Kartoffelernte geringer als sonst
Rund 1500 Landwirte informierten sich beim Weuthen-Kartoffeltag in Schwalmtal über neue Sorten und neue Technik. Die Ernte fällt in diesem Jahr geringer aus, die Fritten werden kleiner
1500 Landwirte informierten sich beim Weuthen-Kartoffeltag in Schwalmtal über neue Sorten und neue Technik. Pommes werden teurer.
SCHWALMTAL Europas größter Kartoffelhändler lud ein – und gut 1500 Landwirte aus halb Europa zwischen Dänemark und Frankreich kamen zu diesem „Treffen der internationalen Kartoffelwirtschaft“auf den Feldern an der Amerner Straße in Schwalmtal. Rund um Kartoffelparzellen war dort eine kleine Zeltstadt aufgebaut worden. Weuthen-Geschäftsführer Ferdi Buffen hieß auch eine Königin willkommen: Jessica Krebbing, 22-jährige Agrarbetriebswirtin aus Hamminkeln, hat schon im Kindesalter mit der Oma auf den Feldern „Schmörkes“gesucht und abends mit Genuss verspeist. Mitgebracht hatte sie Rezepte für Kartoffelkuchen und leckere Brownies.
Doch gab es auch etwas zu probieren. Jazzy, Loreley und Malika heißen die Sorten, die die Landfrauen Waldniel mit Dips als Verkostungen kredenzten. Sie sind festkochend, imGegensatz zur eher mehligen Melody. Bei den Namen für die Knollen sind der Fantasie kaum noch Grenzen gesetzt. Vorbei sind die Zeiten von Climax oder Bintje, heute sind Anais („verlockend le- cker“), Musica („früh und robust“) oder Alouette („geschmackvoll mit roter Schale“) gefragt – oderLevante oder Paris oder Arzade. Dazwischen gab es dann auch mal die Sorte „BH 0130“. An die 200 Sorten präsentierten-Unternehmenaus Deutschland, Belgien, Frankreich und den Nieder- landen. Sie waren im Frühjahr angepflanzt worden und lagen nun in Reih und Glied zum Betrachten da: schöne dicke Kartoffeln meist.
Von denen werden die meisten Landwirte in diesem Jahr nur träumen, denn „wir stehen vor der größten Herausforde- rung der vergangenen Jahre“, sagte Weuthen-Geschäftsführer Buffen. 2018 werde frühere Dürrejahre „noch toppen und in die Geschichte eingehen“. Die lange Trockenperiode hat dasWachstum der Kartoffeln verlangsamt oder gar gesteppt, sodass in diesem Jahr in Deutschland nur rund 8,5 Millionen Tonnen geerntet werden, zweiMillionen Tonnen weniger als sonst. Das werde die Preise für Speisekartoffeln treiben, weil auch die Verarbeitungsindustrie hinter jeder Kartoffel her sei, damit es nicht zu leeren Regalen bei Chips und Pommes komme, wie zuletzt beobachtet wurde, sagte Buffen.
Das Wort von den höheren Preisen hörte Stefan Tillmanns gerne. „Hoffentlich kommt dann auch bei uns unten davon etwas an“, sagte der Landwirt aus Wassenberg, der mit einigen Kollegen gekommen war, um sich über neue Trends zu informieren. Er schätzt, dass „das ein sehr spannendes Jahr wird“, weil man noch nicht endgültig sagen könne, was nun im September/Oktober noch aus dem Boden geholt werde. Mit welchen Riesenmaschinen das inzwischen passiert, wurde wie bei einer Moden- schau vorgeführt und kommentiert. Anschließend holten sie dann aber auch Kartoffeln aus Musterfeldern. „Da fährt wieder ein Eigenheim an uns vorbei“, spielte der Kempener Landwirt Hermann-Josef Bröck auf die Kosten an. Solche Maschinen könnten sich nur Agrardienstleister oder ganze große Landwirte leisten.
Mit Hacke und Spaten machten dagegen Schüler der Klasse 7c der Realschule zwei Reihen Kartoffeln aus, die sie im Frühjahr mit ihrem Biologielehrer Carsten Busse im Rahmen eines Unterrichtprojekts gepflanzt hatten. Es habe ihnen sehr viele Spaß gemacht, sagte er.