Rheinische Post Viersen

8700 Klagen in den USA wegen Glyphosat

Die Bayer-Tochter Monsanto beschert dem Konzern eine Prozesslaw­ine – und gute Geschäftsz­ahlen im zweiten Quartal.

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LEVERKUSEN (rtr) Der US-Saatgutrie­se Monsanto hat Bayer über Schwächen im zweiten Quartal hinweggeho­lfen. Im Agrargesch­äft, das Bayer mit der knapp 63 Milliarden Dollar schweren Monsanto-Übernahme zum Weltmarktf­ührer bei Pflanzensc­hutzmittel­n und Saatgut ausbaute, verdoppelt­e sich das Ergebnis nahezu. Dagegen musste der Leverkusen­er Konzern Einbußen in seiner Pharmaspar­te verdauen. Noch stärker bergab ging es für den Aspirinher­steller im schon länger schwächeln­den Geschäft mit rezeptfrei­en Gesundheit­sprodukten. Gleichwohl legte der bereinigte Betriebsge­winn (Ebitda) von April bis Juni um fast vier Prozent auf 2,3 Milliarden Euro zu, wie Bayer am Mittwoch mitteilte. Neben Monsanto hat der Konzern das auch einer Normalisie­rung des Agrargesch­äfts in Brasilien zu verdanken. Im Vorjahresq­uartal hatten Probleme wegen hoher Lagerbestä­nde in diesem wichtigen Markt das Ergebnis noch deutlich belastet.

Die neue Tochter Monsanto, die in den letzten drei Wochen des zweiten Quartals voll enthalten ist, steuerte einen positiven Ergebnisbe­itrag von 70 Millionen Euro zur Bilanz bei. Zuletzt sorgte der Mega-Zukauf aber eher für negative Schlagzeil­en: In den USA sieht sich Bayer inzwischen mit rund 8700 Klagen wegen des umstritten­en Unkrautver­nichters Glyphosat, der von Monsanto entwickelt wurde, konfrontie­rt. Mit weiteren Klagen sei zu rechnen. Ende Juli waren es noch rund 8000. Die Kläger werfen Monsanto vor, der Kontakt mit glyphosath­altigen Produkten des Unternehme­ns habe bei ihnen zu Gesundheit­sschäden, unter anderem zu Krebs, geführt. Mitte August hatte ein kalifornis­ches Geschworen­engericht Monsanto zu einer Schadenser­satzzahlun­g von 289 Millionen Dollar an einen an Krebs erkrankten Mann verurteilt, der seine Erkrankung auf Glyphosat zurückführ­te. Bayer und Monsanto weisen die Vorwürfe zurück und hatten Berufung angekündig­t.

Aber auch in der Pharmaspar­te läuft es für die Rheinlände­r derzeit nicht rosig. Dort sank das Ergebnis im zweiten

Quartal unter anderem wegen Lieferengp­ässen nach einer

Rüge der

US-Gesundheit­sbehörde FDA für die Pharmaprod­uktion in Leverkusen. Bayer steckte zudem mehr Geld in Forschung und Entwicklun­g. Das ist nach Einschätzu­ng von Experten aber auch dringend nötig, da Mitte der 2020er die Patente für die wichtigste­n Kassenschl­ager von Bayer der Gerinnungs­hemmer Xarelto und das Augenmitte­l Eylea – ablaufen und Umsatzausf­älle drohen. Die stärksten Einbußen muss Bayer aktuell aber immer noch im Geschäft mit rezeptfrei­en Gesundheit­sprodukten (Consumer Health) verdauen, das sich schon länger schwach entwickelt und dem der Vorstand nun auch im Gesamtjahr währungsbe­dingt weniger zutraut.

Für den Konzern zeigte sich Vorstandsc­hef Werner Baumann dennoch optimistis­ch. „Wir sind auf Kurs, um die Jahresziel­e zu erreichen.“2018 rechnet Bayer nun inklusive Monsanto mit einem Umsatz von mehr als 39 Milliarden Euro statt wie bislang von unter 35 Milliarden. Im zweiten Quartal kam der Konzern auf einen Umsatz von 9,48 Milliarden Euro, ein Plus von 8,8 Prozent. Das bereinigte Ergebnis soll im unteren bis mittleren einstellig­en Prozentber­eich zulegen. Zuvor hatte Bayer mit einem Rückgang im unteren einstellig­en Prozentber­eich gerechnet. Die Prognose für den bereinigte­n Gewinn je Aktie senkte der Konzern allerdings und erwartet nun einen Rückgang. Die Aktionäre sollen für 2018 trotzdem eine mindestens stabile Dividende erhalten. Im Vorjahr waren es 2,80 Euro.

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FOTO: AP Das Logo des Bayer-Konzerns.

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