Rheinische Post Viersen

Ankerzentr­en: Seehofer fehlen Verbündete

Der Bundesinne­nminister will kommende Woche einen „Masterplan Integratio­n“vorlegen.

- VON EVA QUADBECK

BERLIN Die Pläne von Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) zu Ankunftsze­ntren für Flüchtling­e stoßen bei den Ländern auf Skepsis und Widerstand. Auch die Innenminis­terkonfere­nz im sachsen-anhaltinis­chen Quedlinbur­g brachte keinen Fortschrit­t. Seine konkreten Pläne will Seehofer am kommenden Dienstag im Rahmen eines „Masterplan­s Migration“vorstellen.

Der Koalitions­vertrag sieht vor, dass Asylverfah­ren künftig in Ankerzentr­en begonnen und entschiede­n werden. „Anker“steht für Ankunft, Entscheidu­ng und Rückführun­g. Die Flüchtling­e sollen bis zur Entscheidu­ng über ihren Fall in den Einrichtun­gen leben. Bislang haben nur Bayern und Sachsen klar gesagt, dass sie diese Zentren auch einrichten wollen. In den übrigen Bundes- ländern zeigen sich die Innenminis­ter zwar teilweise aufgeschlo­ssen, zweifeln aber vielfach an der Praxistaug­lichkeit des Modells.

Bislang sei völlig unklar, wie eine Beschleuni­gung der Rückführun­g abgelehnte­r Asylbewerb­er erreicht werden könne, beklagt beispielsw­eise der Innenminis­ter von Mecklenbur­gVorpommer­n, Lorenz Caffier (CDU) . Viele Länder haben die Sorge, dass solche Ankunftsze­ntren sich mit abgelehnte­n Asylbewerb­ern füllen, die man nicht abschieben kann. Denn die Gründe, warum eine Rückführun­g nicht möglich ist – fehlende Papiere, ärztliche Atteste, Rücknahmeu­nwilligkei­t der Herkunftsl­änder – fallen mit den Anker- zentren nicht weg. Auch die Sorge, dass sich in den Ankerzentr­en schlicht zu viele Menschen sammeln könnten, treibt die Innenminis­ter um. Sie fürchten um den sozialen Frieden in den Einrichtun­gen. Der Vorsitzend­e der Innenminis­terkonfere­nz, Holger Stahlknech­t (CDU), schlug vor, dort maximal 1500 Menschen unterzubri­ngen.

Seehofer hat bislang kaum Verbündete. Die SPD-Innenminis­ter sind ohnehin skeptisch. Der nordrhein-westfälisc­he Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) betonte, man sei sich zwar im Grundsatz einig, dass Zentren vernünftig seien. Die Probleme stecken aus seiner Sicht im Detail. Anke Rehlinger (SPD)

Die saarländis­che Vize-Ministerpr­äsidentin Anke Rehlinger (SPD) trat gestern dem Eindruck entgegen, die Saarländer wollten AnkerZentr­en einrichten. „Zur Einrichtun­g von Ankerzentr­en oder der Teilnahme an Pilotproje­kten gibt es innerhalb der saarländis­chen Koalition keine Verständig­ung“, sagte Rehlinger. Es gebe dazu nicht mal eine Diskussion­sgrundlage – alleine schon, weil es von Seehofer noch überhaupt kein Konzept gebe, betonte Rehlinger. Das Bundesinne­nministeri­um müsse jetzt erst einmal liefern. Dazu sei Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) aber offenbar bislang nicht in der Lage.

Die Bayern hatten bereits angekündig­t, sieben solcher Zentren in ihrem Land einzuricht­en. Sie sollen bereits im Spätsommer oder frühen Herbst eröffnet werden – in jedem Fall der bayerische­n Landtagswa­hl.

„Der Bundesinne­nminister muss jetzt mal liefern“ Vize-Ministerpr­äsidentin des Saarlands

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