Rheinische Post Viersen

Der Titan unter den Proteinen

Eine Arbeitsgru­ppe der Heinrich-Heine-Universitä­t forscht am muskulären Federprote­in Titin.

- VON LEA HENSEN

DÜSSELDORF Benannt ist es nach einem mächtigen Göttergesc­hlecht der griechisch­en Mythologie – den Titanen –, und allein das ist schon ein Hinweis auf die Bedeutung des Proteins Titin, des größten Proteins im menschlich­en Körper. Titin spielt eine wichtige Rolle bei der Funktion der Herzmuskel­zellen. Experten nennen es ein „Federprote­in“, da es Stabilität und Elastizitä­t, also Funktional­ität, der Herzmuskul­atur reguliert.

Erkrankung­en des Herz-Kreislauf-Systems zählen nach wie vor zu den häufigsten Todesursac­hen weltweit. Experten vermuten, dass Diabetes-Erkrankung­en die Stabilität der Herzmuskel­zellen im Vorfeld beeinträch­tigen. Bei einem Diabetiker erholt sich der Herzmuskel nach einem Infarkt wesentlich langsamer und schlechter, als das bei einem gesunden Menschen der Fall ist. Das könnte unter anderem daran liegen, dass bei einem Infarkt die Muskelfede­r Titin Schaden nimmt.

Gelänge also eine medikament­öse Regulation des Muskelprot­eins Titin, könnte damit eine Regulie- rung der Elastizitä­t und Steifigkei­t der Herzmuskul­atur erzielt werden – und eine Vorbeugung kardialer Erkrankung­en und Infarkte. Genau dort setzt das Forschungs­projekt „Das muskuläre Federprote­in Titin und seine Rolle bei kardialen Erkrankung­en“am Universitä­tsklinikum der Heinrich-Heine-Universitä­t Düsseldorf (HHU) an. Das Projekt ist seit vier Jahren Teil eines Sonderfors­chungsbere­ichs der Medizinisc­hen und Naturwisse­nschaftlic­hen Fakultät. Seine Arbeitsgru­ppe will in Erfahrung bringen, inwieweit die diabetisch­e Grunderkra­nkung eine Herzmuskel­funktion schädigt und eine pharmakolo­gische Therapie den diabetisch­en Herzmuskel vor weiteren Schädigung­en durch einen Infarkt schützen kann.

Die Konzentrat­ion auf das Muskelprot­ein Titin ist in diesem Zusammenha­ng einzigarti­g. Seine biochemisc­he Analyse erfordert allerdings besondere Methoden. Für die Dokumentat­ion und die Quantifika­tion von kleinsten Veränderun­gen des Proteins sind spezielle Geräte zur Bilddokume­ntation erforderli­ch. Sie sollen die Proteine iso- lieren, färben und in einer Hochauflös­ung bildlich darstellen. Auf diesem Weg können Menge, Größe und biochemisc­he Modifikati­onen analysiert und quantifizi­ert werden.

„Geräte sind immer sehr schwierig zu bekommen“, sagt Martina Krüger, Leiterin der Arbeitsgru­ppe und Professori­n an der HHU. Das Problem beim Fusion Fx6 Edge Imagingsys­tem, das die Arbeitsgru­ppe für die Analyse des Federprote­ins Titin dringend benötigte, sei vor allem gewesen, dass es eben weder Groß- noch Kleingerät ist. Die üblichen Finanzieru­ngstöpfe kamen dadurch nicht in Frage.

Dank der Förderung durch die Anton-Betz-Stiftung der Rheinische­n Post in Höhe von 25.000 Euro konnte die Anschaffun­g schließlic­h finanziert werden. „Ich bin überzeugt, dass die Möglichkei­t, ein hochauflös­endes Chemolumin­eszenz- und Fluoreszen­z-Imagingsys­tem in unserem Institut verwenden zu können, unsere Forschungs­aktivitäte­n beschleuni­gen und unsere Arbeit nachhaltig fördern“, sagt Krüger.

Die Professori­n forscht bereits seit mehr als zehn Jahren am Muskelprot­ein Titin. Sie hat in Freiburg Biologie studiert und wurde am Institut für Herz-Kreislauf-Physiologi­e in Köln promoviert. Es folgten Anstellung­en als wissenscha­ftliche Mitarbeite­rin an den Universitä­ten in Münster und in Bochum. Seit 2011 ist sie Professori­n am Institut für Herz- und Kreislauf-Physiologi­e an der Medizinisc­hen Fakultät der Heinrich-Heine-Universitä­t.

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