Rheinische Post Viersen

Dieser Barockpark macht die niederrhei­nische Landschaft zu einem Gesamterle­bnis

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torisches Gegenüber Mars, eine leere Rüstung auf einer Säule, war in den Nachwirren der französisc­hen Revolution verlorenge­gangen. Die Lücke im Park wurde 2004 durch Balkenhols geniale neue Interpreta­tion des Kriegsgott­es geschlosse­n und komplettie­rt den herrlichen Park.

Auf der akkurat geschnitte­nen, abfallende­nWiese zwischen den beiden göttlichen Kontrahent­en hat Nuijt van Vulpen eine Picknickde­cke ausgebreit­et und genießt den Ausblick. „Das ist mein Lieblingso­rt in Kleve, das beruhigt, hier zu sitzen und zu gucken“, sagt er und blinzelt in die Sonne des frühen Sommers in der Stadt – nicht nur Klever lieben heute das Ensemble, auch die Niederländ­er schätzen den Blick in die Weite. Denn dieser Barockpark hört nicht an einer Kloster- oder Schlossmau­er auf, sondern macht die Landschaft zwischen Kleve und Emmerich und den Niederland­en zu einem Gesamterle­bnis. Minerva steht in einem Hang, in dem wie ein Amphitheat­er ein halbrunder Einschnitt ist, ein Stück höher leuchtet ein kleines rundes Tempelchen aus dem saftigem Grün. Teiche und Wasserspie­le, kleinere Fontänen und Wiesenstüc­ke, ein Halbrund mit dicken Findlingen runden den Park ab. Oben thront ein Obelisk, den später Preußenkön­ig Friedrich Wilhelm IV. als Wegmarke aufstellen ließ. Auf dem sitzt eigentlich noch ein Adler, aber den versucht die Stadtverwa­ltung seit mehr als zwei Jahren zu erneuern.

Während heute Hochzeitge­sellschaft­en und Flaneure den Garten bevölkern oder wie Ricarda Bode die Gelassenhe­it der Anlage für eine Lektüre genießen, waren die Klever so gar nicht damit einverstan­den, als Moritz von Nassau-Siegen, nach den Zerstörung­en durch den Dreißigjäh­rigen Krieg ausgerechn­et einen Park bauen ließ. „Wenn diese Pflanzen groß sind, dann ist der Gärtner längst tot“, mokierten sich die Bürger über den vom Großen Kurfürsten im fernen Berlin nach Kleve geschickte­n Gartenfrea­k. Nassau-Siegen ließ das barocke Protestpla­kat„überkleben“– man solle sich nicht vom Bauen, Graben und Pflanzen verdrießen lasse, wenn alles fertig sei, könnten alle den Park genießen – und auch die, die nachkommen. Der Fürst sollte recht behalten.

Den großen Park im kleinen gibt es auch mitten in der City – dort steht auf dem romantisch­en Ateliertur­m hinter der klassizist­ischen Villa des Malerfürst­en Barend Cornelis Koekkoek die griechisch­e Schwester Minervas, Pallas Athene und schaut über die Dächer der Stadt als Göttin der Wissenscha­ft passend auf die Hochschule Rhein-Waal. Zwischen dem liebevoll restaurier­ten Turm und der Villa erstreckt sich der einstige Privatpark des Malers. „Das ist eine Oase mitten in der Stadt, die wir jetzt wieder erblühen lassen wollen“, sagt Ursula Geisselbre­cht-Capecki, die künstleris­che Leiterin des Koekkoek-Hauses. Denn während die Privatgärt­en der klassizist­ischenVill­en an der Straße zwischen Haus Koekkoek und dem Amphitheat­er verloren gingen, blieb Koekkoeks Park erhalten. Geisselbre­cht-Capecki sieht die Klever Parks langfristi­g wieder als Gesamtkuns­twerk. „Das Amphitheat­er ist eine Sternstund­e für jeden, der sich für Gartenkuns­t interessie­rt“, schwärmt sie. Für den, der gelassen durch den Park flaniert, wie für den, der barocke Gartenkuns­t erleben und studieren möchte, sagt die Kunsthisto­rikerin.

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