Rheinische Post Viersen

Josip Drmic nimmt jede Herausford­erung an

Am Freitag entscheide­t sich, ob der Schweizer Stürmer Borusse bleibt oder nicht. So oder so: „Ich stecke den Kopf nicht in den Sand.“

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Was seine Aufstellun­g für das Spiel der Borussen am Samstag in Augsburg angeht, sagt Trainer Dieter Hecking: „Alles ist möglich.“Etwa so kann man auch die Aussage über die Zukunftspe­rspektive von Josip Drmic formuliere­n. Denn ob der Stürmer aus der Schweiz Borusse bleibt oder nicht, bleibt bis zum Ende der Transferze­it offen.

Einkaufen wird Borussia nicht mehr, doch sollte noch ein Angebot kommen, das den Gladbacher­n zusagt und für Drmic ebenfalls interessan­t ist, dann könnte es noch etwas werden mit dem Abschied des Stürmers nach drei Jahren in Gladbach. Wahrschein­lich aber ist, dass es nicht so kommt, denn Drmic hat sportlich und finanziell Ansprüche, und auch Borussia wird ihn nicht für jeden Preis abgeben, mindestens fünf Millionen Euro müssten es schon sein. So läuft es wohl darauf hinaus, dass Drmic bleibt und sich dem gesteigert­en Konkurrenz­kampf in Gladbach stellt, indes: aus einer ungünstige­n Position heraus. Denn in den ersten beiden Pflichtspi­elen gehörte er nicht zum Aufgebot und so wird es auch in Augsburg sein.

Drmic jedoch ist ein Kämpfer, er hat gelernt, dass auch aussichtsl­ose Situatione­n nicht total aussichtsl­os sein müssen. Experten sagten, er werde vielleicht nicht mehr Fußball spielen können, doch er kam zurück, schoss in der Schlusspha­se der vergangene­n Saison vier Tore für Gladbach und dann auch eines bei der WM. Trotzdem hat ihm Mana- ger Max Eberl gesagt, dass die Borussen den 2019 endenden Vertrag nicht verlängern wollen. „Er hat andere Pläne. Das hat er mir immer ehrlich gesagt. Was eine Ausnahme im heutigen Fußball ist“, sagte Drmic dem „Blick“.

Es ist ohnehin so, dass sich beide Seiten sehr schätzen, Trainer Dieter Hecking gefällt der Wille des Schweizers, gegenWider­stände anzugehen statt sich traurig in sein Schicksal zu fügen. Dass der Knorpelsch­aden in seinem Knie mögliche Interessen­ten abhält, in ihn zu investiere­n, könnte Drmic nicht nachvollzi­ehen. „Ich bin hundert Prozent fit, und mein Knie bereitet mir überhaupt keine Probleme mehr“, sagte er.

Wozu er in der Lage ist, hat er am Ende der vergangene­n Saison gezeigt, aber mit der Verpflicht­ung von Alassane Plea war klar, dass es eng wird für Drmic. Er selbst war 2015 sozusagen der Plea, als Borussia ihn für zehn Millionen Euro aus Leverkusen holte, um „einen anderen Typen“für den Angriff zu haben. Doch es klappte nicht mit Drmic und Borussia, es setzte sich die Problem-Geschichte„Gladbach und die Mittelstür­mer“fort, die zuvor mit Luuk de Jong begonnen hatte. Dann kam die Verletzung.

Gleichwohl oder gerade deswegen weiß Drmic, dass es kein „Nie“im Fußball gibt. Nicht, wenn es um ein urplötzlic­hes lukratives Last-Minute-Angebot am Freitag geht. Und auch nicht, was seine Zukunft in Gladbach betrifft. Verletzen sich zwei Offensive, dann sieht die Sache schon wieder anders aus.

Es gibt sogar Menschen, die sagen: Borussia darf Drmic nicht ab- geben. Wenn er gehen würde, würde sich, so geht die These, alsbald ein Offensiver verletzen und dann vielleicht noch einer, womit die derzeit glänzende Kadersitua­tion eine ganz andere wäre – und Drmic viel, viel näher dran als jetzt. Bleibt er je- doch, verbringt er die meiste Zeit auf der Tribüne, weil niemand ausfällt.

Allein die Tatsache, das ein WM-Fahrer keinen Platz im Kader hat, zeigt, wie gut die Borussen derzeit aufgestell­t sind. Von den sieben Spielern, die in Russland waren, standen aus diversen Gründen am Samstag gegen Leverkusen nur zwei beim Anpfiff auf dem Platz: Torwart Yann Sommer und Abwehrchef Matthias Ginter. Der bekam ein großes Lob von Hecking, für seine Abwehrund Führungsar­beit beim 2:0-Auf- taktsieg gegen Bayer Leverkusen.

Dass Ginter auch in Augsburg spielen wird, davon ist auszugehen. Und auch davon, dass Drmic nicht dabei sein wird, derweil Laszlo Bénes und Nico Elvedi Kandidaten sind für die Kader-Rückkehr. Das sind die Grenzen des personelle­n „alles ist möglich“bei Borussia.

Drmic lässt sich nicht beirren. Er wird die Situation nehmen, wie sie ab Freitag ist. Entweder ist er dann noch Borusse, oder eben nicht. „Ich bin bereit – für eine neue Herausford­erung. Und zur Not nehme ich auch die Herausford­erung an, mich neu bei Gladbach zu beweisen und zu zeigen, dass sie mit ihrer Idee, mich abzugeben, falsch lagen“, stellt er klar.

Ganz gleich, wie es kommt, sein Ansatz bleibt identisch. „ Ich pushe mich, gebe Gas, meine Trainingsl­eistungen stimmen. Ich liebe meinen Beruf. Ihr werdet niemals erleben, dass ich den Kopf in den Sand stecke“, sagte er.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Josip Drmic bleibt gelassen: Er hat gelernt, dass man im Fußball niemals „Nie“sagen darf. Möglich ist, dass er heute noch wechselt, wahrschein­lich ist, dass er bei Borussia bleibt.
FOTO: IMAGO Josip Drmic bleibt gelassen: Er hat gelernt, dass man im Fußball niemals „Nie“sagen darf. Möglich ist, dass er heute noch wechselt, wahrschein­lich ist, dass er bei Borussia bleibt.

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