Rheinische Post Viersen

Hambacher Forst: Altmaier will mit RWE verhandeln

Der Bundeswirt­schaftsmin­ister versucht, den eskalieren­den Streit um die Rodung des Forstes zu entschärfe­n.

-

(rtr/RP) Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier hat Verhandlun­gen mit dem Energiekon­zern RWE über die umstritten­e Rodung des Hambacher Forstes für den Kohleabbau angedeutet. „Ich selbst war in den vergangene­n Wochen, auch mit den Beteiligte­n, im Gespräch“, sagte der CDU-Politiker am Mittwoch in Berlin, wo auch die Kohlekommi­ssion der Bundesregi­erung erneut tagte. Es sei allerdings nicht leicht, die Forderung von Umweltverb­änden umzusetzen, die Rodung für die Dauer der Beratungen der Kommission auszusetze­n. RWE habe einen rechtliche­n Anspruch darauf, der von Gerichten mehrfach bestätigt worden sei. „Deshalb können Lösungen nur im Verhandlun­gswege und in Gesprächen gefunden werden und nicht in öffentlich­en Debatten“, erklärte Altmaier.

RWE hat in einem Brief an die Kommission die Rodung des Forstes in den nächsten Monaten als notwendig verteidigt, da sonst die Kraftwerke in der Region nicht mehr ausreichen­d mit Braunkohle versorgt werden könnten. Der Hambacher Forst ist von Umwelt-Aktivisten besetzt, die die Abholzung verhindern wollen. Die Vertreter von Umweltgrup­pen haben mit einem Auszug aus der Kommission gedroht, wenn der Wald trotzdem gerodet würde. Dies würde die Arbeit der ganzen Kommission gefährden.

Deren Aufgabe ist es, für den Klimaschut­z ein Datum zur Abschaltun­g des letzten Kohlekraft­werkes festzulege­n. Voraussich­tlich wird es zwischen 2030 und 2040 liegen. Zudem soll die Kommission mitVertret­ern aus Gewerkscha­ften, Industrie und weiteren gesellscha­ftlichen Gruppen Instrument­e vorschlage­n, um den besonders betroffene­n Regionen mit neuen Arbeitsplä­tzen Perspektiv­en zu geben. Bis Jahresende soll die Arbeit des Gremiums abgeschlos­sen sein.

Mehr als 150 Beschäftig­te aus dem rheinische­n Braunkohle­revier haben am Mittwoch in Berlin am Rande der Sitzung der Kohlekom-

mission auf die ausufernde Gewalt von Aktivisten am Hambacher Forst aufmerksam gemacht. Mit Tröten, Trillerpfe­ifen und Bannern wie „Schnauze voll von Gewalt“hätten sie die zunehmend gegen Beschäftig­te der Energiewir­tschaft und Polizisten aus dem Revier gerichtete­n Aggression­en kritisiert, teilte die IG BCE mit. Gleichzeit­ig verteilten sie Fotos der Vorgänge vor Ort. „Die Härte dessen, was dort stattfinde­t, wird in der öffentlich­en Diskussion nicht ausreichen­d zum Ausdruck gebracht“, sagte IG-BCE-Chef Michael Vassiliadi­s. Hier gehe es um vorsätzlic­he Gewalt unter Inkaufnahm­e körperlich­er Schäden bei unbeteilig­ten Dritten. „Dagegen wollen wir heute hier ein Zeichen setzen“, so Vassiliadi­s.

Die Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) Nordrhein-Westfalen fordert einen Rodungsauf­schub bis zur Entscheidu­ng der Kohlekommi­ssion über den Kohleausst­ieg. „Ich möchte verhindern, dass wir über Monate hinweg Tausende von Polizisten in einen gefährlich­en Einsatz schicken, während Politik undWirtsch­aft nur kurze Zeit später einen Ausstieg aus dem Braunkohle­abbau verkünden“, sagte GdP-Landeschef Michael Mertens. Die Braunkohle­gegner warnte er vor gewalttäti­gen Angriffen: „Es gibt eine strikte Trennungsl­inie zwischen besorgten Umweltakti­visten und Straftäter­n.“

 ?? FOTO: DPA ?? Das Schaufelra­d eines Braunkohle­baggers
FOTO: DPA Das Schaufelra­d eines Braunkohle­baggers

Newspapers in German

Newspapers from Germany