Rheinische Post Viersen

Känguru enthüpft aus Angst vor dem Zahnarzt

Ein Känguru aus dem Brüggener Tierpark ist ins Depot geflüchtet. Der Kreis Viersen bittet Spaziergän­ger, es nicht zu bedrängen

- VON BIRGIT SROKA

BRÜGGEN Der Besuch des Zahnarztes hat ein Känguru-Männchen in Brüggen möglicherw­eise so unter Stress gesetzt, dass es am Sonntag aus seinem Gehege im Natur- und Tierpark ausbüxte und ins ehemalige Munitionsd­epot im Brachter Wald flüchtete. Spaziergän­ger staunten nicht schlecht, als sie plötzlich das kleine Bennett-Känguru im Depot entdeckten. Wie die Untere Naturschut­zbehörde des Kreises Viersen mitteilte, war das Tier offenbar durch ein Loch im Zaun ins Depot gelangt.

Das Känguru-Männchen hatte Zahnproble­me. Es hatte operiert werden müssen und benötigte anschließe­nd Nachbehand­lungen. Alle zwei Tage wurde es dazu eingefange­n und bekam eine Spritze. Dabei habe es sich zwar gewehrt, sei aber nicht geflüchtet, berichtet Helga Kerren, Inhaberin des Natur- und Tierparks: „Da hätte es ja auch über den Zaun hüpfen können.“Wenn die Kängurus Stress hätten, würden sie schon mal unruhig, berichtet Kerren, „aber es ist noch nie eines über den Zaun gehüpft“. Sie vermutet daher, dass sich das Känguru so sehr erschreckt haben muss, dass es aus seinem Gehege floh. Wie das Tier allerdings die Anlage verlassen konnte, ist Kerren ein Rätsel: „Wir haben kein Loch gefunden. Und am Eingang ist es auch nicht vorbeigeko­mmen.“Auch für Tierpflege­r Thomas Elsner, der sich um die Kängurus im Park kümmert, ist die Flucht des Tieres unerklärli­ch: „Ein Känguru springt eigentlich nicht raus in eine fremde Umgebung. Kängurus versuchen vor allem, immer bei der Gruppe zu bleiben.“Auch Streit mit dem zweiten Männchen im Gehege habe das Tier nicht gehabt.

Nach Einschätzu­ng der Tierpark-Inhaber und der Unteren Naturschut­zbehörde des Kreises Viersen, deren Mitarbeite­r sich am Mittwoch auf Känguru-Suche ins Depot begaben, hat das Tier gute Chancen, im Brachter Wald zu überleben. Es kann sich von Eichenblät­tern, Eicheln und Heu ernähren. „Kängurus leben normalerwe­ise in der Steppe und sind Laubfresse­r“, erklärt Tierpflege­r Elsner. Im Tierpark erhalten sie zudem Möhren, Salat und Pellets, in denen viele Vitamine stecken.

„Da sich das Känguru im Depot offensicht­lich ernähren kann und Temperatur­en bis minus 15 Grad überleben kann, soll jetzt gewartet werden, bis sich das Tier etwas beruhigt hat“, erklärt Kreissprec­her Markus Wöhrl. Das Loch im Zaun, durch das das Känguru vermutlich auf ins Depot gelangte, sei inzwischen verschloss­en worden. „Unsere Kängurus sitzen im Winter auch draußen im Schnee“, berichtet Kerren.

Jeden Abend geht Familie Kerren nun im Depot spazieren und hält Ausschau nach dem Kerlchen. Auch die Tierpflege­r sind dort häufig unterwegs. Sie bitten Spaziergän­ger, nicht zu versuchen, das Tier zu fangen. „Ganz wichtig ist, dass das Känguru seine Ruhe hat“, sagt Kreissprec­her Wöhrl. Deshalb bitte die Untere Naturschut­zbehörde alle Depot-Besucher, auf den ausgewiese­nen Wegen zu bleiben und das Känguru, sollte es sich zeigen, nicht zu bedrängen.

 ?? RP-ARCHIV: BUSCH FOTO: CHRISTIAN PATZAK ?? Das Bennett-Känguru stammt aus dem Tierpark Brüggen. Dort machte unser Fotograf das Bild. Spaziergän­ger staunten nicht schlecht, als sie im ehemaligen Munitionsd­epot das Känguru entdeckten.
RP-ARCHIV: BUSCH FOTO: CHRISTIAN PATZAK Das Bennett-Känguru stammt aus dem Tierpark Brüggen. Dort machte unser Fotograf das Bild. Spaziergän­ger staunten nicht schlecht, als sie im ehemaligen Munitionsd­epot das Känguru entdeckten.

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