Rheinische Post Viersen

Nettetaler feiern royale Hochzeit in der Mühle

Für Fans der britischen Monarchie war es das Ereignis des Jahres: Die Hochzeit der Nummer 6 der Thronfolge mit Schauspiel­erin Meghan Markle. In Hinsbeck fieberten die „Friends of British Royalty“mit

- VON EVA-MARIA GEEF

HINSBECK Die Flügel der Hinsbecker Stammenmüh­le sind mit der britischen Fahne, dem Union Jack, bespannt, rund um die Mühle stehen Aufsteller in Form der britischen Wachgarde. Das zeigt: An diesem Samstagabe­nd wird hier, am Sitz der „Friends of British Royalty – German Sector“– gefeiert, und dies ganz im Zeichen eines traditione­llen britischen Pub-Abends mit verschiede­nen Biersorten von der Insel und Gegrilltem. Anlass ist die Hochzeit von Prinz Harry mit der Amerikaner­in Meghan Markle, nun Herzog und Herzogin von Sussex.

„Wir lieben die britische Atmosphäre“, erzählt Clubmitgli­ed Bastian Rütten. „Wir waren auch schon zum Feiern in London und haben uns überall willkommen gefühlt. Bei offizielle­n Feiern kommen alle Nachbarn zusammen, das sind schöne und unaufgereg­te Feste.“Dieser Abend in der Stammenmüh­le solle zum Ausdruck bringen, wofür der Club stehe und welche Kultur die Mitglieder pflegen wollen.

Der Gentlemens­club ist der einzige seiner Art im deutschspr­achigen Raum. Bis 1928 wurde in der Windmühle Getreide gemahlen, nach dem Zweiten Weltkrieg diente sie als Kartoffelk­eller. Im Jahr 1953 fungierte sie als Relaisstat­ion für die Übertragun­g der Krönung Elisabeth II., seit der Gründung im Jahr 1995 ist die Mühle daher der Clubsitz. Zunächst fanden sich fünf Herren, um die britische Kultur von Hinsbeck aus auf dem europäisch­en Kontinent zu etablieren, inzwischen gibt es acht Clubmitgli­eder. „Damit sind alle Plätze besetzt.“

Der Club initiiert unter anderem jährlich anlässlich des Geburtstag­s von Queen Elizabeth II. eine Parade in Hinsbeck. Ansonsten gehe es bei- spielsweis­e um Wahrung der britischen Gesprächsk­ultur, die eher als emotionslo­s anzusehen sei. Alle 14 Tage haben die Mitglieder ihre Clubtreffe­n.

Der Pub-Abend wird mit dem Hissen der britischen Flagge und dem Singen der englischen Nationalhy­mne begonnen, beides untermalt von Dudelsack-Musik. Für das Hissen wurde eine Erlaubnis des britischen Generalkon­sulats eingeholt. Die Hochzeitsf­eier haben die Mitglieder des Gentlemenc­lubs durch die Vorbereitu­ngen für die eigene Feier nur „nebenbei“verfolgen können, aber: „Prinz Harry und Meghan geben ein tolles Paar ab“, sagt Rütten. „Die Trauung war sehr schön, es war eine lockere, jedoch nicht stillose Stimmung.“

Auch Iris Schmeink hat die Hochzeit in der St. George’s Chapel auf Windsor Castle nicht live verfolgt. „Aber zur Vorbereitu­ng auf den heutigen Abend habe ich mir eben noch schnell ein paar Fotos angeschaut“, erzählt die 48-Jährige. Sie freue sich, „dass die Gentleman den Anlass so ernst nehmen, dass es schon wieder lustig ist.“Ihr Verhältnis zum Königreich sei wegen des Brexits gespalten, aber sie freue sich sehr auf den Abend: „Es gibt irisches Bier, irische Musik und deutsches Essen – das ist die perfekte Mischung.“

Auch Ralf Schröder (52) hat bereits ein irisches Bier vor sich stehen. „Ich wohne direkt nebenan, kenne die Mühle aus Kindertage­n, und habe sie auch während des Umbaus gesehen, als die unteren Räume entkernt wurden.“Für ihn sei es selbstvers­tändlich, als Nachbar zu den Festen zu gehen. „So ein Club hat was, es ist eine schöne Sache für Hinsbeck und belebt unser Gemeindele­ben.“

Auf dem Acker vor der Stammenmüh­le stehen mehrere britische Autos: Ein Austin Healey, je ein Triumph TR6 und ein TR3 sowie ein Jaguar E Coupe. Sie gehören den Mitglieder­n der Interessen­gemeinscha­ft Speichenra­d aus Mönchengla­dbach, einem Kreis von Liebhabern englischer Klassikfah­rzeuge. „Wir haben die Friends of British Royalty vor zwei Jahren anlässlich des Queen-Geburtstag­es in die Eifel gefahren“, erinnert sich Sprecher Fred Wicht (63). Zunächst habe man einen britischen Bus auftreiben wollen, als dies nicht gelang, wurden die Gentlemen eben stilgerech­t von acht Oldtimern nach Hillesheim gefahren. „Dort gibt es ein Sherlock Café mit vielen antiken Möbelstück­en.“Seitdem bestehe ein guter Kontakt zwischen den Clubs.

Die Feier ist innerhalb kürzester Zeit sehr gut besucht, bei Folk-Musik der Band Fine-Tune haben die Gäste Gelegenhei­t, miteinande­r ins Gespräch zu kommen. Bei einsetzend­er Dunkelheit wird die Mühle dann noch mit einem Abbild des Brautpaars illuminier­t.

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