Monopolkommission will Ende der Buchpreisbindung
Branche und Regierung sind empört. Staatsministerin Grütters fordert, Handel und Verlage weiter zu schützen.
BERLIN (kna) Die Forderung der Monopolkommission nach einer Abschaffung der Buchpreisbindung stößt auf herbe Kritik. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) sagte: „Dies unterhöhlt die jahrelangen Bemühungen der Bundesregierung, das Angebot und die Breite des Kulturgutes Buch in Deutschland zu fördern und den unabhängigen Buchhandel und die Verlage als Garanten in ihrer Vielfalt zu schützen.“
Anlass ist die Veröffentlichung eines Gutachtens der Monopolkommission, das sich für die Abschaffung der Buchpreisbindung aus- spricht. Die Monopolkommission ist ein unabhängiges Beratungsgremium, das die Bundesregierung auf den Gebieten der Wettbewerbspolitik berät. Die Buchpreisbindung verpflichtet Verlage dazu, für ihre Neuerscheinungen verbindliche Ladenpreise festzusetzen. Dadurch zahlt der Kunde für ein Buch überall denselben Preis – ganz gleich, ob er es in einer kleinen Buchhandlung oder über das Internet kauft.
Die Kommission bewertet die Buchpreisbindung als einen Markteingriff, der effiziente Handelsstrukturen und die Verbreitung von Büchern durch eine Erschließung neuer Kundengruppen behindere. Ohnehin nehme die Bedeutung des traditionellen Buchhandels angesichts der Digitalisierung ab.
Das sehen die Bundesregierung und die Branche ganz anders. Die Kommission degradiere mit ihrer Betonung des wirtschaftlichen Aspekts den Wert und die gesellschaftliche Funktion des Kulturguts Buch zur bloßen Handelsware. „Bücher haben nicht nur einen Preis, sie haben vor allem einen immateriellen Wert“, sagte Grütters. Die literarische Welt in Deutschland sei in ihrer Vielfalt an Autoren, Verlagen und Buchhandlungen nahezu einzigar- tig und daher nachhaltig zu schützen.
Auch der Börsenverein des Buchhandels hält die Preisbindung nach wie vor für bedeutsam. Es sei das Verdienst der Buchpreisbindung, dass der Buchmarkt in Deutschland „ein Vorbild für Qualität und Vielfalt“sei, erklärte dessen Chef Alexander Skipis. Die Buchpreisbindung fördere nicht nur ein filigranes Netz an Buchhandlungen. Sie bewahre „das Kulturgut Buch“, ohne den Wettbewerb unangemessen zu beschränken. Das Gutachten werte zudem wissenschaftliche Studien aus, die zum Großteil veraltet seien.