Rheinische Post Viersen

CSU-Mann soll Bamf auf Kurs bringen

-

Hellblaue Krawatte, weißes Hemd — für seinen ersten öffentlich­en Auftritt in Berlin hat Hans-Eckhard Sommer die Farben Bayerns und der CSU gewählt. Zufall? Der neue Mann an der Spitze der obersten Flüchtling­sbehörde in Deutschlan­d ist in der Partei gut vernetzt. Bundesinne­nminister Horst Seehofer (ebenfalls CSU) nannte den 56-Jährigen bei der Vorstellun­g am Mittwochmi­ttag „in besonderer Weise für diese Aufgabe qualifizie­rt“.

Der promoviert­e Jurist leitet bisher das Gebiet Ausländer- und Asylrecht im bayerische­n Innenminis­terium, nach eigenen Worten „als Generalist“. Nun soll Sommer das skandalges­chüttelte Bamf mit seinen über 7000 Mitarbeite­rn in ruhigeres Fahrwasser und auf Seehofers Kurs bringen. Das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e stehe zu Unrecht „am Pranger“, so der künftige Behördench­ef. Er setzt auf kurze Asylverfah­ren („rund drei Monate“) bei gleichzeit­ig hoher Qualität.

Dem Beamten mit Hornbrille und getrimmtem Vollbart eilt ein Ruf voraus. Die „Süddeutsch­e Zeitung“bezeichnet ihn als „har-

Wechsel an der Spitze der skandalgep­rüften Flüchtling­sbehörde: Hans-Eckhard Sommer löst als neuer Bamf-Chef Jutta Cordt ab. Dem CSUMann eilt ein Ruf voraus.

Personal „zusammenha­lten und motivieren“.

Sommer versteht sich als Beamter und sagt Sätze wie aus einem Bundeswehr-Video: „Ich habe Deutschlan­d zu dienen.“Politische Statements stünden ihm nicht zu. Seine Doktorarbe­it ging über „Die Nichterfül­lung der Arbeitspfl­icht“. Der neue Bamf-Chef ist seit 30 Jahren verheirate­t und seit 20 Jahren Mitglied der CSU. Er arbeitete als Büroleiter des damaligen Ministerpr­äsidenten Edmund Stoiber und als persönlich­er Referent von dessen Nachfolger Günther Beckstein.

Hans-Eckhard Sommer findet, die Quote von schutzbedü­rftigen Ausländern sei gesunken, und somit steige die Zahl der Ausreisepf­lichtigen. „Gegen diese Personen muss der Staat die Ausreisepf­licht durchsetze­n und den dafür zuständige­n Ausländerb­ehörden die dafür erforderli­chen gesetzlich­en Regelungen an die Hand geben“, heißt es im Manuskript des neuen Bamf-Chefs. Das klingt nach Klartext — erst recht, wenn jemand keine politische­n Statements abgibt.

Thomas Winkel

(kna)

Newspapers in German

Newspapers from Germany