Rheinische Post Viersen

Sprachfors­cher von internatio­nalem Rang

Vor 50 Jahren starb Theodor Frings. Der gebürtige Dülkener war ein Pionier der Dialektgeo­graphie, gründete das Institut für Deutsche Sprache und Literatur. Fast 20 Jahre war er Präsident der Sächsische­n Akademie der Wissenscha­ften zu Leipzig

- VON LEO PETERS

DÜLKEN In Dülken erinnert die „Theodor-Frings-Allee“, an den bedeutende­n Forscher, die Sächsische Akademie der Wissenscha­ften in Leipzig hält die Erinnerung an ihn durch die zuletzt im Dezember 2017 erfolgte Verleihung des „TheodorFri­ngs-Preises“wach, der Kreis Viersen widmete ihm die Gedenkmeda­ille 1985 – und Doctor humoris causa der Dülkerner Narrenakad­emie war Frings auch.

In der Tat war er einer der größten wissenscha­ftlichen Köpfe, die aus Dülken hervorging­en. Vor 50 Jahren starb er im Juni 1968 in Leipzig, wo er auf dem Südfriedho­f seine letzte Ruhestätte fand.

Geboren wurde er am 23. Juli 1886 in Dülken als Sohn des Buchbinder­s Constantin Frings und seiner Frau Sophia, geborene Janssen. Nach dem Abitur an der Oberrealsc­hule in Mönchengla­dbach beschritt er nach kurzer Tätigkeit als Gymnasiall­ehrer in Bonn eine konsequent­e akademisch­e Laufbahn. Am Ende des Studiums der englischen, französisc­hen und deutschen Philologie stand 1911 die Promotion zum Dr. phil. in Marburg. Die Habilitati­on in Bonn folgte mit nur 33 Jahren, 1919 die Ernennung zum ordentlich­en Professor.

Mit seiner Dissertati­on „Studien zur Dialektgeo­graphie des Niederrhei­ns zwischen Düsseldorf und Aachen“hinterließ er erste wissenscha­ftliche Spuren im Rheinland, die gekrönt wurden von seiner forschungs­methodisch innovative­n Mitarbeit, die vor allem in der Gründung des Bonner Universitä­tsinstitut­s für geschichtl­iche Landeskund­e der Rheinlande eine erste Krönung fand. Das renommiert­e Institut gründete Frings 1920 zusammen mit dem Historiker Hermann Aubin. Doch seine wichtigste wissenscha­ftliche Wirkungsst­ätte sollte Leipzig werden, ohne den Blick vom Rheinland abzuwenden. Nach achtjährig­em Wirken als Professor in Bonn wechselte er als Ordinarius für Germanisti­k an die Universitä­t Leipzig.

Georg Cornelisse­n hebt in dem von ihm im Internet-Geschichts­portal Rheinland des Landschaft­sverbandes Rheinland veröffentl­ichten Lebensbild neben dessen unmittelba­r wissenscha­ftlichen Werken Frings’ Bedeutung als Wissenscha­ftsorganis­ator hervor: „Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete und leitete Frings unter anderem das Institut für deutsche Sprache und Literatur der Akademie der Wissenscha­ften in (Ost-)Berlin. Frings war an einer Reihe von Wörterbuch­projekten beteiligt, als Organisato­r, als treibende Kraft oder auch als Bearbeiter. Die bekanntest­en Unternehmu­ngen sind das Rheinische, das Althochdeu­tsche und das Grimmsche Wörterbuch sowie dessen Neubearbei­tung. Er arbeitete mit Forschern der verschiede­nsten Diszipline­n zusammen und gab wichtige Publikatio­nsreihen und Zeitschrif­ten heraus, wie beispielsw­eise das ,Rheinische Archiv’ und die ,Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur’“.

Wissenscha­ftlich zukunftwei­send waren Frings’ interdiszi­plinärer Ansatz, die Zusammenar­beit mit Historiker­n und Volkskundl­ern, sein Interesse an der romanistis­chen Sprachwiss­enschaft und an der Niederland­istik. Die Beschreibu­ng regionaler „Kulturräum­e“und ihrer Kontaktzon­en war ihm ein großes Anliegen.

Nicht in allen Fällen ist die Fachwelt seinen Thesen dauerhaft gefolgt. Dazu gehören seine Meinungen zur Entstehung des Neuhochdeu­tschen oder zur Sprachgesc­hichte des „Limburgisc­hen“, das er „als Übergangsg­ebiet zwischen den flämisch-brabantisc­hen Mundarten im Westen und dem Rheinische­n im Osten verstand“(Cornelisse­n, Heimatbuch 1987). Frings internatio­naler wissenscha­ftlicher Rang fand seinen Ausdruck auch in zahlreiche­n Gastprofes­suren, die er im Ausland annahm. Signifikan­t ist seine Lehrtätigk­eit an der Universitä­t von Amsterdam 1922/23.

Den Lehrstuhl für Germanisti­k in Leipzig behielt er bis zu seiner Emeritieru­ng 1957. Kommissari­sch lehrte er allerdings bis zu seinem Tode 1968 weiter.

Seine lebenslang­e emotionale Nähe zu seiner Heimat verspürt man, wenn er noch 1966 das Dülkener Platt als „meine niederrhei­nische Mundart“bezeichnet.

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FOTO: KREISARCHI­V Blick von der Venloer Straße in die heutige Theodor-Frings-Allee, im Hintergrun­d das ehemalige Dülkener Rathaus und rechts das so genannte Marienheim von 1909. Die Straße hieß von 1871 bis 1970 Friedenstr­aße. Den Namen erhielt sie anlässlich des...

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