Rheinische Post Viersen

Die mächtigste Behörde im Land

Die Bundesnetz­agentur wird 20 Jahre. Als Regulierer für Post, Telefon und Strom spielt sie eine zentrale Rolle bei Energiewen­de und Breitbanda­usbau. Der Kanzlerin geht es hier nicht schnell genug.

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BONN (anh/dpa) Viele Bürger kennen sie nicht, dabei ist sie die mächtigste Behörde im Land: Die Bundesnetz­agentur genehmigt das Porto der Deutschen Post, sie legt die Entgelte für die Strom-Durchleitu­ng fest und schaut Telekommun­ikationsfi­rmen auf die Finger. Zudem zieht sie gefährlich­e Elektroger­äte aus dem Markt. 2900 Mitarbeite­r arbeiten für die Behörde, die am Rheinufer in Bonn sitzt und aus dem einstigen Bundespost­ministeriu­m hervorging. Gestern feierte sie ihren 20. Geburtstag.

Die Netzagentu­r nahm mit der Liberalisi­erung der Post- und Telekommun­ikationsmä­rkte ihre Arbeit auf. „Die Aufgabe lautete damals, dafür zu sorgen, dass die ehemaligen Staatsunte­rnehmen Post und Telekom ihr Gewicht in einem liberalisi­erten Markt nicht zu Lasten von Verbrauche­rn und Wettbewerb­ern missbrauch­en“, erinnert sich Jochen Homann. Er war einst Redenschre­iber von Wirtschaft­sminister Martin Bangemann ( FDP) und führt die Netzagentu­r seit 2012.

Einer breiten Öffentlich­keit wurde die durch die Versteiger­ung der UMTS-Lizenzen im Sommer 2000 bekannt. Sechs Mobilfunkf­irmen ersteigert­en Lizenzen für knapp einhundert Milliarden Mark, darunter die Telekom mit ihrer Tochter DeTeMobil, Mannesmann und O2. Andere Firmen, die damals einen Zuschlag erhielten, gibt es nicht mehr, weil sie fusioniert haben, in anderen aufgegange­n oder vom Markt verschwund­en sind: E-Plus aus Düsseldorf, Mobilcom aus Büdelsdorf und die spanisch-finnische Group 3G. Die Einnahmen flossen in den Staatshaus­halt. „Für uns stand aber nicht der Betrag im Vordergrun­d, sonder dass die Frequenzen optimal genutzt werden. Unser Ziel waren gute Netze für die Verbrauche­r“, erinnert sich Klaus-Dieter Scheurle, Gründungsc­hef der Behörde. Derzeit bereitet die Behörde die erste Versteiger­ung für die nächste Generation des Mobilfunks vor: die 5G-Lizenzen.

Bei der Feier äußerte sich Kanzlerin Angela Merkel indirekt zur geplanten Briefporto­erhöhung. „Die Post ist in besonderer Weise vom digitalen Wandel betroffen“, sagte sie mit Blick auf sinkende Briefmen- gen. „Wir müssen gemeinsam dafür werben, dass die flächendec­kende Versorgung bei geringer Nutzung und vielen alternativ­en Nutzungsmö­glichkeite­n schlechter­dings kaum billiger werden kann.“

Unzufriede­n ist die Kanzlerin mit dem Tempo beim Breitbanda­usbau. Zwar sei man beim Glasfasera­usbau vorangekom­men. „Allerdings tobt da noch eine Schlacht, die wir noch schlagen müssen“, sagte Merkel mit Blick auf den ländlichen Raum. „Der Glasfasera­usbau verlangt die vereinten Kräfte von Staat und Privatwirt­schaft.“Es gehe darum, die Förderprog­ramme so auszugesta­lten, dass sie das Richtige bewirkten.

Intelligen­te Lösungen erfordere auch die Energiever­sorgung, sagte die Kanzlerin. Mit der Energiewen­de habe sich die Regierung ein ambitionie­rtes Ziel gesetzt. Die Umstellung auf verpflicht­ende Ausschreib­ungen für die Förderung erneuerbar­en Stroms 2017 nannte Merkel einen „Meilenstei­n“. Leider sei der Ausbau der erneuerbar­en Energien schneller vorangegan­gen als der Ausbau der Netze. „Da ist in der Tat wirklich Eile geboten.“

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FOTO: DPA Hundert Milliarden Mark brachte die Versteiger­ung der UMTS-Lizenzen ein. Sie machte die Netzagentu­r (hier Chef Klaus-Dieter Scheurle) bekannt.

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