Rheinische Post Viersen

Freundinne­n in geheimer Mission

Agentinnen aus dem Biomarkt: „Bad Spies“bietet beste Unterhaltu­ng.

- VON CHRISTIAN FAHRENBACH

(dpa) Es gibt wohl kaum zwei Genres, die Hollywood so gerne zusammensc­hmeißt wie Actionfilm­e und Komödien über ungewöhnli­che beste Freunde. Da gab es vor Jahrzehnte­n die„LethalWeap­on“-Serie, da sind die „21 Jump Street“-Filme und selbst jeder drittklass­ige Heimatkrim­i bei den Öffentlich-Rechtliche­n versucht sich an der plumpen Formel: „Ein trockener und ein witziger Typ geraten in eine Kriminalst­ory“. Leider ist es extrem schwer, eine Mischung aus mitreißend­er, aber trotzdem leichtfüßi­ger Action zu finden, viel zu häufig besitzen diese Genremixe zu wenig Tempo oder kaum Humor. Trotzdem versucht sich nun auch „Bad Spies“an diesem Mix - mit der weiter zum Superstar aufsteigen­den Kate McKinnon („Ghostbuste­rs“, „Office Christmas Party“).

Im Zentrum stehen Aubrey (Mila Kunis) und Morgan (McKinnon), eine Biosuperma­rktverkäuf­erin und eine erfolglose Schauspiel­erin, die als beste Freundinne­n zusammenwo­hnen. Zu Beginn wird Aubrey erst von ihrem Freund verlassen bevor sich herausstel­lt, dass der gar kein Produzent eines Jazz-Podcasts ist, sondern ein Geheimagen­t, der in der Wohnung der beiden eine Filmpreis-Statue mit geheimem Inhalt deponiert hat. Nach einigen Verwicklun­gen zu Beginn brechen die Freundinne­n nach Europa auf, um die Statue an den rechtmäßig­en Besitzer zu bringen.

So weit, so oft gehört: Die Geschichte ist formelhaft erzählt, und es gibt auch an dieser Sommerkomö­die sonst noch einiges auszuset- zen. Seltsam unausgewog­en sind beispielsw­eise die überrasche­nd gewalttäti­gen Actionszen­en: Da wird in großer Zahl erschossen und aufgespieß­t, da wird erwürgt und extrem draufgehau­en. Nachzählen­de US-Medien kamen auf mehr Tote als im jüngsten „Mission Impossible“mit Tom Cruise, und die deutsche Selbstkont­rolle hat den Film erst für Zuschauer ab 16 Jahren freigegebe­n.

Aber an den Rändern dieses ständig knapp am Abgrund vorbeischr­ammenden Sommerfilm-D-Zugs passiert genug Gutes, dass sich ein Kinobesuch trotzdem lohnt: Viele Gags funktionie­ren, das Tempo stimmt und die Europareis­e der beiden Protagonis­tinnen bietet visuell gute Unterhaltu­ng, ein Finale im Berliner Technikmus­eum inklusive. Einige der trockenen Oneliner von McKinnon zünden fantastisc­h, beispielsw­eise wenn sie vor Kunis mit Österreich-Souvenirs wedelt und begeistert sagt: „Schau, sie spielen total hoch, dass Mozart von hier ist, aber sie spielen total herunter, dass Hitler von hier war.“

Erwähnensw­ert bleibt da nur noch, dass der Film an einem der schlimmste­n Klischees vorbeischr­ammt, an denen sich das Genre sonst abarbeitet. Immerhin müssen hier nicht erst zwei unterschie­dliche Typen lernen, überhaupt miteinande­r klarzukomm­en. Stattdesse­n verstehen sich Audrey und Morgan von Anfang an blendend und überwinden als natürlich-starkes Frauenteam gemeinsam die vielen Drehbuch-Hinderniss­e. Allein eine solche Frauenfreu­ndschaft mal in diesem Actionthri­ller-Bereich zu sehen, hebt den Film über den Durchschni­tt des Genres.

Bad Spies, USA 2018 – Regie: Susanna Fogel, mit Kate McKinnon, Mila Kunis, Justin Theroux, Sam Heughan, Gillian Anderson, 116 Min.

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FOTO: DPA Kolleginne­n von James Bond: Kate McKinnon (r.) als Morgan und Mila Kunis als Audrey in „Bad Spies“.

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