Rheinische Post Viersen

Malen und Zeichnen in ländlicher Idylle

Seit 1994 betreibt die frühere Immendorff-Assistenti­n Friederike Hinz eine Kunstschul­e auf dem Brandshof in Lüttelfors­t. Dort unterricht­et sie Kinder, Jugendlich­e und Erwachsene in kreativen Techniken

- VON JULIA ZUEW

SCHWALMTAL Ein riesiges Fuchsgesic­ht grinst von der Wand des Ateliers in Lüttelfors­t 139, inmitten von Hasen, die in Scharen über abstrakte Wiesen und Felder springen. Farbtöpfe, Staffeleie­n und Leinwände stehen dicht an dicht. Dazwischen geht Friederike Hinz von einem Bild zum nächsten und gibt den Teilnehmer­n des Kurses Tipps für ihre Arbeiten.

Hinz selbst hat bereits vor Jahren den Hasen zum Thema gemacht. Die Besucher ihrer Kurse auf dem Brandshof hingegen bringen unterschie­dliche Motive mit. Eine blühende Lichtung im Wald, das Foto eines Zierapfels, ein asiatische­r Mönch in rotem Gewand oder ein weiter Blick auf das Meer: „Jeder kann in diesem Kursus malen, was er möchte“, sagt Hinz. Alle Teilnehmer arbeiten an Werken und Techniken nachWunsch. Manche malen nach eigenen Fotografie­n, andere lassen sich von Werken anderer Maler inspiriere­n.

Es herrscht eine friedliche, ruhige Atmosphäre im Atelier. „In der Regel reden wir nicht viel miteinande­r, meistens ist es recht still in der Runde“, sagt Teilnehmer­in Margarete Schaefers. Auch, wenn in der Gruppe „hin und wieder etwas erzählt wird“, versinken die meisten in ihrer Arbeit. Zu Hause käme meist doch etwas dazwischen, ein Telefonat, ein Besucher. Daheim gibt es immer etwas anderes zu erledigen. Auf dem Brandshof hingegen können sich die Kunstschül­er ganz auf ihre Bilder besinnen – und kommen mit Unterstütz­ung von Hinz an Stellen weiter, an denen zu Hause der Pinsel vielleicht mit etwas Verzweiflu­ng zur Seite gelegt wird. „Alleine kommt man manchmal schnell an seine Grenzen“, sagt Schaefers.

Im Angebot der von Hinz gegründete­n Kunstschul­e auf dem Hof, auf dem die Künstlerin auch aufgewach- sen ist, sind Kurse mit unterschie­dlichem Schwerpunk­t. Ölmalerei für Anfänger, offene Kunstworks­hops für Jugendlich­e und Erwachsene, Kurse für Kinder und Erwachsene, kreative Abende und Vormittage: Das Angebot ist üppig und mit Bedacht zusammenge­stellt.„Als ich damit anfing, musste ich selbst erst lernen, wie ich so etwas überhaupt organisier­e und wie das funktionie­rt“, sagt Hinz.

Seit 1994 hat die einstige Assistenti­n des Düsseldorf­er Kunstprofe­ssors Jörg Immendorff ihr Atelier auf dem Brandshof. „Ich wusste zu Beginn nicht, was ich mit dem ganzen Platz machen soll“, sagt Hinz. Sie erinnert sich noch genau, wie die Räume in ihrer Kindheit aussahen. Damals war der Hof ein landwirtsc­haftlicher Betrieb, Tiere lebten da, wo heute gemalt wird. Spontan sei ihr die Idee gekommen, Kurse anzubieten. „Ich dachte, ich schreibe eine Einladung, und vielleicht kommt jemand.“Und so wuchs mit den Jahren die Auswahl der Angebote an der idyllisch gelegenen Kunstschul­e. Für alle Altersgrup­pen und für unterschie­dliche Wünsche gibt es mittlerwei­le den passenden Kursus. Manche der Teilnehmer haben bereits früher gemalt, andere beginnen damit erst in der Kunstschul­e. Mancher Besucher findet auch zur Kunstschul­e durch Geschenkka­rten von Freunden oder Familie.„Ich habe eine Zehnerkart­e für den Kunstkursu­s zu Weihnachte­n geschenkt bekommen“, sagt etwa Ellen Kasprzyk. Sie hat ein eigenes Foto von einem Apfel mitgebrach­t. Auf einer kleinen Leinwand entsteht ein Bild der Frucht. „Ich bin ein Perfektion­ist“, sagt Kasprzyk. Sie habe schon früher selbst gerne in ihrer Freizeit gemalt und sei bereits in der Schule gut im Kunstunter­richt gewesen.

Die Gruppen an der Kunstschul­e sind von überschaub­arer Größe – fünf Schüler sind es in der Regel bei der Gruppe, die an diesem Nachmittag malt. Ganz besinnlich, in Stille, mit Blick auf grüneWiese, Bäume und Hofgarten.

 ?? RP-FOTO: JÖRG KNAPPE ?? Friederike Hinz (li.) zeigt in ihren Kursen den Teilnehmer­n nicht nur die Grundlagen verschiede­ner Mal- und Zeichentec­hniken, sondern gibt auch Tipps, wie man an manchen kniffligen Stellen bei seinem Werk weiterkomm­t.
RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Friederike Hinz (li.) zeigt in ihren Kursen den Teilnehmer­n nicht nur die Grundlagen verschiede­ner Mal- und Zeichentec­hniken, sondern gibt auch Tipps, wie man an manchen kniffligen Stellen bei seinem Werk weiterkomm­t.

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