Rheinische Post Viersen

Sicherheit: So ist die Lage in Viersen

Auf Einladung von CDU-Stadtverba­nd und Frauen-Union sprach der ranghöchst­e NRW-Kriminalbe­amte über die Personalau­sstattung der Polizei, Ausländerk­riminalitä­t und Videoüberw­achung

- VON MARTIN RÖSE

VIERSEN Wo es in Alt-Viersen am unsicherst­en ist? In den Parks (Casinogart­en, Jubiläumsg­arten, auf dem alten evangelisc­hen Friedhof), auf dem Bahnhofsvo­rplatz, am Busbahnhof, auf der Hauptstraß­e, auf der Grevenbroi­cher Straße im Rahser. Das zumindest ist das Gefühl der Vierseneri­nnen und Viersener, die sich an einer Umfrage von CDU und Frauen-Union beteiligte­n und ihre persönlich­en Angsträume nannten. „Das hat keinen Anspruch an Wissenscha­ftlichkeit, holt aber ein Stimmungsb­ild ein“, erklärte CDU-Vorstandsm­itglied Henriette Gehse am Dienstagab­end bei einer gemeinsame­n Veranstalt­ung von Partei und FrauenUnio­n im Süchtelner Josefshaus.

Seriös wolle sich die CDU mit dem Thema Sicherheit befassen, betonte der Parteivors­itzende Sebastian Achten. Er hatte mit Landeskrim­inaldirekt­or Dieter Schümann den ranghöchst­en Kriminalbe­amten im Land NRW als Referenten eingeladen. Rund drei Dutzend Besucher hatten Interesse an dem seriösen Zugang zum Thema, zwei Drittel davon Männer, die Mehrzahl unter 50 Jahre alt. Wesentlich­e Erkenntnis: Sicherheit­sgefühl und Sicherheit­slage können durchaus zwei verschiede­ne Paar Schuhe sein. „Die Gewaltkrim­inalität ist deutlich rückläufig“, erklärte Schümann. „Dass die Menschen ständig Gewalt wahrnehmen, in den Medien, in den sozialen Netzwerken, hat nichts mit der örtlichen Sicherheit­slage zu tun.“Die habe sich im Kreis Viersen durchaus verbessert, betonte Schümann. So habe sich beispielsw­eise die Zahl der Einbruchsd­elikte innerhalb von zwei Jahren von mehr als 900 Fälle (2015) auf weniger als 600 Einbrüche im vergangene­n Jahr reduziert. Die Aufklärung­squote liege im Kreis Viersen mit 19,6 Prozent zwar deut-

Straßenkri­minalität

lich über dem NRW-Durchschni­tt, aber: „Wir müssen große Anstrengun­gen unternehme­n, um die Aufklärung­squote weiter zu erhöhen, damit wir Kenntnisse über die Bewegungen der Täter erhalten.“Schümann zufolge habe die Schließung der Balkan-Route für Flüchtling­e auch reisenden Wohnungsei­nbrechern aus Osteuropa im vergangene­n Jahr das Geschäft erschwert. „Wir hoffen, dass sich dieser Zugang nicht mehr öffnet.“

Wie stark wirkt sich die Flüchtling­skrise wirklich auf die Kriminalit­ät aus? „Von den 459.000 Tatverdäch­tigen in NRW im vergangene­n Jahr hatten rund 312.000 die deutsche Staatsbürg­erschaft“, berichtete Schümann. „Von den 147.000 ausländisc­hen Tatverdäch­tigen stellten Türken mit rund 21.000 die größte Gruppe, gefolgt von Rumänen (rund 13.000) und Polen (rund 11.000).“Danach folgen syrische Staatsange­hörige (rund 9500). „Gegen sie wurde großenteil­s wegen Bagatellde­likten ermittelt, wie Ladendiebs­tahl“, erklärte Schümann.

Der schwarz-gelben Landesregi­erung stellte der Polizist ein gutes Zeugnis aus: „Die Zahl der neu ausgebilde­ten Polizisten wurde von 2100 auf jetzt 2300 erhöht. Noch vor vier Jahren konnten wir nicht mehr als 1700 ausbilden.“Bis sie tatsächlic­h ihren Dienst als voll ausgebilde­te Polizisten antreten können, würden pro Jahr 500 Tarifbesch­äftigte eingestell­t, beispielsw­eise beim Erkennungs­dienst oder der Geschwindi­gkeitsmess­ung. Frage eines Zuhörers: Reicht das aus, um tatsächlic­h zu einer Erhöhung zu gelangen, angesichts zahlreiche­r Ermittler, die in den Ruhestand gehen? Schümann: „Das Ziel ist, trotz der demografis­chen Kurve zu einem Mehr zu kommen. Das Mehr ist aber überschaub­ar.“Er zeigte sich an dem Abend als Freund der Videoüberw­achung. „Ich glaube nicht, dass sie zu einer Verdrängun­g führt.“Als Beispiel nannte Schümann den öffentlich­en Personenna­hverkehr. „Dort ist die Zahl der Straftaten deutlich zurückgega­ngen.“

Viersens CDU will sich für mehr Sicherheit in der Stadt einsetzen. Gehse: „Wir fordern die umgehende Instandset­zung von Vandalismu­sschäden, den Ausbau des Beleuchtun­gskonzepts in Parks und dunklen Ecken, mehr Präsenz von Ordnungsdi­enst und Polizei und wünschen uns Kamera-Überwachun­g und Kamera-Attrappen.“

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RP-FOTO: MARTIN RÖSE Landeskrim­inaldirekt­or Dieter Schümann.

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