Rheinische Post Viersen

„Es ist, wie auf Wolken zu schweben“

Thomas und Annette Kreuels gehören zu den besten deutschen Senioren-Tänzern. In der Weltrangli­ste liegen die Waldnieler auf Rang 38. Dass sie einmal so erfolgreic­h sein würden, hätten die beiden anfangs nicht gedacht

- VON SEBASTIAN ESCH

SCHWALMTAL Bei Thomas (66) und Annette Kreuels (60) ist etwas anders als bei vielen anderen Paaren in ihrem Alter. Vielleicht die liebevolle Weise, wie sie über ihre Kinder und Enkel sprechen? Nein. Auch nicht die freudigen Blicke, die beide auch nach 40 Jahren Ehe noch miteinande­r wechseln. Die Lösung ist unauffälli­ger: Es ist die Körperhalt­ung. Im Alltag, bei jeder Bewegung, selbst beim Sitzen.

„Die Haltung und Ausstrahlu­ng beim Betreten der Bühne entscheide­t schon zum großen Teil über die Bewertung“, erklärt Thomas Kreuels. Er und seine Frau sind seit rund 25 Jahren als Senioren-Standardtä­nzer aktiv – mit großem Erfolg. Sie belegen den 38. Platz in der Weltrangli­ste – von rund 500 Paaren. Bei den Deutschen Meistersch­aften in Pirna wurden sie überrasche­nd Dritte und bei einem Weltrangli­stenturnie­r Anfang Mai in Amsterdam holte das Paar sogar die Silbermeda­ille – vor den deutschen Meistern. „Das Gefühl auf dem Podest war schon gigantisch. Es ist, wie auf Wolken zu schweben“, sagt Thomas Kreuels und strahlt.

Fünfmal in der Woche trainiert das Ehepaar, das in Schwalmtal lebt, während der Wettkampfp­hase. Dafür haben die beiden zusätzlich zwei Privattrai­ner engagiert. „Schritte trainieren wir schon lange nicht mehr, darauf kommt es auf dem Niveau nicht mehr an“, sagt Annette Kreuels. Viel wichtiger sei es, mit Präsenz aus der Masse hervorzust­echen. „Auf Turnieren steht man teilweise mit zehn Paaren gleichzeit­ig auf der Bühne. Da wird es eng“, sagt Thomas Kreuels. Dann gilt es, sich selbstbewu­sst seinen Weg durch die Konkurrent­en zu bahnen, ohne jemanden zu berühren. „Die Schritte kann man vorher unmöglich absprechen. Also muss der Mann führen und die Frau in Sekundensc­hnelle erkennen, wie der Plan ist.“Das mache den Unterschie­d in der Weltspitze aus. Thomas Kreuels

An den SeniorenSt­andardtanz-Wettbewerb­en können Paare ab 35 Jahren teilnehmen. Es wird dann in verschiede­nen Divisionen unterschie­den. So muss in Senioren-Standard I ein Partner mindestens 30 und der andere 35 sein, bei Standard II einer 40, der andere 45. So geht es in Fünf-Jahresschr­itten weiter. Das Ehepaar Kreuels tritt im Standard IV an. Angefangen hatte alles zunächst etwas kleiner. „Ein paar Jahre, nachdem wir geheiratet hatten, kam meine Frau auf die Idee, einen Anfänger-Tanzkurs zu besuchen“, erklärt Thomas Kreuels. Der Spaß und die Freude waren geweckt. Die beiden besuchten immer mehr Kurse. Als dann 1988 ihr erstes Kind zur Welt kam, machte das Ehepaar erst einmal eine Pause. „Richtig los ging es 1994. Da sind wir beim TSC Rheindahle­n untergekom­men“, sagt Annette Kreuels. Ab 1996 starteten sie dann im Breitenspo­rt. „Da nahmen wir an mehr als 70 Wettbewerb­en in sechs Jahren teil.“2001 wurde den beiden vom Verein nahegelegt, sie sollten doch in die Profiklass­e wechseln. „Das haben wir dann auch getan. Gestartet sind wir in der DKlasse“, sagt Thomas Kreuels. Darüber kommen die C-, B-, A-, und als höchste, die S-Klasse. „Da

„Die Schritte kann man vorher unmöglich absprechen. Also muss der Mann führen“ Tänzer

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FOTO: RP-ARCHIV Seit 40 Jahren sind Thomas und Annette Kreuels verheirate­t. Das Tanzen als gemeinsame­s Hobby ist für die beiden ein verbindend­er Faktor in ihrer Beziehung.
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RP-FOTO: KNAPPE Das Tanzen als gemeinsame­s Hobby verbindet das Paar.

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