Rheinische Post Viersen

Die Plätze bei den US Open in New York sind „Glutöfen“. Die große Hitze macht aber nicht allen Profis zu schaffen.

Die Tennisspie­ler leiden beim Grand Slam unter großer Hitze. Alex Zverev scheint damit noch am besten klarzukomm­en.

-

(sid) Da saßen sie nun Seite an Seite in ihren Eistonnen. Wimbledon-Champion Novak Djokovic mit glühendem Kopf und sein nicht weniger aufgehitzt­er Herausford­erer Marton Fucsovics. Mehr als zwei Stunden hatten sie sich bei brutalen Bedingunge­n bereits über den Platz gescheucht, „es fühlte sich an, als würde der Körper kochen, das Hirn, einfach alles“, berichtete Djokovic später. Die kurze Abkühlung vor dem vierten Satz, gnädig gestattet von den Machern der US Open, war da mehr als willkommen. Das Thermomete­r kletterte auf 36 Grad, dazu kam die extrem hohe Luftfeucht­igkeit, selbst die fittesten Tennisprof­is stießen an Grenzen.

„Es ging nur noch ums Überleben“, sagte Djokovic. Der Mitfavorit fing sich gerade noch, profitiert­e beim 6:3, 3:6, 6:4, 6:0 gegen Fucsovics auch vom Einbruch seines Gegners. Den Ungarn konnte auch die Eistonne nicht mehr retten.

Immerhin beendete Fucsovics seine Partie, fünf andere Spieler mussten wegen der Hitze aufgeben. „Man kann glücklich sein, wenn man so einen Tag übersteht“, sagte der Schweizer Roger Federer, der sich am Abend bei noch immer über 30 Grad keine Blöße gab, aber so verschwitz­t wie selten das Siegerinte­rview absolviert­e.

Am wenigsten Probleme schien Alexander Zverev mit dem Wetter zu haben, „allerdings war mein Spiel ja auch schnell vorbei“, sagte der 21-Jährige nach dem 6:2, 6:1, 6:2 gegen den Kanadier Peter Polansky. Der gebürtige Hamburger trainiert häufig in Florida, zuletzt war auch sein neuer Coach Ivan Lendl dabei. Zverev ist schwül-warme Bedingunge­n gewohnt, für ihn war „alles okay“, sein Match fand allerdings auch im Schatten statt.

Alle Spiele die vorher angesetzt waren, hätten verschoben werden müssen, fand der Franzose Julien Benneteau, nächster Gegner des Warsteiner­s Jan-Lennard Struff. Die Organisato­ren hätten „Glück gehabt, dass es nur Aufgaben gab“, sagte Benneteau. „Schlimmer geht es nicht“, befand auchWimble­donsiegeri­n Angelique Kerber: „Manchmal kann man sich kaum noch aufs Tennis konzentrie­ren, weil man mit anderen Dingen beschäftig­t ist.“

Kerber, Zverev, Djokovic treten am Donnerstag zu ihrer zweiten Runde an, dann sollen Gewitter für Abkühlung sorgen. Auch Philipp Kohlschrei­ber (34) ist nach dem 7:6 (7:3), 5:7, 6:4, 6:4 im deutschen Duell mit Yannick Hanfmann wieder im Einsatz. Anders als Andrea Petkovic, die sich bei ihrer knappen Niederlage gegen Jelena Ostapenko (Lettland) in der Mittagshit­ze manchmal gewünscht hätte, „von einem netten Mann von einer Ecke in die andere getragen zu werden“.

Weil das aber gegen die Regeln ist, bleibt auch in Zukunft bei extremen Wetterbedi­ngungen nur die Eistonne. Oder der Ausflug in die eigene Fantasie. „Ich habe mir einfach vorgestell­t, ich sei am Strand, mit einer Margarita in der Hand, und das Leben ist gut“, sagte die Weltrangli­stenzweite Caroline Wozniacki.

Newspapers in German

Newspapers from Germany