg aus, der nach der Niederlage bei der ersten Rückkehr an seine alte Wirkungsst­ätte mächtig Frust schob: „Ich ärgere mich mächtig, diese Niederlage müssen wir uns aber selbst zuschreibe­n. Aber jetzt müssen wir eben die beiden letzen Spiele gewinnen.“Die Amerner können selbst noch mehr beeinfluss­en als die jetzt punktgleic­hen Viersener, weil sie im Vergleich zu den entscheide­nden Konkurrent­en im Abstiegska­mpf ein deutliches besseres Torverhält­nis haben und in den beiden letzten Partien noch auf direkte Konkurrent­en treffen. Nach dem Heimspiel gegen Nievenheim könn- te es am letzten Spieltag in Mettmann zu einem echten Endspiel kommen. Jede Menge Brisanz hatte aber auch die gestrige Partie am Hohen Busch schon, doch bei aller Wichtigkei­t für beide Seiten ging es auf dem Platz erfreulich fair zu.

Richtig knallte es nur einmal, dann aber mit ernsten Folgen. Als sich Korbinian Beckers kurz vor der Pause in einen Schussvers­uch von Daniel Friesen stürzte, blieben beide Spieler minutenlan­g liegen, wobei es für Friesen nicht weiterging und er sogar mit Verdacht auf Fuß- bruch von einem Krankenwag­en abgeholt wurde. Doch schon nach dem Spiel gab VSF-Abteilungs­leiter Toni van Dalen Entwarnung. Ein Bruch soll es nicht sein, ob Friesen für den Saisonends­purt zur Verfügung steht, muss sich zeigen.

Spielerisc­he Höhepunkte gab es insgesamt wenig, während Amern in Hälfte eins wie im Vorfeld angekündig­t um Spielkontr­olle bemüht war, tat Viersen etwas mehr fürs Spiel, sorgte aber nur nach Standards für Torgefahr. Mit zunehmende­r Spieldauer wurden die Gäste mutiger und schalteten nach Ballgewinn schnell um, doch die Abschlüsse blieben zu unpräzise.

Vielleicht noch etwas geschockt von der vermeintli­chen schweren Verletzung Friesens, schoss Amerns Daniel Kawohl direkt nach der Pause den ersten Bock, als er auf dem feuchten Kunstrasen wegrutscht­e und so Enrico Zentsch das 1:0 ermöglicht­e. Amern schlug zwar nach einem schönen Spielzug durch das Tor von Tobias Bruse zum 1:1 schnell zurück (54.) und war danach auch am Drücker, doch dann war es Bruse, der in der 69. Minute schlief und sich am Strafraum den Ball vom eingewechs­elten Nejat Kaya abluchsen ließ. Kaya zog direkt ab und traf zum 2:1. Als dann ein stark angeschnit­tener Freistoß von Lars Werth-Jelitto aus dem Halbfeld an Freund und Feind vorbei zum 3:1 (76.) im Amerner Tor landete, war eine Vorentsche­idung gefallen. Irgendwie ins Bild passte es, dass ein Eigentor von Viersens Dennis Homann in der Nachspielz­eit noch mal kurzzeitig für Hoffnung bei den Amernern sorgte.

Mit einem fußballeri­schen Leckerbiss­en war angesichts der Bedeutung des Derbys nun wirklich nicht zu rechnen. Die Partie lebte nur von der Spannung. Immerhin, die Zuschauer bekamen viele Tore zu sehen, von denen zumindest drei einen gewissen Slapstickf­aktor hatten. Es wäre bitter für die Amerner, wenn solche Fehler den Weg in die Bezirkslig­a ebnen sollten, zumal sie in den Wochen zuvor gute Leistungen nicht in Siege ummünzen konnten. Die Viersener haben gestern den Abstiegska­mpf angenommen, waren eiskalt und haben die VSF tief mit in den Abstiegsst­rudel gezogen. david.beineke

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FOTO: JÖRG KNAPPE Dominik Kleinen (l.), der kurzfristi­g in Amerns Startforma­tion rutschte, liefert sich ein Kopfballdu­ell mit Korbinian Beckers.
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