Federleichte Skulpturen voller Poesie
Der Künstler Jens J. Meyer stellt ab Sonntag im Mühlenturm in Amern aus
SCHWALMTAL Der in Essen lebende Künstler Jens J. Meyer hat den Mühlenturm in Amern mit Zeichnungen, Collagen und Skulpturen aufs Feinste und Leichteste erfüllt. Seine Ausstellung mit dem Titel „Schweben“begleitet ab Sonntag, 3. Juni, die Übergabe seiner „Barke Gallegiante“an die Gemeinde. Vor einem Jahr wurde die schwebende, federleichte Skulptur anlässlich der Tage der Kunst in der Kirche St. Michael installiert. Ein anonymer Spender ermöglichte den von vielen Gemeindemitgliedern ersehnten Verbleib der Skulptur in der Kirche.
Jeder Etage des Mühlenturms hat Meyer ein Motto verliehen. So wird der Besucher beim Betreten des Turms aufs Abheben und Fliegen eingestellt, geht auf der ersten Etage ins Schweben über, erlebt im dritten Stock die Leichtigkeit, bevor er un- ter dem Dach einer Videoinstallation zum Thema Bewegung begegnet.
Aus einer älteren, im Freien aufgestellten und verwitterten Skulptur hat Meyer Collagen gefertigt. Die Tuchdreiecke, denen man die Zeitspuren und Eingriffe der Natur deutlich ansieht, sind auf bemalte Leinwände aufgebracht. Die Leinwände schaffen Licht und Raum für die eingeklappten und auf dem Bildträger verspannten Dreiecke.
Meyers Arbeiten sind nicht nur voller Leichtigkeit, sondern auch voller Poesie. Das sei ihm wichtig, betont der Künstler. Die Welt sei voller Schwere. Dem wolle er mit seinen Skulpturen, Zeichnungen und Collagen die Leichtigkeit entgegensetzen. Er wolle den Menschen Möglichkeiten anbieten, neue Wahrnehmungen zu machen und überraschende Perspektiven zu entdecken. Meyers von der Decke hängende oder an der Wand befestigte Skulpturen bestehen aus Dreiecken aus weißem Tuch. Ein Dreieck, so Meyer, ist „die flinkeste und leichteste geometrische Form“. Diese verspannt er an mehreren Ecken und verwandelt so die Fläche in jede gewünschte dreidimensionale Form. An leichten Carbonstäben werden die Tuchformen schließlich befestigt. „Meine Skulpturen wiegen nach Gramm“, sagt er und lacht.
In der ersten Etage hängen kleine Barken knapp über Kopfhöhe im Raum, schweben auf einer gedachten Wasserlinie – der Besucher taucht förmlich unter den weißen Barken ab. An den Wänden greifen Tuschezeichnungen das Ausstellungsthema auf. Im Treppenhaus begegnet dem Besucher eine spiralige Skulptur, die die Form der Wendeltreppe widerspiegelt. Es ist wirklich ein poetisches und ästhetisches Erlebnis, das Meyer mit seinen federleichten Skulpturen anbietet.
Meyer, 1958 in Hamburg geboren, studierte zunächst Wirtschaftsingenieurwesen in Darmstadt, bevor er zum Studium der Malerei und Bildhauerei nach Karlsruhe wechselte. Er lebt und arbeitet in Essen. Weltweit installiert er seine Skulpturen. Info Die Ausstellung wird am Sonntag, 3. Juni, im Mühlenturm in Amern, Dorfstraße 1, eröffnet. Sie ist von 15 bis 18 Uhr zu sehen, ebenso am 10. und 17. Juni jeweils von 11 bis 17 Uhr. Die Kirche St. Michael in Waldniel ist heute beim Pfarrfest geöffnet, außerdem freitags von 11 bis 12 Uhr, samstags von 15 bis 17 Uhr.