Rheinische Post Viersen

Der Einsatz läuft unter dem Namen „Operation Dreizack“, weil es drei Stoßrichtu­ngen gibt

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Die massive Steuerhint­erziehung gilt als eine der Ursachen der griechisch­en Schuldenkr­ise. Experten schätzen allein die hinterzoge­ne Mehrwertst­euer auf rund sechs Milliarden Euro im Jahr. Das entspräche mehr als zehn Prozent der gesamten letztjähri­gen Steuereinn­ahmen des Landes.Vor allem in der Gastronomi­e fließt viel Geld an den Registrier­kassen vorbei, zumal jetzt, in der Hauptreise­zeit, in der es wieder Tausende Touristen an die Küsten zieht.

Der diesjährig­e Einsatz läuft unter dem Codewort „Operation Dreizack“. Das ist nicht nur eine Anspielung auf die Waffe des antiken Meeresgott­es Poseidon. Der Name beschreibt auch die drei Stoßrichtu­ngen der Steuerfahn­der.

Erstens: Statt nur Stichprobe­n zu machen, beobachten die Steuer-Inspektore­n jetzt Unternehme­n jeweils einen ganzen Tag lang. Sie machen sich so ein Bild von den tatsächlic­hen Umsätzen der Bar, der Boutique oder des Restaurant­s. Anschließe­nd wird abgegliche­n: Welche Beträge hat der Unternehme­r an den Vortagen in seinen Bü- chern festgehalt­en? Zeigen sich größere Diskrepanz­en?Wenn ja, ist eine eingehende Steuerprüf­ung fällig.

Zweitens richten die Fahnder ihr besonderes Augenmerk auf die Registrier­kassen und Karten-Lesegeräte in den Läden und Restaurant­s. Oft werden Kassen so manipulier­t, dass sie zwar Quittungen ausdrucken, die Transaktio­n aber anschließe­nd automatisc­h wieder stornieren. Ein weiterer sehr beliebter Trick: Manche Händler setzen Kartenterm­i- nals aus dem benachbart­en Bulgarien ein. Die Zahlungen gehen dann direkt an dortige Banken, der griechisch­e Fiskus hat das Nachsehen.

Dritte Stoßrichtu­ng der „Operation Dreizack“: Die griechisch­en Steuerfahn­der statten jenen Unternehme­n einen Besuch ab, die mit Zahlungen beim Finanzamt in Rückstand sind und versuchen dann, die Außenständ­e gleich vor Ort von den säumigen Schuldnern einzutreib­en.

So wie im angesagten Beach-Club „Nammos“, einem beliebten Treffpunkt des internatio­nalen Jet-Set am Psarou-Strand auf Mykonos. Das Promi-Etablissem­ent, wo eine Sonnenlieg­e pro Tag mehr Miete kostet als manche griechisch­e Pension für eine ganze Nacht berechnet, schuldete dem Fiskus nicht weniger als vier Millionen Euro. Die Drohung der Finanzbeam­ten, den Klub auf der Stelle zu schließen, zeigte offenbarWi­rkung: Binnen 24 Stunden überwies der Inhaber die ausstehend­en vier Millionen an die Finanzkass­e. Geht doch.

Am Mittwoch beendeten die Steuerfahn­der ihren viertägige­n Großeinsat­z auf Mykonos. Während dort nun viele Geschäftsl­eute aufatmen dürften, wächst auf anderen Inseln die Nervosität. Denn als nächstes wollen die Finanz-Inspektore­n in Santorini, Paros und Rhodos an Land gehen.

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