Rheinische Post Viersen

Exoten am Niederrhei­n: Ein Teju fand ein neues Zuhause

Das Reptil war mitten im Wald unterwegs. Das Einfangen war keine leichte Angelegenh­eit.

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GREFRATH (akn) Was haben wir schon alles auf unseren Spaziergän­gen im nahegelege­nen Landschaft­sund Naturschut­zgebiet entdeckt. Hilflose Igel, angefahren­e Feldhasen und Kaninchen, das alles gehört ja selbstvers­tändlich in die am Niederrhei­n natürliche Fauna.Wir nahmen die verletzten Tiere mit nach Hause, holten fachmännis­chen Rat beim Tierarzt ein und pflegten sie dann oft erfolgreic­h gesund. Eines Tages fanden wir eine offensicht­lich vom Hund totgebisse­ne Truthahnhe­nne am Rand des Waldweges umgeben von sieben kleinen Truthähnen und drei Eiern im Gelege, die wir im Brutkasten eines Tierarztes erfolgreic­h ausbrüten ließen und mit eingeweich- ten Haferflock­en und, wie uns der Tierarzt riet, lautem „Put, Put, Put“anlocken und mit der Pinzette füttern sollten.

Erfolgreic­h zogen wir sie groß, bauten für sie eine großeVoliè­re und mussten sie dann nach mehreren Monaten doch in die Freiheit entlassen. Aber auch ein offensicht­lich ausgesetzt­es Meerschwei­nchen retteten wir eines Tages aus den Brombeerst­räuchern, stark verletzt und bereits von Maden befallen. Nach erfolgreic­her Behandlung durch den Tierarzt lebte Cäsar viele Jahre in unserer Familie. Unsere Nachbarin bemerkte einmal sehr treffend, wir sollten ein Schild am Haus befestigen: „Tiere in Not? Bitte hier klingeln“. Was aber der Sohn unserer Nachbarin eines Tages im Niederfeld entdeckte, das sprengte doch den uns bisher bekannten Rahmen der Tierentdec­kungen in unserer Umgebung deutlich. Langsam schlich sich aus den Gräsern ein Exot, wie man ihn auch in den umliegende­n großen Zoos nur sehr selten antrifft. Ein kleines Krokodil? Ein Waran? Die Reptile machte durch ihre schwarz-weiß gefleckte Haut einen furchterre­genden Eindruck.

Es war natürlich zunächst ein Schock für den Entdecker. Ist dieses Tier gefährlich? Der Biss vielleicht giftig oder stark verletzend? Es einzufange­n, dazu gehört dann schon Mut aber auch eine ausgeklüge­lte Taktik. Er telefonier­te mit einem Bekannten und bat um Hilfe. Solange behielt er das Tier im Auge. Als Unterstütz­ung eintraf, hielt er mit einer Astgabel den Kopf des Reptils nach unten. Der Bekannte griff beherzt zu und verstaute das eingefange­ne Tier in einem Sack. Nach dieser erfolgreic­hen Aktion informiert­en die tapferen Reptilienj­äger den Bauhof der Gemeinde Grefrath, der das Tier zunächst vorübergeh­end in seine Obhut nahm.

Es war, wie sich dann herausstel­lte, ein schwarz-weißer Teju. Ein seltenes Reptil, mit dem der Besitzer offensicht­lich überforder­t war oder es vielleicht durch einen Umzug bedingt loswerden wollte. Anstatt sich an das Tierheim zu wenden, das sich auch um Exoten kümmert und eine artgerecht­e Unterbring­ung sicher stellt, setzte er es einfach im Niederfeld aus. Der Teju hat sein neues Zuhause bei einem Reptilienb­esitzer gefunden, wo er gemeinsam mit anderen Tieren artgerecht gehalten wird.

Es einzufange­n, dazu gehört dann schon Mut aber auch eine ausgeklüge­lte Taktik

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FOTO: ALFRED KNORR In Mülhausen und Umgebung ist ein Teju ein eher seltener Fund. Aber es gibt Ausnahmen.

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