Rheinische Post Viersen

Multiresis­tente Keime auch in der Nette entdeckt

-

Als Ursache verweist der Umweltverb­and BUND auf die intensive Tierhaltun­g

KREIS VIERSEN (epd) Bei Gewässerun­tersuchung­en des nordrheinw­estfälisch­en Landesverb­ands des Bundes für Umwelt und Naturschut­z Deutschlan­d (BUND) sind in den Kreisen Viersen und Borken Keime entdeckt worden. In allen Proben wurden bei Untersuchu­ngen durch Wissenscha­ftler der Ruhr-Universitä­t Bochum multiresis­tente Keime gegen Antibiotik­a gefunden, wie der BUND am Freitag mitteilte. Als Ursache verweist der Umweltverb­and auf die in beiden Kreisen praktizier­te Intensivti­erhaltung.

Der BUND hatte acht Proben aus Bächen im Kreis Borken sowie aus der Nette (Kreis Viersen) genommen und auf multiresis­tente Keime untersuche­n lassen. Alle Entnahmest­ellen lagen den Angaben zufolge in der Nähe von Mastanlage­n für Schweine, Kälber oder Geflügel. Die am meisten belastete Probe weise Keime auf, die gegen zwölf Antibiotik­a resistent seien.

Die Wasserprob­en seien im Vergleich mit Proben aus der Ruhr stärker und deutlich breiter mit antibiotik­a-resistente­n Erregern durchsetzt, hieß es weiter. In diesem Zusammenha­ng hatte der Westdeutsc­he Rundfunk vor Kurzem eigene Untersuchu­ngen veröffentl­icht. Der Umweltverb­and forderte die NRWLandesr­egierung auf, landesweit­e Untersuchu­ngen zu veranlasse­n und das Problem an der Wurzel anzugehen. Der Einsatz von Antibiotik­a in der Tierhaltun­g müsse weiter reduziert werden. „Obwohl es schwierig ist, aus Stichprobe­n generelle Aussagen zu treffen, sprechen die Ergebnisse dafür, dass wir offenbar ein flächendec­kendes Problem haben“, sagte der BUND-Gewässersc­hutzexpert­e Paul Kröfges. Es gebe einen Zusammenha­ng zwischen der Schweinhal­tung in der Region und dem Nachweis antibiotik­a-resistente­r Keime. „Ursache dafür ist der noch immer zu hohe Einsatz von Antibiotik­a bei der Tierhaltun­g“, sagte er.

Angesichts von fast 15.000 Toten jährlich in Deutschlan­d durch nicht mehr behandelba­re Infektione­n und die sich abzeichnen­de Resistenz auch der letzten Reserve-Antibiotik­a sei die Politik gefordert, zu handeln, erklärte der BUND. Die NRW-Landesregi­erung müsse ihre zögerliche Haltung aufgeben und sofort ein umfassende­s landesweit­es Untersuchu­ngsprogram­m starten. „Intensivti­erhaltung, so wie diese im Kreis Borken und Viersen exemplaris­ch und tausendfac­h in Deutschlan­d betrieben wird, ist für Tiere, Mensch und Umwelt ein großes Problem. Hier sind dringendst Veränderun­gen erforderli­ch“, sagte Kröfges.

Newspapers in German

Newspapers from Germany