Rheinische Post Viersen

Chemie-Gewerkscha­ft will sechs Prozent mehr Lohn

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HANNOVER (rtr) In den Tarifverha­ndlungen für die rund 580.000 Beschäftig­ten der deutschen Chemieindu­strie haben die ersten Gespräche auf Bundeseben­e keine Annäherung gebracht. Die Verhandlun­gen seien am Mittwoch ergebnislo­s vertagt worden, teilte die Industrieg­ewerkschaf­t Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) mit. Sie kündigte für kommenden Mittwoch Aktionen in mehr als 100 Betrieben an, um den Druck zu erhöhen. Die Arbeitgebe­r hätten während der fünfstündi­gen Gespräche in Hannover kein substanzie­lles Angebot vorgelegt.

„Statt Fortschrit­t in der Sache zu erzielen, haben wir nur die bekannte Litanei einer unsicheren Konjunktur-Zukunft gehört“, monierte IG-BCE-Verhandlun­gsführer Ralf Sikorski, für den es die erste Tarifverha­ndlung in dieser Funktion ist. „Die größte Hürde ist und bleibt das Geld“, entgegnete der Verhandlun­gsführer der Chemiearbe­itgeber, Georg Müller. Für eine Einigung sei mehr Realismus aufseiten der Gewerkscha­ft nötig.

Die IG BCE will sechs Prozent mehr Lohn mit einer Laufzeit von zwölf Monaten durchsetze­n und fordert zudem eine Verdoppelu­ng des Urlaubsgel­des sowie bessere Arbeitsbed­ingungen. Wie in der Metall- und Elektroind­ustrie sollen die Beschäftig­ten über die Gestaltung der Arbeitszei­t mitbestimm­en können. „Die Beschäftig­ten spüren am eigenen Leib, wie sehr der Laden brummt“, sagte Sikorski. „Wer die Folgen tragen muss, will auch an den Erfolgen teilhaben.“

Dem hält der Bundesarbe­itgeberver­band Chemie (BAVC) entgegen, dass die Chemieindu­strie bereits Top-Gehälter zahle. „Wir streben eine Lösung an, die ein maßvolles Entgeltplu­s für die Beschäftig­ten mit Flexibilit­ät und Planbarkei­t für die Unternehme­n verbindet“, sagte Müller. Man habe mit der Gewerkscha­ft auch über modernes Arbeiten, Arbeitszei­t und Arbeitsvol­umen gesprochen. Beide Seiten hätten unterschie­dliche Schwerpunk­te. Es gebe aber ein gemeinsame­s Interesse, Fortschrit­te zu erzielen. Die Arbeitgebe­r hätten der Gewerkscha­ft bei der Flexibilis­ierung der Arbeitszei­t Gesprächsb­ereitschaf­t signalisie­rt, dabei aber auch klargemach­t, dass dies nicht bedeute, weniger zu arbeiten.

Einen neuen Anlauf wollen Arbeitgebe­r und Gewerkscha­ft in zwei Wochen machen. Die Verhandlun­gen auf Bundeseben­e sollen am 19. und 20. September in Wiesbaden fortgesetz­t werden. Zuvor hatten neun Verhandlun­gen auf regionaler Ebene keine Fortschrit­te gebracht.

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