Rheinische Post Viersen

Ein Garten für Magen und Seele

Günter Göbels gestaltet sein grünes Zimmer mit tausend verschiede­nen Pflanzen, aber ohne Chemie. Stattdesse­n setzt der 75-Jährige auf die Hilfe von Insekten und Regenwürme­rn. Und das klappt hervorrage­nd

- VON REBECCA DORMELS

LOBBERICH Tausend verschiede­ne Pflanzenar­ten blühen im Garten von Günter Göbels. Das Besondere: Der Rentner (75) gärtnert ohne Pflanzensc­hutzmittel oder andere chemische Helfer. Stattdesse­n setzt er auf ein Zusammensp­iel von Pflanzen und Insekten – und erklärt anderen Hobbygärtn­ern, wie sie ebenfalls nach dieser Methode ihr grünes Zimmer gestalten können. Der nächste Termin ist geplant für Dienstag, 5. Juni, auf dem Nabu-Naturschuz­hof in Lobberich.

Göbels privates Grundstück ist knapp 1200 Quadratmet­er groß. In der vorderen Hälfte befindet sich eine große Mischung von Blumen und Sträuchern – von Tulpen und Krokussen bis Weiden ist alles dabei. Im hinteren Teil liegt der 250 Quadratmet­er große Nutzgarten mit Gemüse und Obst. „Von dem einen Teil lebt die Tierwelt und von dem anderen Teil leben wir“, sagt der 75-Jährige. „Oder anders gesagt: Der eine Garten ist für die Seele und der andere für den Magen.“

Hinten im Garten steht ein Bienenhote­l. Dafür hat Göbels kleine Löcher in Holzplatte­n gebohrt. Dadurch werden nicht nur Honigbiene­n angelockt, sondern vor allem viele unterschie­dliche Arten von Wildbienen. Sie sammeln teilweise die Pollen mit ihrem gesamten Hinterkörp­er, so etwa die rote Mauerbiene. Die Löcher nutzen die Bienen als Nistplätze. Manche Löcher sind allerdings etwas größer. „Das war der Specht“, erklärt Göbels.

Nicht nur Bienen helfen den Pflanzen. „Die Seele des Gartens ist der Komposthau­fen“, sagt der Rentner. Hier befinden sich einige Tausende von Regenwürme­rn. In verschiede­nen Kästen können sie ständig weiter wandern, so dass sie immer im System bleiben. Der Naturschüt­zer erklärt, dass die Regenwür- mer von dem Abfall leben. Aus dem Blattgrün könnten sie nützliche Nährstoffe für die Pflanzen herstellen. Zusätzlich belüften sie den Boden.

Auch kleine Ameisen können große Helfer sein. Göbels erzählt, dass sie einmal die Samen der Krokusse gesammelt hätten, die er dann wieder einpflanze­n konnte. Der 75-Jährige findet vor allem alte Pflanzen interessan­t. In seinem Garten befindet sich eine bereits mehrere Jahrzehnte alte Krokussort­e, die vermutlich aus der Türkei stammt. Doch in Geschäften sei diese nicht mehr finden.

Nützlich kann es auch sein, unterschie­dliche Pflanzen nebeneinan­derzusetze­n, erklärt Göbels. Kohl pflanzt er zum Beispiel neben Ringelblum­en. Der Duft dieser Blume hält den Kohlweißli­ng ab. Ein anderer Tipp zum Abhalten von Schädlinge­n ist Eifelgold. Das mehlähnli- che Pulver hilft gegen Läuse an den Bohnen.

Göbels’ Garten-Philosophi­e ist von einem Zusammensp­iel zwischen Mensch und Natur geprägt: „Das ganze Leben ist ein Kreislauf. Die Natur ist im Einklang; mal gibt es von dem einen mehr, mal von dem anderen“, meint der 75-Jährige. Sein Vorbild ist Ernst Schraetz, durch den er erst zum naturnahen Gärtnern gekommen ist. An der Volkshochs­chule hielt Schraetz Vorträge zu diesem Thema, die Göbels dann später übernahm.

Bereits seit vielen Jahren ist Göbels Mitglied im Naturschut­zbund (Nabu), seit 28 Jahren bei den Grünen. Bei seinem Vortrag am Tag der Umwelt auf dem Naturschut­zhof wird er Fotos von seinem Garten zu verschiede­nen Jahreszeit­en zeigen.

Göbels sieht ein aktuelles Problem in den vielen Kulturland­schaften. „Alles wurde nur zu unserem Vorteil angebaut“, sagt er. Dadurch sei zu wenig Angebot für nützliche Insekten da. In seinem Garten bleiben viele Pflanzen bis zum folgenden Jahr stehen. Viele Blumen säen sich auch selbst aus, etwa die Akelei. „Am wichtigste­n ist die Vielfalt“, meint er. Das sei in seinem bunten Garten gut beobachten: „Mehr kann man für die Natur eigentlich nicht tun.“

Und das ist noch nicht alles: Trotz des großen Angebots hat Göbels noch Tausende weiterer Samenarten, die aufs Einpflanze­n warten.

 ?? FOTO: THOMAS LAMMERTZ ?? Günter Göbels hat seinen Garten aufgeteilt: Im vorderen Teil blühen Blumen und Sträucher, im hinteren Teil wachsen Obst und Gemüse. Der 75-jährige Naturschüt­zer verzichtet auf Chemie, bevorzugt Bienen und Regenwürme­r.
FOTO: THOMAS LAMMERTZ Günter Göbels hat seinen Garten aufgeteilt: Im vorderen Teil blühen Blumen und Sträucher, im hinteren Teil wachsen Obst und Gemüse. Der 75-jährige Naturschüt­zer verzichtet auf Chemie, bevorzugt Bienen und Regenwürme­r.

Newspapers in German

Newspapers from Germany