A44n ist fertig — A61 wird unterbrochen
Demonstranten versuchten die Eröffnung der Autobahn durch Verkehrsminister Hendrik Wüst zu stören. Mit der Freigabe der A44n in Fahrtrichtung Koblenz am Montag fällt die A61 von Wanlo nach Jackerath weg
MÖNCHENGLADBACH Eine Gruppe von 20 teilweise vermummten Kohlegegnern versuchte am Mittwoch vergeblich, die Eröffnungsfeier der Autobahn 44n zu sabotieren. Die Polizei löste die Demonstration samt Sitzblockade auf. Gegen die Demonstranten, die ein Transparent mit der Aufschrift „Vollsperrung für Braunkohle“präsentierten, wurden Platzverweise ausgesprochen und Strafverfahren wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr eingeleitet.
Mit etwa halbstündiger Verspätung konnte im Beisein von Nordrhein-Westfalens Verkehrsminister Hendrik Wüst die 10,5 Kilometer lange A44n zwischen Holz und Jackerath eröffnet werden. Gleichzeitig wird nun die Autobahn 61 zwischen den Kreuzen Wanlo und Jackerath unterbrochen, damit der Tagebau Garzweiler II weiter vordringen kann. Geschlossen werden soll diese Autobahn-Lücke wieder, so eine Forderung des Bundes, sobald der Tagebau beendet worden ist. Für die Region bedeutet das für Fahrten nach Süden einen Umweg über das Autobahnkreuz Holz und damit eine Verlängerung der Fahrtzeit um einige Minuten.
Das schwarz-rot-goldene Flatterband durchschnitten neben Wüst auch der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, Enak Ferlemann, Thomas Ganz, Regionalleiter beim Landesbetrieb Straßenbau, und RWE-Power-Vorstandsvorsitzender Frank Weigand. Hunderte von Gästen aus Politik und Verwaltung waren gekommen, die im großen Festzelt vor dem strömenden Regen Schutz fanden, der just zu den Reden einsetzte. Deshalb verlegten die Geistlichen beider Konfessionen, Regionaldekan Ulrich Clancett und Superintendent Dietrich Denker, ihre Autobahnsegnung auch ins Zelt. Die Segnung von Autobahnen durch die Kirche sei ein guter, alter Brauch, der durch die neue Landesregierung wieder ein- geführt worden sei, betonten Wüst und Ferlemann.
Die A44n gilt in ihrer Größenordnung als einmaliges Projekt in NRW. Staatssekretär Ferlemann bezeichnete sie als „ein tolles Stück Infrastruktur für die Region“. Der Autobahnbau sei eine „großartige Leistung deutscher Ingenieurskunst“. Schließlich war die A44n auf besonders schwierigem Untergrund, nämlich auf aufgeschüttetem Tagebauland errichtet worden. Die A44n müsse nun täglich 90.000 Fahrzeuge aufnehmen, sagte Ferlemann. Dafür wurden bis zu 7,40 Meter hohe Lärmschutzwände errichtet.
DerVerkehrsminister betonte vor allem in Richtung der vielen anwesenden RWE-Vertreter und ein wenig auch mit Blick auf die vorherige Anti-Kohle-Demonstration an der Autobahnauffahrt: „Auch die neue Landesregierung steht zu der Leitentscheidung von Rot-Grün.“Diese Verbindlichkeit könne RWE als Zusage mitnehmen. Im übrigen hätten sich die Demonstranten die falsche Zielrichtung ausgesucht. Der Erhalt der Energiesicherheit sei auch das Ziel der Landesregierung. Wüst sag- te: „Energiesicherheit ist nur in einem Mix zu erzielen. Und dafür werden wir noch lange auch auf fossile Brennstoffe angewiesen sein.“
RWE-Vorstand Weigand bezeichnete die A44n als „eine Lebensader für die Region“, die im Strukturwandel umso wichtiger werde. Er nutzte die Autobahnfeier aber auch für einen Appell vor dem Hintergrund der gewaltsamen Ausschreitungen im Hambacher Forst. Er sagte: „Ich verurteile diese Gewalt aufs Heftigste. Ich würde mir wünschen, dass statt Steinen und Molotowcocktails Argumente fliegen.“