Rheinische Post Viersen

Die Dämonen der Kindheit

In „Sharp Objects“stellt sich Amy Adams als Journalist­in ihrer dunklen Vergangenh­eit in der amerikanis­chen Provinz.

- VON KLAUS BRAEUER

(dpa) Eine Zeitungsre­porterin kehrt in ihre Heimatstad­t in der US-Provinz zurück, um über das Verschwind­en zweier junger Mädchen zu recherchie­ren. Dabei wird sie unvermitte­lt mit ihrer eigenen schwierige­n Kindheit konfrontie­rt. Wie es ihr dabei ergeht, zeigt die neue achtteilig­e Serie „Sharp Objects“, die am Donnerstag auf dem Sender Sky Atlantic HD startet.

Camille Preaker (gespielt von Golden Globe-Preisträge­rin Amy Adams) ist Kriminalre­porterin mit Leib und Seele. Aber beide haben stark gelitten. Sie ist Alkoholker­in, hat sich mehrfach selbst verstümmel­t und war lange in Therapie in einem psychiatri­schen Krankenhau­s. Jetzt schickt sie ihr Chef und Mentor Frank Curry (Miguel Sandoval) in ihre Heimatstad­t Wind Gap im US-Bundesstaa­t Missouri zurück. Bei ihrer Recherche in dem doppelten Mordfall sucht sie die Hilfe von Ermittler Richard Willis (Chris Messina) und Polizeiche­f Vickery (Matt Craven).

Sie wohnt wieder in ihrem Elternhaus, bei ihrer Mutter Adora (Patricia Clarkson), die es immerhin zu einem beachtlich­en Anwesen gebracht hat. Die Frau ist allerdings eine Tyrannin, steckt voller Argwohn und behandelt nicht nur ihr Hausmädche­n wie den letzten Dreck. Jetzt zwingt sie ihre Tochter auch noch dazu, sich mit ihren persön- lichen Dämonen zu beschäftig­en. Während Camille versucht, mühsam das Puzzle ihrer Vergangenh­eit zusammenzu­setzen, verbeißt sie sich in die Schicksale der beiden Opfer und fällt bald in alte selbstzers­törerische Gewohnheit­en zurück.

Die Serie, die vom US-Bezahlsend­er HBO produziert wurde, basiert auf der Buchvorlag­e der erfolgsver­wöhnten US-amerikanis­chen Bestseller-Autorin Gillian Flynn, die selbst eine Zeitlang als Journalist­in gearbeitet hat. Schon das Drehbuch zu ihrem spannenden Thriller „Gone Girl“, der mit Ben Affleck und Rosamund Pike erfolgreic­h fürs Kino verfilmt wurde, hat sie selbst geschriebe­n. Nun schrieb sie zusammen mit Marti Noxon („Mad Men“) auch das Buch für die Miniserie, bei der sie auch ausführend­e Produzenti­n ist. Regie führt JeanMarc Vallée („Big Little Lies“). Die Hauptrolle ist mit der Ausnahmesc­hauspieler­in Amy Adams („Arrival“, „American Hustle“) hervorrage­nd besetzt, aber auch Patricia Clarkson („Six Feet Under“, „House of Cards“) als ihre Serienmutt­er spielt ihre Figur ganz ausgezeich­net.

Allerdings wimmelt es in dieser Serie von Stereotype­n: Natürlich ist der kleine Ort ein gottverlas­senes Kaff samt staubiger Straßen und brummender Ventilator­en in heißer

Sommerluft, dazu läuft sattsam bekannte Blues- und Rockmusik. Die Handlung ist betulich, zeitweise sogar zäh inszeniert. Den Charaktere­n mangelt es an Originalit­ät und Tiefe, dafür wirken sie umso klischeeha­fter. Der Sheriff trägt nicht nur einen dicken Schnauzer, sondern hat auch noch immer üble Laune.

Der Ermittler ist viel zu eifrig bei der Sache, und Camilles etwas jüngere Halbschwes­ter spielt gern mit einem ziemlich großen Puppenhaus, einem Modell ihres Zuhauses. Das Ende bleibt seltsam offen – und mancher Zuschauer etwas ratlos zurück. Eine zweite Staffel ist nicht geplant.

„Sharp Objects“, Sky Atlantic, ab Donnerstag, 20.15 Uhr

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FOTO: DPA Amy Adams als Camille Preaker, Kriminalre­porterin und Alkoholike­rin, die in ihre Heimatstad­t in der Provinz reist, um über den Mord an zwei jungen Mädchen zu berichten.

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