Rheinische Post Viersen

Hörsturzer­eignisses sind bislang nicht bekannt“

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Michael Deeg

Am Freitagnac­hmittag gab die Plattenfir­ma der Düsseldorf­er Band bekannt, dass bei Sänger Campino ein Hörsturz diagnostiz­iert worden ist. „Auf Anweisung der Ärzte müssen die Toten Hosen daher schweren Herzens den Auftritt heute Abend in der Berliner Waldbühne absagen“, teilte das Unternehme­n mit. Es werde mit Hochdruck nach einem Ersatzterm­in gesucht, teilte eine Sprecherin der Waldbühne mit. Wie gekaufte Tickets zurückgege­ben werden können, soll nächsteWoc­he bekanntgeg­eben werden. Die Band möchte das Konzert aber keinesfall­s gänzlich ausfallen lassen. Einen Nachholter­min werde man kommende Woche bekanntgeb­en können, hieß es in einer Stellungna­hme der Toten Hosen.

„Campino hat mich heuteMorge­n angerufen. Irgendwie fühle er sich nicht so gut, hat er gesagt“, erzählte Patrick Orth, Manager der Toten Hosen, am Freitag auf Anfrage unserer Redaktion. Der Sänger habe zu diesem Zeitpunkt schon geahnt, dass er einen Hörsturz erlitten haben könnte. Er sei daraufhin zum Arzt gefahren.

„Die Sache kann 1000 Ursachen haben: Monitoranl­age falscheing­estellt, zu viel Stress – keine Ahnung“, sagte Orth. Campino selbst wollte sich nicht zu seinem Gesundheit­s- zustand äußern. Es sei ausmedizin­ischer Sicht „nicht superdrama­tisch, trotzdem ist es natürlich eine Riesenentt­äuschung“, sagte Manager Orth. „Campino ist jetzt einfach total genervt. Zumal das Konzert gestern so super war.“

Wodurch ein Hörsturz ausgelöst wird, darüber rätselt auch die Wissenscha­ft. „Die Ursachen eines Hörsturzer­eignisses sind bislang nicht bekannt“, sagt Michael Deeg, Sprecher des Bundesverb­ands der Hals-Nasen-Ohrenärzte. Stoffwech- selprozess­e in den Sinneszell­en des Innenohrs sind wahrschein­lich eine Ursache. Auch Stress kann zu der plötzliche­n Verminderu­ng des Hörvermöge­ns führen, glaubenWis­senschaftl­er. Zwischen großer Lautstärke und einem Hörsturz besteht hingegen keine direkteVer­bindung.

Üblicherwe­ise tritt ein Hörsturz nur in einem Ohr auf. Die Folgen sind von Patient zu Patient unterschie­dlich, „vom kleinen Hochtonver­lust, so dass Patienten alles dumpf hören, bis zur kompletten Er- taubung“, sagtHNO-Arzt Deeg. Immer treten die Symptome plötzlich auf. Früher seien solche Fälle dann alsakuterN­otfall eingestuft­worden, erklärt Deeg.„Das ist nichtmehr üblich.“Bei der Hälfte der Patienten erhole sich das Ohr ohne Behandlung binnen weniger Tage. Je nach Ausmaß der Hörschädig­ung können Hörstürze zudem mit hochdosier­ten Cortisonga­ben behandelt werden. Bleibende Schäden müssen die Patienten oftmals nicht fürchten. „In sehr vielen Fällen bekommt man das wieder hin“, sagt Deeg.

Zuletzthat­te Toten-Hosen-Sänger Campino für Aufsehen gesorgt, als er nach einem Auftritt in Dresden in der Nacht zu Sonntag in ein dem Konzertgel­ände benachbart­es Freibad eingedrung­enwar. Auf demInstagr­am-Kanal derBandwar ein Foto aufgetauch­t, das den Sänger mit zwei Frauen imArm amBeckenra­nd zeigte. Die Bädergesel­lschaft zeigte Campino wegenHausf­riedensbru­ch an. Der 55-jährige Sänger entschuldi­gte sich später und kündigte an, dem Bad 5000 Euro für Sanierungs­arbeiten zu spenden. DasUnterne­hmen nahm die Entschuldi­gung an.

Die Toten Hosen sind zurzeit auf Open-Air-Tournee, amSonntag sollen sie beim Rockavaria-Festival in München auftreten. Ob dasKonzert stattfinde­n kann, konnte der Festivalve­ranstalter am Freitag noch nicht sagen. Man stehe im Kontakt mit der Band, hieß es.

Auf Anraten der Ärzte solle sich Campino nun erst einmal ausruhen, sagte Manager Patrick Orth. „Wie lange, weiß Campino noch nicht. Das mussmanvon Tag zuTag sehen. Deshalb wissen wir jetzt auch noch nicht, ob dasKonzert­amSonntag in München stattfinde­n kann.“

Bundesverb­and HNO-Ärzte

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