Breyell in Sandstein gehauen
Ein Relief soll an den 900. Geburtstag des Ortes erinnern. Noch arbeitet Künstler Rudolf Meyer Millimeter für Millimeter an der Platte. Offizielle Enthüllung ist am Sonntag während des Denkmaltages
BREYELL Der Steinblock steht schon im Grünbeet an der Rückseite des Lambertiturms, nun fehlt noch die etwas schräg aufzubringende Reliefplatte. Diese steht noch im Garten des Künstlers Rudolf Meyer am Hohlweg.
Das Relief muss noch den letzten Schliff erhalten, vor allem aber auf der Metallplatte befestigt werden, mit deren Schaft es über den Sockel am Lambertiturm gestülpt wird. Das braucht Manpower, denn das gute Stück Sandstein wiegt noch um die 50 Kilogramm. Als es von der Südeifel bei Bitburg nach Breyell gebracht wurde, wog es noch 30 Kilogramm mehr. Diese hat Meyer in den vergangenen Monaten Zentimeter für Zentimeter, zuletzt Millimeter für Millimeter weggemeißelt und mit Kobaltbohrer und Industriediamtschleifern glatt geschliffen, bis der Künstler die Konturen des Breyeller Gebietes so herausgearbeitet hatte, wie es sich heutzutage nach der Stadtteil-Trennung von Schaag darstellt. Am östlichen Rand begrenzt deutlich sichtbar die Nette das Gebiet, auch die sechs Seen vom oberen Breyeller See bis zum kleinen Wittsee sind angedeutet. Im Norden und Westen und Süden sind die Begrenzungen zu Leuth, Kaldenkirchen, Bracht und Schaag durch eine abfallende Kante markiert.
Auch ein bisschen Geschichtsunterricht muss sein. Denn das Wappen in der Nordwestecke ist nur ausgewiesenen Mittelalterhistorikern auf den ersten Blick bekannt. Es gehört den Grafen von Kessel, die von der anderen Maasseite aus im 12. und 13. Jahrhundert in Breyell das Sagen hatten. Ihr Einflussgebiet dehnte sich sogar bis nach Gladbach aus. Über eine „900“gleitet der Blick zum Logo der Stadt Nettetal, in dessen stilisiertem N-Bogen sich – bei Gelegenheit – immer etwas Wasser sammelt: typisch Seenstadt eben.
Wie lange er an der Relief-Skulptur gearbeitet hat, hat Meyer nicht festgehalten. „Ein Drittel der Zeit geht mit Vorbereitung und Planung drauf,“erzählt er, ein weiteres Drittel dann mit Absprachen und schließlich der Rest mit der Arbeit. Zu den Absprachen gehörten nicht nur zwei Fahrten in die Eifel zum Aussuchen des Steinmaterials, sondern
auch Gespräche mit dem Hinsbecker Steinmetzmeister Manfred Mangold wegen der Statik. „Denn flach habe ich bisher nicht gearbeitet, sondern nur Hochformate gestaltet“, wie Meyer sagt. In seinem Kunstgarten kann man es sehen.
Der seit 2011 in Breyell lebende ehemalige Bank-Risikomanager, der die Bildhauerei als Hobby betreibt und nebenbei auch eine Galerie führt, hat das Relief dem Verkehrsund Verschönerungsverein (VVV) Breyell zur 900-Jahrfeier geschenkt. Festorganisator Rolf Ingenrieth freut sich über diese „ehrenwerte Tat“, die nun allgemein sichtbar werden soll: Am Sonntag, 9. September, 11.30 Uhr, wird das Relief von Bürgermeister Christian Wagner (CDU) feierlich enthüllt, nachdem er eine Stunde zuvor in der Stadtbücherei den „Tag des offenen Denkmals“eröffnet hat; anschließend können alle dann am Spaziergang zu den alten Handelshäusern mit Angela Wegers teilnehmen.
„Flach habe ich bisher nicht gearbeitet, sondern nur Hochformate gestaltet“Rudolf Meyer
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