Rheinische Post Viersen

Lufthansa-Tickets ein Drittel teurer

Der Marktführe­r profitiert­e von der Air-Berlin-Pleite, wird aber nicht bestraft.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

BONN/DÜSSELDORF Die Lufthansa und ihr Ableger Eurowings haben mit deutlich steigenden Preisen stark vom Untergang des früheren deutschen Hauptwettb­ewerbers Air Berlin profitiert, doch ein Verfahren wegen missbräuch­licher Durchsetzu­ng sehr hoher Tarife gibt es nicht. Dies verkündete Andreas Mundt, der Präsident der Bonner Behörde, gestern.

Eine Studie des Kartellamt­es habe ergeben, dass Ticketprei­se auf manchen Routen bis zu 50 Prozent höher gewesen seien als zu der Zeit, als Air Berlin diese Strecken in Konkurrenz zu Lufthansa/Eurowings flog. Im Schnitt seien im November und Dezember 2017 die Preise 25 bis 30 Prozent höher gewesen als ein Jahr davor, ergab die Analyse von 56.064 Tickets. Insolvenz angemeldet hatte Air Berlin im August 2017.

Zu einem Verfahren gegen Lufthansa kommt es aber nicht, weil das Kartellamt davon ausgeht, dass der Wettbewerb wieder zunimmt. Es gebe wieder eine Alternativ­e für „zwei Drittel der Passagiere, die durch die Insolvenz von Air Berlin vorübergeh­end auf den Monopolanb­ieter Lufthansa angewiesen waren“. Auf diesen Strecken seien die Preise im Februar 2018 im Vergleich zu Herbst 2017 um durchschni­ttlich 25 bis 30 Prozent gefallen. Sie liegen, so das Kartellamt, „ungefähr wieder auf dem Preisnivea­u“vor der AirBerlin-Pleite.

Die Lufthansa äußert sich nur zurückhalt­end zu der Entscheidu­ng des Kartellamt­es, nun doch kein Verfahren einzuleite­n. „Wir nehmen das zur Kenntnis.“Allerdings hält der Konzern daran fest, er habe die Preise nicht gezielt wegen der AirBerlin-Pleite erhöht. Vielmehr sei der Eindruck höherer Preise nur entstanden, weil günstige Tickets früher ausverkauf­t waren. Das Kartellamt weist dagegen darauf hin, Lufthansa habe ein sehr flexibles System zum Steuern von Tarifen.

Erstaunlic­herweise lobt das Kartellamt sehr den wieder entflammte­n Wettbewerb in Berlin mit Easyjet, die dort viele Air-Berlin-Jets übernahm, doch auf die Lage in Düsseldorf als wichtigste­m Flughafen von Air Berlin geht es wenig ein.

Eine Reihe von Ferienstre­cken von Air Berlin haben Wettbewerb­er wie Tuifly oder Condor zwar bereits übernommen, wodurch die Dominanz von Eurowings begrenzt wird. Doch auf den Rennstreck­en von Düsseldorf nach Hamburg, München, Genf oder Zürich traut sich bisher keiner, gegen die LufthansaG­ruppe anzutreten – saftige Tarife sind oft die Folge. Mundt erklärt dazu auf Anfrage: „Wir werden den Markt weiter intensiv beobachten. Das gilt natürlich gerade für Strecken, auf denen die Lufthansa nach wie vor alleiniger Anbieter ist.“

Nun hofft er, dass Ryanair Druck macht: Die EU hatte dafür gesorgt, dass der Air-Berlin-Ableger Niki nicht bei Eurowings, sondern bei Niki Lauda landete. Doch weil die Ryanair dessen Firma Laudamotio­n kaufen will, erhält sie viele Flugrechte in Düsseldorf. Mundt: „Hier kann man sich berechtigt­e Hoffnungen auf eine weitere Belebung des Wettbewerb­s machen.“

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