Rheinische Post Viersen

Sohn Joschka läuft in Athen für seinen Vater

Vier Jahre startete Franz Lohbusch beim Marathon in Athen und sammelte Spenden. Seit der Krebs-Diagnose darf er nicht mehr laufen

- VON SABINE JANSSEN

VIERSEN Franz Lohbusch weiß, wie es ist nach 42 Kilometern ins alte Olympia-Stadion einzulaufe­n, mit jubelnden Menschen am Ziel und der Akropolis über sich. „Das war überwältig­end. Ein tolles Gefühl. 2013 war das erste Mal“, sagt der 65-Jährige. Vier Jahre lief der Ratsherr der Linken den Marathon von Athen und sammelte dabei Spenden für die Not leidende griechisch­e Bevölkerun­g. Doch 2017 konnte er nicht starten. Im Sommer hatte er eine schockiere­nde Nachricht erhalten: Er hat Krebs. Kräftezehr­ende Langstreck­en-Läufe darf er jetzt nicht machen, aber sein Sohn Joschka (34) springt für ihn in die Bresche. Er will am 11. November in Athen starten. Sein Vater begleitet ihn dorthin.

Wie der Vater sammelt auch der Sohn Spenden für den Verein „Run for the Evolution“. Pro Kilometer kann ein Betrag nach Wahl gespendet werden. „Einige Spenden sind schon eingegange­n. Das Ziel mit 10.000 Euro für diesen Lauf haben wir wohl sehr hoch angesetzt“, sagt Lohbusch.

Das Geld soll auch in diesem Jahr über den Verein „Run for the Evolution“wieder an die Sozialstat­ion im Athener Stadtteil Byronas gehen. „Das ist eine Initiative auf privater Basis, die auch von Apothekern un- terstützt wird. Ich kenne die Leute seit Jahren. Dorthin kommen Menschen, die sich ihre Medikament­e nicht leisten können – etwa Chronisch-Kranke und auch Krebspatie­nten“, erzählt Lohbusch. Die Sozialstat­ion habe ein großes Lager mit Medikament­en, die auf Nachfrage an Hilfsbedür­ftige ausgegeben werden.„Es ist ein bisschen wie eine Tafel, nur für Medikament­e.“

Ein paar Tage vor dem Start will Lohbusch mit seinem Sohn nach Athen fliegen und nach dem Lauf noch ein paar Tage dort bleiben. „Das Wetter ist dann meistens wie jetzt hier bei uns, um die 20 bis 25 Grad, aber oft sehr windig.“Das mache den Läufern auf der Strecke mit Steigungen oft zu schaffen. Lohbusch weiß das aus eigener Erfahrung. „Ich bin einmal den Düsseldorf­er Marathon gelaufen. Der ist ein Spaziergan­g verglichen mit Athen.“

In die Marathon-Vorbereitu­ng seines Sohnes, der jetzt gerade mit seiner Familie Urlaub macht, mischt sich der politische Aktivist nicht ein. Der 34-jährige IT-Spezialist ist ein erfahrener Langstreck­enläufer. Aber es wird sein erster Marathon werden. Ein Bekannter der Lohbuschs aus Griechenla­nd wird ebenfalls für den guten Zweck starten.

„Ich hoffe, es werden schöne Tage“, sagt Lohbusch. Ihm gehe es inzwischen den Umständen entspreche­nd gut. Nach der Diagnose habe er sich erst einige Monate„sortieren“müssen. Den Posten als stellvertr­etender Fraktionsv­orsitzende­r der Linken im Viersener Stadtrat legte er nieder. „Ich muss mir meine Kraft sinnvoll einteilen“, sagt er. Seit einem Jahr nehme er an einem Versuchspr­ogramm der Uni-Klinik Aachen teil. Es sei eine Immunthera­pie, die bei anderen Krebsarten gute Ergebnisse gebracht habe. Sie rege das Immunsyste­m an, gegen die Krebszelle­n anzugehen. „Nach den letzten Untersuchu­ngen wächst der Tumor nicht. Jetzt hoffe ich, dass ich in demVersuch­sprogramm bleiben kann. Bis jetzt ist es ungewiss.“

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FOTO: LOHBUSCH Sohn Joschka (34) geht dieses Jahr für Franz Lohbusch (65) in Athen an den Start.

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