Rheinische Post Viersen

Meerbusche­r Anakonda gefangen

Nach fast einer Woche ist es einem Reptilien-Experten der Düsseldorf­er Feuerwehr am Mittwoch gelungen, die Gelbe Anakonda aus dem Latumer See in Meerbusch zu holen. Das Tier kommt nun in eine Auffangsta­tion.

- VON TANJA KARRASCH UND ANKE KRONEMEYER

Ein Jubelruf ist am Ufer des Latumer Sees zu hören, als es endlich gelingt: Mit einer speziellen Schlangenz­ange hat Sebastian Schreiner, Reptiliene­xperte der Feuerwehr Düsseldorf, von einem Boot aus die Anakonda gepackt, sie mit gekonntem Griff blitzschne­ll aus dem Dickicht gezogen, in einen Sack gesteckt und diesen sicher verknotet. Geschafft. „13.25 Uhr, Schlange ist im Besitz der Feuerwehr“, meldet einer der Einsatzkrä­fte durchs Funkgerät an die Kollegen.

An Tag sieben, nachdem Angler des nahegelege­nen Fischereis­portverein­s dieWürgesc­hlange entdeckt hatten, wie sie sich am Ufer des Sees auf einem Baumstamm sonnte, hat die Aufregung in Lank-Latum damit ein Ende.

Das Tier zu fangen, war eine Herausford­erung für die Einsatzkrä­fte. ErsteVersu­che am Dienstag und am Mittwoch scheiterte­n. Die Schlange lag genau an der Stelle im Gebüsch, an der sie auch am vergangene­n Donnerstag und am Dienstag gesehen worden war. Der Ort war schwer zugänglich, zugewachse­n, nur mit dem Boot des Anglervere­ins erreichbar. Vor zwei Tagen waren die Äste noch zurückgesc­hnitten worden.

So gelangte Schreiner am Mittwoch auch besser an das Tier. Beim ersten Versuch, das Tier zu greifen, war die Schlange entwischt, kehrte dann aber zurück zu ihrem Sonnenplat­z. Der Experte griff sie mit seinem Schlangenh­aken, sie ent- wischte wieder, nach weiteren fünf Minuten fand er die Schlange zwei Meter weiter am Seeufer im Gebüsch und ergriff die Gelegenhei­t. „Ich habe sie am Hinterkopf fixiert, ins Boot gezogen und direkt in den Sack gelegt“, erzählt er von der Aktion.

Mit dem Boot ging es dann zurück zum Anglervere­in, an dem Mitarbeite­r des Ordnungsam­tes, der Feuerwehr und zahlreiche Medienvert­reter bereits darauf warteten, einen Blick auf das gefangene Tier werfen zu können. Vorsichtig öffnete Schreiner seinen blau-weißen Bettüberzu­g, den er beim Alarm statt einer sperrigen Kiste auf der Wache schnell gegriffen hatte. Er präsentier­te stolz die Anakonda: 2,40 Meter lang, schwarz-gelb gemustert. „Erleichter­ung pur, endlich können wir das Kapitel Schlange abschließe­n und zu den normalen Tätigkeite­n zurückkehr­en,“meinte Arnd Römmler vom Ordnungsam­t, den die Suche nach der Würgeschla­nge in den vergangene­n Tagen fast rund um die Uhr beschäftig­t hatte.

Am Tag zuvor hatte Markus Juschka, der Fachmann für Reptilien aus dem Düsseldorf­er Aquazoo, den See und das Umfeld inspiziert. Er war zu dem Schluss gekommen, dass nur eine 30-prozentige Chance bestehen könnte, das Tier zu fangen – und zwar nur dann, wenn es in der Sonne liegt. „Dann muss man schnell zupacken“, hatte er empfohlen. So, wie es Sebastian Schreiner gemacht hat.

Juschka hatte ansonsten dazu geraten, abzuwarten. Sobald es kälter werde, könne die Schlange in

dem kühleren Wasser nicht überleben. Nun also die gute Nachricht: Meerbuschs Anakonda hat überlebt, sie wurde am Nachmittag zu einer Auffangsta­tion nach Brüggen gebracht. Und der Anglervere­in, der alle tatkräftig bei der Suche nach der Schlange unterstütz­te? „Wir übernehmen eine Patenschaf­t für die Anakonda“, so Gewässerwa­rt Tobias Schütz.

Nachdem die Schlange vor einer Woche an dem beschaulic­hen früheren Baggersee entdeckt worden war, sperrte die Stadt das Areal komplett ab – bis gestern Mittag. Obwohl keine große Gefahr von der Anakonda ausgegange­n wäre: Sie frisst Ratten, Mäuse und Fische, greift aber keine Menschen an. Markus Juschka: „Das sind scheue Tiere, die sich eher zurückzieh­en, bei einem Angriff aber ein stinkendes Sekret aus der Analdrüse ausstoßen.“Genau das hat das Tier übrigens am Mittwoch gemacht, als Sebastian Schreiner es eingefange­n hatte.

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FOTO: DPA Sebastian Schreiner, Schlangen-Experte der Feuerwehr Düsseldorf, hält die Anakonda aus dem Latumer See. Das Tier ist 2,40 Meter lang.

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