Gewinn von HSBC Deutschland bricht ein
Einbußen im Provisionsgeschäft und hohe Investitionskosten drücken das Ergebnis. Die Bank muss ihre Gewinnprognose nach unten korrigieren. Auch die Rendite sinkt, wenngleich auf vergleichsweise hohem Niveau.
DÜSSELDORF Lange Zeit haben die Probleme der Bankbranche die deutsche Tochter der britischen Großbank HSBC, weithin bekannt als HSBC Trinkaus & Burkhardt, ziemlich kalt gelassen. „Aber auch wir spüren Gegenwind“, sagt Finanzchef Paul Hagen, „es sind keine goldenen Zeiten.“In Zahlen heißt das für die ersten sechs Monate des laufenden Jahres: Der Gewinn vor Steuern ist um 45 Prozent auf 83,6 Millionen Euro geschrumpft, unter dem Strich steht ein Minus in ähnlicher Größenordnung. Die Konsequenz: Das Düsseldorfer Bankhaus muss seine Gewinnprognose für das Gesamtjahr nach unten korrigieren. Hagen spricht jetzt von einem „deutlich zweistelligen Rückgang“des Ergebnisses, nachdem bisher von einem Minus von etwa zehn Prozent die Rede gewesen war. Das Gesamtjahr werde aber besser ausfallen als die ersten sechs Mona- te, HSBC Deutschland werde einen Teil des Rückstandes aus dem ersten Halbjahr wieder aufholen, sagte Hagen am Donnerstag.
Das Problem sind unter anderem deutlich zurückgehende Erträge aus dem Provisionsgeschäft. Die sind unter anderem deshalb gesunken, weil Anleger aus Sorge vor steigenden Zinsen und einer schwächeren globalen Wirtschaftsentwicklung weniger als bisher in festverzinsliche Wertpapiere investieren. Der Provisionsüberschuss ist bis Ende Juni um fast 19 Prozent auf 210,8 Millionen Euro gesunken „Wir machen mehr Geschäft, erzielen aber weniger Erträge“, räumt Finanzvorstand Hagen ein. Augenfällig wird dies unter anderem bei Währungsgeschäften im Derivatebereich, die in der Summe zwar um zwölf Millionen auf 80 Millionen Euro gewachsen sind. Aber schaut man auf den Provisionsüberschuss im Devisengeschäft, ist der um zwei Millionen Euro gesunken.
Zu den Problemen auf der Erlösseite kommen aktuell hohe Investitionskosten, weil die Bank unter anderem auf dem Heimatmarkt deutlich wachsen will. „Wir sehen noch erhebliches Potenzial im deutschen Markt“, sagt Vorstandssprecherin Carola Gräfin von Schmettow. Seit dem Beginn der Wachstumsinitiative vor fünf Jahren, mit der das Unternehmen vor allem im gehobenen Mittelstand Kunden gewinnen wollte, ist die Belegschaft nach Angaben von Schmettows um ein Fünftel gewachsen. Im Juli sei erstmals die Marke von 3000 Beschäftigten überschritten worden. In die Digitalisierung von Geschäftsprozessen sei im ersten Halbjahr ein zweistelliger Millionenbetrag geflossen, heißt es. Ein Schwerpunkt ist die Wertpapierabwicklung. In dem Bereich will HSBC Deutschland bis 2020 das komplette Geschäft der Commerzbank übernehmen. Dadurch soll die Zahl der jährlich abgewickelten Transakti- onen nach früheren Angaben auf rund 110 Millionen wachsen. Langfristig werde das Mandat Zusatzerlöse in zweistelliger Millionenhöhe bringen, heißt es.
Ungeachtet der aktuellen Herausforderungen sieht sich HSBC immer noch in einer sehr komfortablen Position. Zwar sind die Zeiten, in denen Renditen auf das eingesetzte Kapital wie selbstverständlich zweistellig waren, vorerst vorbei. Aber die 8,3 Prozent vor Steuern für den Zeitraum zwischen Januar und Juni liegen immer noch deutlich über dem Mittel des deutschen Bankenmarktes, der im Durchschnitt knapp unter fünf Prozent ausweist. Besserung ist allerdings noch nicht in Sicht. In diesem Jahr werde die Rendite die zehn Prozent nicht erreichen, sagt Hagen, auch das kommende Jahr werde schwierig. Erst nach einer Zinswende, die es aber möglicherweise erst im letzten Quartal 2019 geben wird, sieht der Manager wieder mehr Rendite.