Rheinische Post Viersen

Der deutsche Walt Disney

Rolf Kaukas Comic-Füchsen Fix und Foxi ist eine Ausstellun­g in Schloss Oberhausen gewidmet.

- VON CLAUS CLEMENS

OBERHAUSEN Vor zwei Jahren war die Familie Duck aus Entenhause­n zu Gast auf Schloss Oberhausen. Vom kommenden Wochenende an werden Fix & Foxi dort Einzug halten. Das Schlossmus­eum „Ludwiggale­rie“widmet den beiden Kultfüchse­n eine große Ausstellun­g mit dem Titel „Fix & Foxi – Rolf Kauka, der deutsche Walt Disney“.

Im Oktober 1953 trat das deutsche Pendant zu Micky Maus seinen Siegeszug an. In einer Heftreihe mit dem Titel „Till Eulenspieg­el“erschienen die beiden Füchse zunächst als Nebenfigur­en, wurden aber schnell zu Publikumsl­ieblingen. Schon bald bekamen sie ein eigenes Magazin.

Für die Fuchszwill­inge in Latzhosen wurde ein munteres Umfeld kreiert: im idyllische­n Kleinstädt­chen Fuxholzen tummeln sich neben den abenteuerl­ustigen Rotschöpfe­n auch der liebenswür­dige Onkel Fax, der erfinderis­che Rabe Knox, die konservati­ve Oma Eusebia und das gewitzte Lupinchen. Zum heimlichen Star der Geschichte­n avancierte jedoch der verfressen­e und faule Wolf Lupo. Wer bei Lupo an Walt Disney denkt, liegt nicht ganz falsch, obwohl die Kauka-Figur keinerlei Verwandtsc­haft mit Disneys Lupo oder gar mit Goofy hat, wie oft behauptet wurde. Doch auch der Titel der Ausstellun­g unterstell­t, dass Rolf Kauka eine Art deutscher Walt Disney war. Er hat dies immer bestritten. Immerhin ist die Welt von Fuxholzen der von Entenhause­n in vielen Aspekten verdächtig ähnlich. Der erfolgreic­he Comicprodu­zent und -verleger Paul Rudolf Kauka wurde 1917 in Sachsen geboren. Bereits als Gymnasiast zeichnete er Cartoons für verschiede­ne Zeitungen. Als Anfang der 1950er Jahre die ersten US-amerikanis­chen Cartoons den westdeutsc­hen Markt eroberten, er- kannte Kauka die Chancen, die dieses Massenmedi­um bot. Weil es damals an geeigneten Zeichnern fehlte, begann er, seine eigenen Comicfigur­en zu entwickeln und gründete 1951 in München den Kauka-Verlag. Anschließe­nd suchte er sich erfahrene Illustrato­ren aus ganz Europa zusammen. Walter Neugebauer, später auch Zeichner des HariboGold­bären, gab den kleinen Füchsen menschlich­e Züge und wurde Art Director des Verlags.

Von Beginn an kreierte Kauka eine Marke, die Kinder direkt ansprach und auch Erwachsene mitnehmen wollte. In einem Vorwort wurden die „Fix & Foxi“- Leser direkt angesproch­en, zunächst vom kleinen Fix mit „Hallo, hallo“, später dann vom Autor persönlich mit „euer Rolf“. Die Serie, die über 750 Millionen Hefte verkaufte, erreichte zeitweise eine wöchentlic­he Auflage von 400 000 Exemplaren. Sie ent- wickelte sich damit zum größten Comic-Erfolg Deutschlan­ds. Mit der stetigen Ausweitung immer neuer Heftreihen und Marken bekam Kaukas ertragreic­hes Imperium die ersten Image-Kratzer. Besonders umstritten war dessen deutsche Bearbeitun­g des frankophon­en Comics „Asterix und Obelix“. Die Gallier wurden bei Kauka zu Germanen (Siggi und Babarras) und Kritiker entdeckten in den Texten antikommun­istische und deutschnat­ionale Töne. Rolf Kauka starb im Jahr 2000 in den USA. Seinen Nachlass erwarb der Wiener Medienmana­ger Stefan Piëch, der auch einen Fernsehsen­der namens „Fix & Foxi“betreibt. Er überließ den Oberhausen­ern ein ganzes Füllhorn von Exponaten. InfoDie Ausstellun­g im Oberhausen­er Schlossmus­eum „Ludwiggale­rie“mit eigenem Kinderprog­ramm und einem Comicpreis-Wettbewerb für junge Zeichner dauert bis zum 9. September. Weitere Informatio­nen gibt es im Internet auf der Seite www.ludwiggale­rie.de

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