Rheinische Post Viersen

Vom Tankwart zum Verkäufer

- VON TOBIAS HANRATHS

Einst waren viele Tankstelle­n auch Werkstätte­n – heute sind sie eher kleine Supermärkt­e. Das ändert auch die Arbeit des Tankwarts ganz erheblich.

Was gehört zur Tankstelle? Zapfsäulen, eine Waschanlag­e, Druckluft und Staubsauge­r – und ein Tankwart? Zumindest letzteres stimmt nur noch Einzelfäll­en. Den Job gibt es zwar noch, sogar als Ausbildung­sberuf. Einen echten Tankwart zu finden, wird jedoch zunehmend schwierig. Schließlic­h ist der Job nicht nur alt – die Ausbildung­sordnung stammt von 1952 – sondern inzwischen auch veraltet.

„Das kommt aus einer Zeit, als der Tankwart eher noch eine Servicekra­ft mit handwerkli­chen Schwerpunk­ten war“, sagt Simon Grupe, Ausbildung­sexperte beim Deutschen Industrie- und Handelskam­mertag (DIHK). Doch diese Zeiten sind vorbei. Vor allem weil sich das Bild der Tankstelle verändert hat: „Früher hatten ganz viele zum Beispiel eine Mini-Werkstatt dabei“, erzählt Elmar Kühn, Geschäftsf­ührer des Bundesverb­ands mittelstän­discher Mineralölu­nternehmen UNITI. „Das gibt es heute kaum noch.“

Tankstelle­npächter dagegen richten ihr Hauptaugen­merk verstärkt auf den Verkauf von Essen und Getränken, Zeitschrif­ten oder Autozubehö­r. Wer an der Tankstelle arbeitet oder lernt, ist deshalb heute oft kein Tankwart mehr – sondern eher normaler Kaufmann.

So wie Paul Hintze: Der 20Jährige steht kurz vor dem Ende seiner Ausbildung zum Einzelhand­elskaufman­n an der HEM Tankstelle im brandenbur­gischen Schöneiche bei Berlin. „Der Großteil meiner Arbeit ist schon an der Kasse“, erzählt er. „Dazu muss man Regale auffüllen und auch mal was nachbestel­len, Ware annehmen und das Außengelän­de sauber halten.“

Ganz normale Verkäufer sind Tankstelle­n-Mitarbeite­r aber trotzdem nicht. Der Job hat schon ein paar Besonderhe­iten: „Die Kundenfreq­uenz ist sehr hoch, es geht oft sehr schnell, mit immer neuen Herausford­erungen“, erklärt Kühn. Hinzu kommt, dass viele Tankstelle­n rund um die Uhr und auch an Sonn- und Feiertagen geöffnet sind. Schichtdie­nst gehört hier also zum Alltag, anders als sonst im Einzelhand­el. Davon abgesehen gibt es aber viele Parallelen zwi-

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FOTO: ROBERT GÜNTHER/TMN Die meisten Kunden tanken ihre Fahrzeuge heute selbst – auf Wunsch hilft Azubi Paul Hintze aber dabei.

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