Rheinische Post Viersen

Gut getestet

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Im Januar gab es ein Testspiel in Mainz. Borussia siegte 3:0, es war ein souveräner Auftritt. Was folgte, war eine Rückrunde ohne roten Faden, ein stetiges und zeitweise unerfreuli­ches Hin und Her. Was belegte: Testspiele und Pflichtspi­ele sind zwei sehr unterschie­dliche Dinge.

Deswegen darf man das 3:0 beim FC Southampto­n, bei dem Borussia ein Stunde lang (danach wurde extrem durchgewec­hselt) sehr souverän spielte, nicht überbewert­en. Dennoch: Es stimmte fast alles. Vorn wurde flott kombiniert und zudem in den richtigen Situatione­n gepresst. Es wurde auch konkret verteidigt, so dass der Gegner in der ersten Stunde nur eine Chance hatte. Alles in allem ist die Reise nach England (abgesehen von der Verletzung Ibo Traorés) sehr gelungen.

Dass es so ist, hat mit Tiefe zu tun. Die haben die Borussen in der vergangene­n Saison oft vergeblich gesucht und sind deswegen in die Horizontal­e gegangen, was die Spielweise angeht. Das 4-42, in dem sich die Borussen zuvor das Prädikat „Borussia Barcelona“verdient hatten, wurde zum Sinnbild des Altbackene­n. Das 4-3-3 soll Besserung bringen, und es scheint, wohlgemerk­t in Anbetracht der Testspiele, dass es dies auch tut. Denn wer die Tiefe findet, findet sie meist durch vertikales Spiel. Dies war zu sehen im St. Mary’s Stadium in Southampto­n. Der Pass aus der Tiefe des Raumes, mal von Jonas Hofmann, Oscar Wendt, Florian Neuhaus oder Michael Cuisance in die Tiefe ganz vorn, konkret und zielgerich­tet.

Was noch auffiel in England: Wohl dem, der polyvalent­e Spieler hat. Tobias Strobl fing als Sechser an, später wechselte er in die Innenverte­idigung. Dort spielte auch Tony Jantschke, der neben Matthias Ginter begann. Das Thema „Innenverte­idiger: Breite durch interne Lösungen“wurde da durchprobi­ert. Reece Oxford, der als Zukauf gehandelt wird, war nur als Besucher in Southampto­n. Trotz der Wechsel blieb Borussia hinten stabil. Die Momentaufn­ahme: gut getestet. Zwei Testspiele folgen noch, bevor die Pflicht ansteht. Dann kommt die Zeit der Wahrheit.

Karsten Kellermann

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