Rheinische Post Viersen

Patriot in Serie

Die Bücher über Jack Ryan sind Klassiker. Amazon Prime verarbeite­t sie nun als Miniserie.

- VON FELIX FRIELER

BERLIN (dpa) Wenn Victor einen Menschen tötet, bekommt er einen Dollar. Seine Kollegin in einem Drohnen-Steuerungs­zentrum des US-Militärs steckt ihm die Geldnote zu. Ihre Opfer sehen die beiden auf einem gestochen scharfen Satelliten­bild, über Leben und Tod entscheide­n sie per Knopfdruck. Die Sache mit dem Dollar ist eine Art zynische Wette. Victor hat eine der kargenWänd­e in seinem Schlafzimm­er mit den Geldschein­en tapeziert. Doch die Trophäen sind für den US-Soldaten gleichsam ein Fluch, der ihn nachts nicht schlafen lässt. Selbst im Casino wird er die Banknoten nicht los. Und je mehr Dollars dazukommen, desto mehr plagt ihn sein Gewissen.

Victor ist eine der vielen zweifelnde­n Figuren in der achtteilig­en Amazon-Serie „Tom Clancy‘s Jack Ryan“– Start ist am Freitag, 31. August. Sie beschäftig­t sich vor allem mit der Arbeit der US-Geheimdien­ste im Kampf gegen den Terror. Im Zentrum steht aber kein Agent à la James Bond oder Mission Impossible. Jack Ryan (John Krasinski) ist eigentlich Finanzexpe­rte. Hochintell­igent und trainiert – aber einer, der morgens mit Fahrrad und Rucksack ins Büro fährt.

Jack Ryan ist eine vom inzwischen verstorben­en US-Autor Tom Clancy erdachte Romanfigur, die übrigens nichts mit dem Soldaten James Ryan aus Steven Spielbergs gleichnami­gem-Weltkriegs­epos zu tun hat. Clancy schrieb dicke, patriotisc­he Politthril­ler, meist mit Ryan in der Hauptrolle, die in fast jeder Bahnhofsbu­chhandlung zu finden sind.

In acht Folgen erzählt die Serie eine Geschichte rund um den Kampf gegen Terror und gegenwärti­ge Konflikte im Nahen Osten. Die großen US-Militärein­sätze in der Region sind vorbei, aber die Geheimdien­s- te sind noch da. Jack Ryans Gegenspiel­er in der Serie ist Mousa bin Suleiman. Geflohen aus dem Libanon, teils aufgewachs­en in Frankreich, ist Suleiman der Kopf einer aufstreben­den Terrororga­nisation.

„Tom Clancys Jack Ryan“stellt immer wieder Bezüge zu dem her, was man gemeinhin über islamistis­che Terroriste­n und ihre Organisati­onen weiß. Vieles wird aber nur gestreift. Wer gut und wer böse ist, machen die Serienmach­er meist unmissvers­tändlich klar.

Der spannende Plot der Serie funktionie­rt, auch wenn er etwas gradlinige­r ist als die komplexen Geschichte­n anderer US-Serien. Wer sich am latenten US-Patriotism­us nicht stört, der kann Gefallen an der actiongela­denen Serie finden.

„Tom Clancy‘s Jack Ryan“, ab Freitag bei Amazon Prime

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FOTO: JAN THIJS/AMAZON PRIME/DPA John Krasinski, US-amerikanis­cher Schauspiel­er, steht in seiner Rolle als CIA-Agent Jack Ryan vor der Kamera. Er spielt für acht Folgen die von Tom Clancy erdachte Figur.

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